Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
die Augen und schämte sich. Wo war ihre Selbstachtung geblieben?
Es klopfte wieder. Diesmal heftiger. Jamie stand auf und ging zur Tür.
»Wer ist da?«, fragte sie. Sie blickte durch den Türspion.
»Hey, Jamie, ich bin’s, Joel. Du hast deine Kreditkarte in der Bar vergessen.«
Er hielt ihre Kreditkarte hoch, seine Augen waren direkt auf den Türspion gerichtet. Er hob die Augenbrauen hoch und lächelte. Das tat er immer, wenn er mit Frauen an der Bar flirtete. Heute Abend hatte er mit ihr geflirtet. Ihr Herz schlug jetzt schneller. Zum ersten Mal seit vielen Tagen regten sich wieder Gefühle in ihr.
»Einen Streifenwagen an alle sechzehn Adressen. Und zwar so schnell wie möglich.« Elaina sprach mit Weaver am Telefon.
»Das wird schwierig. Das Polizeirevier in Lito hat nur sechs Beamte, wovon wir einem nicht trauen. Ich habe gerade mit Loomis telefoniert. Die vier Agenten auf der Insel verfügen nur über zwei Wagen.«
Elaina kniff die Augen zusammen und atmete tief durch. Troys Ferrari raste den Highway entlang in Richtung Bay Port. Er glaubte, Jamie würde da wohnen, auch wenn sie auf der Insel arbeitete. Cinco, am anderen Ende von Troys Handy, versprach, Jamies genaue Adresse herauszufinden.
»Ruf Ric an«, sagte sie zu Weaver. »Der ist einer von der schnellen Truppe. Und was ist mit dem Sheriff von Lito County? Vielleicht kann der …«
»Ric ist wieder in San Marcos«, sagte Weaver. »Sein Chef hat ihn zurückgerufen. Er soll die Suche nach den caches in der Nähe des Wanderwegs organisieren.«
»Das wusste ich nicht.«
»Das nächste Problem: Wohin sollen wir unsere Beamten schicken?«, fuhr Weaver fort. »Wir haben zwar die Namen der Frauen, aber einige sind nicht von hier. Sie sind nur im Urlaub auf Lito.«
»Klappert alle Hotels ab«, sagte Elaina. »Beginnt mit denen in der Nähe des Coconuts. Geht die Gästeregister durch.«
»Wir haben zu wenig Leute«, sagte Weaver. »Wir müssen Prioritäten setzen.«
»Jamie Ingram steht ganz oben auf unserer Liste. Wir bekommen bald ihre Adresse. Danach alle, die allein hier Urlaub machen.«
»Ich habe sie«, sagte Troy. »Sie wohnt 561 Lowland Road, Wohnung C. Das müsste direkt hinter dem Damm sein, die zweite Ausfahrt Richtung Norden.«
Elaina wiederholte für Weaver die Ortsangabe.
»Ich habe gerade das Zeichen für die Ausfahrt gesehen«, sagte Weaver.
»Dann bist du vor uns. Ruf mich an, sobald du da bist.«
Sie legte auf und sah zum Fenster hinaus. Restaurants, Motels, Bars und Surfshops rasten vorbei. Troy jagte bei Gelb über eine Kreuzung, musste aber heftig auf die Bremse treten, als plötzlich eine Gruppe Teenager vor dem Wagen auftauchte. Elaina flog nach vorne und stieß mit dem Kinn ans Armaturenbrett.
»Entschuldigung.«
»Fahr einfach weiter«, sagte sie, nachdem die Jugendlichen die Straße überquert hatten. Sie zählte die Ampeln bis zu der Straße, die von der Insel führte. Es waren noch immer drei.
»Hast du heute irgendwelche Nachrichten erhalten?«, wollte er wissen. » SMS ? Oder war etwas auf der Mailbox?«
Sie überprüfte zum dritten Mal heute ihr Handy. »Nein. Nichts.«
»Ruf Ben an. Vielleicht hat der Kerl seine Tat auf der Website angekündigt. Oder in einem Chatroom.«
Elaina ging die Anrufliste ihres Handy durch, bis sie Bens Nummer fand. Sie drückte auf Rückruf , schloss die Augen und betete.
26
Troy trat aufs Gaspedal. Am liebsten wäre er über den Damm geflogen. Vielleicht hätten sie ihn danach zum zweiten Sheriff gemacht. Es war 1.13 Uhr. Joel Etheridge hatte genug Zeit gehabt, seinen Hintern zu der Wohnung seines neuen Opfers zu bewegen. Vielleicht hatten ihn Weaver oder Cinco dort abfangen können. Das war Troys einzige Hoffnung.
Elainas Handy klingelte. Sie hob ab, hörte zu und sagte nichts. Ihr Blick verhieß nichts Gutes.
»Sie ist nicht mehr da«, sagte sie.
»Sie ist nicht mehr zu Hause?«
»Ihre Handtasche ist da. Die Wohnungstür ist offen. Ihr Jeep steht vor dem Haus.«
»Wir brauchen genaue Angaben über Etheridges Wagen. Was für eine Karre fährt der Typ? Er ist bestimmt auf dem Weg zu einer Anlegestelle. Wir müssen ihn schnappen, bevor er mit dem Boot ablegen kann.«
Elaina hörte ihm nicht mehr zu, sie konzentrierte sich wieder auf das Telefonat mit Weaver. »Ihr habt keine Kreditkarte in ihrer Brieftasche gefunden? Aber sie hat an der Bar mit Kreditkarte bezahlt. Wahrscheinlich nimmt er sowohl die echte wie auch die falsche Karte an sich, um seine Spuren zu verwischen.
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