Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
»Wann können wir uns dort treffen?«
»Ich dachte, Scarborough hätte dich rausgeschmissen.«
»Um wie viel Uhr?«
Ihr Magen knurrte.
»Elaina, hältst du das wirklich für eine gute Idee?«
Sie wollte gerade ihre Kreditkarte in die Brieftasche zurückstecken, als ihr etwas einfiel.
»Elaina? Bist du noch dran?«
»Ja«, sagte sie. »Und ich weiß jetzt auch, wie er es macht.«
Elaina parkte ihre Klapperkiste in der Nähe des Eingangs. Troy hatte sie sofort entdeckt und lief zu ihr.
»Deine Theorie stimmt«, sagte er. Sie stieg aus.
»Was machst du hier?« Elaina sah sich auf dem leeren Parkplatz des Coconuts um. »Und wo sind die Gäste? Sie schließen doch erst um zwei.«
»Sonntags schon um Mitternacht. Du hattest recht mit dem Kreditkartentausch. Hinter der Kasse ist ein Versteck, in dem er die Karten von allen möglichen Banken deponiert hat. Jede ist auf den Namen Jenny Etheridge ausgestellt.«
»Wer ist das?«, fragte sie.
»Seine Mutter. Seine Schwester. Seine Katze. Keine Ahnung. Egal. Weaver hat mir von deiner Theorie erzählt, und ich denke, du liegst richtig. Er behält die Karte des Opfers und gibt ihr eine, die genauso aussieht, nur Name und Nummer sind nicht identisch. Die meisten Mädels sind halb beschwipst. Denen fällt das nicht auf. Sie stecken die falsche Karte ein und gehen.«
»Gestern Abend ist das Mia passiert. Sie ist nicht hier, oder?«
»Nein. Sie ist zurück nach San Marcos.«
»Und wo ist Joel Etheridge?« Sie ging Richtung Eingang, aber Troy hielt sie am Arm fest.
»Der ist nicht mehr da. Er ist direkt nach Feierabend gegangen. Das hat mir die Kellnerin gesagt.«
»Du denkst doch nicht …«
»Genau das denke ich.«
»Troy.«
Kim, die Kellnerin, rannte auf sie zu. Immer wieder sah sie nach hinten zur Bar. Sie gab Troy einen Packen Kassenzettel.
»Danke, du hast dir einen Hunderter verdient.« Er sah den Stapel sofort durch.
»Das kann mich meinen Job kosten. Worum geht’s hier eigentlich?«
»Können Sie sich an eine bestimmte Frau, mit der Joel heute Abend gesprochen hat, erinnern?«, fragte Elaina.
»Nein. Warum? Sollte ich?«
Troy sortierte die Quittungen, die auf weibliche Kunden ausgestellt waren, aus. Die restlichen gab er Kim zurück. »Sechzehn Frauen haben mit Kreditkarte bezahlt. Mehr nicht?«
»Das Geschäft war zäh. Außerdem zahlen meistens die Typen.« Sie warf Elaina einen besorgten Blick zu. »Was ist hier los?«
»Und dir fällt wirklich niemand ein, mit dem Joel heute Abend besonders intensiv geredet hat? Jemand, der vielleicht sein Interesse geweckt hat?«, fragte Troy.
»Joel ist verheiratet.« Sie schien verwirrt zu sein. »Es war ein ganz normaler Abend, bis ihr aufgetaucht seid.«
»Um Gottes willen. Jamie hat mit Kreditkarte bezahlt.« Elaina blickte entsetzt zu Troy.
»Hat er sich für Jamie Ingram interessiert? Oder sonst jemanden an der Bar?«, fragte Troy die Kellnerin.
»Er hat mit dieser Volleyballspielerin ein bisschen geredet, deren Freundin ermordet worden ist. Sie war mit ihrem Freund und ein paar anderen Leuten hier. Sie war nicht gut drauf. Joel hat versucht sie aufzumuntern.«
Elainas und Troys Blicke trafen sich. »Wir müssen sie finden. Sofort.«
Jamie saß auf ihrem Sitzsack und starrte zur Decke. Endlich hatte sie es getan. Nach fünf langen Monaten. Sie hätte es schon lange tun sollen, aber ihr hatte der Mut gefehlt. Bis heute Abend.
Was verdammt ist dein Problem, Jamie? Du führst dich auf wie die letzte Zicke.
Monatelang hatte sie sich seine Lügen angehört. Monatelang hatte sie ihn bedient. Monatelang hatte sie ihn ausgehalten. Und dann hat dieser eine Satz das Fass zum Überlaufen gebracht. Sie hatte mit ihm Schluss gemacht. Sie war nicht traurig darüber. Noch war sie wütend. Noch fühlte sie sich einsam. Sie fühlte einfach überhaupt nichts.
Was war überhaupt los mit ihr? Über Angelas Tod hatte sie keine einzige Träne vergossen. Eine Freundin hatte ihr die Todesnachricht überbracht, die für sie nur aus einzelnen Wörtern bestand, ohne rechten Sinn und Bedeutung. Und diese hohlen Wörter bestanden aus einzelnen Buchstaben, die der Zufall aneinandergereiht hatte und die jetzt unaufhörlich in ihrem Kopf rotierten und sie nicht mehr zur Ruhe kommen ließen.
Es klopfte an der Tür.
Noah? Das passte nicht zu ihm. Er war nicht der Typ, der um etwas, was er wollte, kämpfte. Und richtig gewollt hatte er sie nie. Das hatte sie all die Monate gewusst, aber sich nie eingestehen wollen. Sie schloss
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