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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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begrüßte sie. Die ersten Worte, die er sagte, als er Cassie in der Tür des Flugzeugs stehen sah, waren: »Sara ist kränker als Scheiße.«
    Er packte Cassies Tasche, rannte auf sein Fahrzeug zu, riß die Beifahrertür weit auf und wartete, bis Cassie ihn eingeholt hatte. Sam sprang auf die Ladefläche. Das Haus war keine fünfhundert Meter weit entfernt.
    »Sie hat Bauchschmerzen, und ihr Magen ist nicht in Ordnung. Sie übergibt sich ein wenig, und dann ist ein paar Stunden lang alles in Ordnung. Wir haben keine Ahnung, was ihr fehlt.«
    Von den Symptomen her, die sie ihr am Telefon geschildert hatten, konnte sich Cassie ebenfalls kein Bild machen. »Wie alt ist das Mädchen?«
    »Sie wird im kommenden März siebzehn«, sagte er. »Sie ist unsere Jüngste.«
    Der Horizont im Süden erstreckte sich in die Unendlichkeit, und dort gingen die Erde und der Himmel nahtlos ineinander über, während sich im Osten und im Norden rote Sandhügel erhoben. Das Gehöft, ein monströser Bau, der drei Stockwerke hoch aufragte, schien fehl am Platz zu sein, ein einsamer Wachposten in diesem flachen Land, der schon aus der Ferne störend ins Auge fiel.
    Bill Miller trat so fest auf die Bremse, daß Cassie fast gegen die Windschutzscheibe prallte. »Tut mir leid«, entschuldigte er sich und schnappte ihre Tasche. »Sara ist oben.«
    »Du willst mich dabeihaben?« fragte Sam, als er seine langen Beine von der Ladefläche schwang.
    »Komm mit«, antwortete Cassie und folgte Bill die Treppe hinauf. Sie eilten durch die riesige Eingangshalle mit der hohen Decke und rannten die geschwungene Treppe hinauf. In einem der Schlafzimmer saß Marian, Bills Frau, neben ihrer bewußtlosen Tochter. Sie sprang auf, sowie sie das Zimmer betraten.
    Cassie begab sich augenblicklich zu dem Mädchen, das in dem Bett lag.
    »Sie hat über schwere Magenschmerzen geklagt«, sagte Marian. »Und vor etwa einer Stunde hat eine starke Blutung eingesetzt.«
    Cassie sah schockiert auf das schlafende Mädchen herunter, das bleich war und schwitzte. Sie wandte sich zu den Eltern des Mädchens und zu Sam um und sagte: »Warten Sie bitte im Korridor, solange ich sie untersuche.«
    Innerhalb von Minuten konnte Cassie feststellen, daß es sich um eine extrauterine Schwangerschaft handelte.
    »Ist es eine Blinddarmentzündung?« fragte die Mutter, als Cassie in den Flur trat.
    »Es sieht ganz danach aus«, antwortete Cassie. »Wenn ich sie nicht augenblicklich operiere, wird es zu einer Bauchfellentzündung kommen.«
    »Operieren?« Marian schlug sich eine Hand vor den Mund. »Hier?«
    »Wir haben keine Zeit mehr, sie ins Krankenhaus zu bringen. Sam, komm mit mir ins Zimmer. Mrs. Miller, kochen Sie Wasser für mich ab. Ich brauche sauberes Bettzeug und einen Raum für die Operation. Was ist mit der Küche? Haben Sie dort einen langen Tisch, oder könnten Sie einen aufstellen? Ich gebe Ihnen eine halbe Stunde Zeit, um alles so gründlich zu säubern, wie es nur menschenmöglich ist, und um Wasser abzukochen.« Diese Notoperationen unter nicht sterilen Bedingungen machten sie jedesmal wieder nervös.
    Marian stand da und starrte Cassie an, bis Cassie auf sie zuging und ihren Arm packte. »Haben Sie mich verstanden?«
    Marian schüttelte den Kopf und rannte zur Tür hinaus.
    »Sam. Ich brauche dich.«
    Als er in das Zimmer kam, schloß sie die Tür hinter ihm.
    »Das Mädchen ist schwanger«, sagte Cassie, »und ich bin sicher, daß ihre Eltern nichts davon ahnen. Vielleicht ahnt sie es sogar selbst nicht.«
    Er warf einen Blick auf das Mädchen, das in dem Bett lag.
    »Wahrscheinlich ist sie erst ein paar Wochen fortgeschritten, aber es ist eine ektopische Schwangerschaft.«
    »Hm?« Er kratzte sich den Kopf und sah Cassie an.
    »Davon spricht man, wenn sich das befruchtete Ei außerhalb der Gebärmutter einnistet … vielleicht im Eileiter oder in der Bauchhöhle oder sogar im Bauchfell.«
    »Was heißt das?« Er brachte immer genug Interesse auf, um ihr Fragen zu stellen.
    »In der glatten, durchsichtigen, dünnen, wäßrigen Schleimhaut, mit der die Bauchhöhle innen … ach, vergiß es. Jedenfalls ist das kein natürlicher Zustand, und ein sofortiger Eingriff ist erforderlich. Sie steht jetzt unter Schock und wird bald tot sein, wenn ich nicht schnell etwas unternehme. Ich habe ihren Eltern gesagt, daß es sich um eine Blinddarmentzündung handelt. Ich lasse nicht zu, daß sie dieses Mädchen noch mehr bestrafen als mit dem, was sie ohnehin gerade durchmachen

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