Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
sprechen? Zum Beispiel über Troy Stockton, für den wir uns beide interessieren. Die Nacht mit ihm war Spitze, der Morgen danach war Scheiße. Was sind Ihre Erfahrungen?«
Mia starrte sie mit offenem Mund an.
Elaina atmete tief durch. Sie entdeckte Weaver, der sie aus der Ferne anschmachtete.
»Wie angenehm sind doch Gespräche von Frau zu Frau«, sagte Elaina und glitt vom Hocker. »Das sollten wir wiederholen.«
Wartete Elaina auf seiner Veranda? Oder war es Weaver? Oder sonst jemand, der mit einem scheußlichen Ford Taurus die Gegend unsicher machte? Noch vor fünf Minuten wollte Troy nur noch ein kühles Bier, eine heiße Dusche und danach zehn Stunden schlafen. Als er aber Elaina in einem seiner Verandasessel entdeckte, wie sie aufs Meer sah, änderte er seine Pläne. Und dann war da noch ihre kleine schwarze Reisetasche, die neben der Tür stand.
»Du bist zurück.« Sie ging zu ihm.
Ihr Haar hatte sie zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammengebunden. Die Dienstmarke und die Waffe, die sie offen trug, ließen auf nichts Gutes schließen. Das Gerücht, das er von Maynard gehört hatte, stimmte also. Sie gehörte nicht mehr zur Task Force. Sie war zu ihm gekommen, um sich zu verabschieden.
Ein Stich durchzuckte seine Brust.
»Darf ich hereinkommen?«, fragte sie zurückhaltend.
Er sperrte die Tür auf, nahm ihre Tasche und bat sie herein.
Er machte kein Licht. Er liebte das Halbdunkel. Auf den Küchentisch entleerte er seine Hosentaschen: Portemonnaie, Handy und Aufnahmegerät.
Sie stand etwas unbeholfen neben der Tür. Aber dann überwand sie sich. »Wo warst du heute?«
»Unterwegs.«
»Wohin?«
»Nach Huntsville«, sagte er. »Und jetzt brauche ich eine Dusche.«
Er spürte, dass sie ihm durchs Haus folgte. »Ich habe mit Cinco gesprochen«, sagte er, zog sein T-Shirt aus und warf es auf einen Stuhl im Schlafzimmer. Er drehte sich zu ihr um. Er konnte es nicht glauben. Sie war wieder bei ihm – in seinem Haus. In ihrem schwarzen Hosenanzug sah sie wie die perfekte FBI -Agentin aus.
»Wie geht’s ihm?«, fragte sie.
»Beschissen.« Er ließ sich aufs Bett fallen und zog seine Stiefel aus. »War das deine Idee?«
»Wie kannst du das nur glauben?«
Er schleuderte einen Stiefel in die Ecke. »Vielleicht hast du deinen Kollegen deine Tätertheorie aufschwatzen können. Wer weiß.« Der zweite Stiefel landete auf dem Boden.
»Ich bin nicht mehr bei der Task Force.«
»Das habe ich gehört.« Er stand vom Bett auf und sah sie an. Auf den ersten Blick schien ihr das nichts auszumachen. Aber Troy kannte sie besser. Sie war aus einem bestimmten Grund hier. Sie brauchte etwas von ihm, und das hatte nichts mit dem Fall zu tun.
Sie ging zur Tür und räusperte sich. »Jetzt geh duschen. Ich will dich nicht aufhalten.«
Zehn Minuten ließ er kochend heißes Wasser auf sich niederprasseln. Zehn Minuten schrubbte er sich. Jedes Mal, wenn er den Fuß in ein Gefängnis gesetzt hatte, überkam ihn das Gefühl, der Abschaum der Menschheit hätte sich auf ihm festgesetzt.
Er band ein Handtuch um die Hüfte, aber Elaina war nicht mehr in seinem Schlafzimmer. Er schlüpfte in ein Paar Jeans und ging in die Küche. Sie stand vor der offenen Kühlschranktür. Sie hatte die Jacke ausgezogen und die Ärmel ihrer Bluse hochgekrempelt.
»Dein Kühlschrank erinnert stark an einen Junggesellen.«
»Ich bin ein Junggeselle.« Er nahm sich ein Bier vom obersten Regal. »Wenn du Hunger hast, kann ich eine Pizza bestellen.«
»Nicht nötig.«
Sie machte den Kühlschrank zu. Es war wieder düster in der Küche. Er öffnete die Bierflasche und trank einen Schluck. Ihr Blick fiel auf seine nackte Brust. Sie fühlte sich unbehaglich, sie war nervös. Klar, sie versuchte ihre Gefühle im Zaum zu halten. Gefühle für ihn.
Auch er hatte Gefühle. Er hatte sie zu einem festen Knoten in seiner Brust zusammengeschnürt. Sein Zorn hauste da. Aber auch seine Begierde.
Ihr Blick suchte ihn in dem dunklen Raum. Der Mond schien durch das Fenster über dem Spülbecken herein. Die Silhouette ihres Körpers zeichnete sich ab. Seine Augen blieben auf ihre Hüfte gerichtet, wo die Glock im Hosenbund steckte.
»Was hast du in Huntsville gemacht?«, fragte sie.
»Ich habe noch mal mit Diggins gesprochen.«
Sie drehte den Kopf zur Seite.
»Ich wollte herausfinden, woher er die genauen Informationen zu Mary Beths Tod hatte.«
»Und?«
»In der Untersuchungshaft hatte er einen Wächter belauscht. Dessen Kumpel, ein Polizist,
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