Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
Plexiglasfenster, hinter dem Elaina vor ein paar Stunden zu einer kurzen Nachbesprechung verschwunden war. Das Wort kurz war hier wohl sehr dehnbar. Troy hatte das Warten satt.
»Ich habe gerade mit dem Krankenhaus telefoniert«, sagte Weaver. »Jamie ist aufgewacht und bei klarem Verstand. Joel Etheridge wird noch operiert. Ob er es schafft, ist unsicher.«
»Der Kerl geht mir am Arsch vorbei.«
»Jedenfalls steht ein Beamter bereit, um ihn im Aufwachzimmer über seine Rechte zu belehren. Wussten Sie, dass er mit Brenda, der Kleinen von der Rezeption, verheiratet ist?«
»Ja.«
»Aber seine Wohnung kennen Sie bestimmt nicht?«
Troy schüttelte den Kopf.
»Er ist ein absoluter Waffen-, Polizei- und Militärfreak«, sagte Weaver. »Er besitzt Berge von Waffen, alle Arten von Polizei- und Militäruniformen, inklusive der Gerätschaften, die man für diverse Arten der Kriegsführung braucht. All das hat er in Kleidersäcke, Seesäcke und Reisetaschen verpackt, die er – aufgepasst! – in einem Schutzraum aus Beton aufbewahrt, den er selbst in seine Garage eingebaut hat. Der Schutzraum verfügt sogar über eine eingebaute Toilette. Es gibt genügend Proviant für die nächsten Monate. Der Kerl ist für den dritten Weltkrieg gerüstet.«
»Scheint ein Spinner zu sein.«
»Diesen Ausdruck mag ich nicht. Wenn man ihn nämlich für unzurechnungsfähig erklärt, kann er sich aus der Verantwortung stehlen. Jedenfalls werden wir nach dem Verhör mehr wissen. Ich halte ihn für stark paranoid mit Tendenz zum Größenwahn. Er hat auch eine interessante Bibliothek. Einige Biografien von Robert Hanssen sowie sämtliche Bücher von John McCord.«
Troy wusste, was als Nächstes kam.
»Er hat auch ein Foto von Elaina. Er hat es aus der Zeitung ausgeschnitten. Es ist bei der Pressekonferenz mit Breck aufgenommen worden. Sie steht neben Cinco und Ihnen. Er hat es vergrößert und um Elainas Kopf einen roten Kreis gemalt.«
Troy starrte Weaver nur an. Seine Wut, aber auch seine Erleichterung in Worte zu fassen kam ihm nicht in den Sinn.
Er drehte sich weg, sah auf die Uhr, dann in den Flur. Noch immer kein Zeichen von Elaina. Weaver lächelte ihn an.
»Was gibt’s?«
»Sie könnten die Zeit nutzen und der Notaufnahme einen Besuch abstatten. Auch der härteste Cowboy muss ab und zu verarztet werden.«
»Leck mich.«
»Danke, kein Bedarf«, sagte Weaver. »Es freut mich, dass Sie so gute Laune haben.« Er tätschelte Troys Arm. »Nur zu Ihrer Information, sie kommt gleich.«
Weaver verschwand hinter einer dicken grauen Tür. Troy stand auf, um sich die Beine zu vertreten. Und tatsächlich, eine andere dicke graue Tür ging auf, und Elaina erschien.
Sie sah mitgenommen aus, sie war am Ende ihrer Kräfte. Wut stieg in ihm auf. Dieser Joel Etheridge hatte versucht, sie zu ertränken.
»Du hast auf mich gewartet?«, fragte sie. Ihre blauen Augen blickten ernst.
Er legte den unverletzten Arm um sie und drückte sie an sich. »Wir gehen nach Hause.«
Ric stapfte die Stufen zu Mias Wohnung hoch. Was er hier wollte, war ihm völlig unklar. Er sah beschissen aus. Seit Tagen hatte er nicht geschlafen. Er war extra nach Hause aufgebrochen, hatte aber auf halber Strecke umgedreht.
Jetzt stand er vor ihrer Wohnungstür und starrte ihr Namenschild an.
Gerade wollte er klopfen, als die Tür aufging.
Sie erschrak und wich zurück.
»Hi«, sagte er.
Sie sah ihn mit großen Augen an. In der Hand hielt sie eine Kaffeetasse und die Wagenschlüssel. Sie trug Jeans und eines dieser gut sitzenden T-Shirts, die sie im Labor unter ihrem Kittel versteckte.
»Weißt du, wie spät es ist?«, fragte sie erstaunt. »Was willst du hier?«
»Keine Ahnung.«
Sie zog die Augenbrauen hoch. Jetzt musste er handeln.
»Natürlich weiß ich, warum ich hier bin.« Er stützte die Hände in die Hüften. Seine Jeans und sein T-Shirt gehörten längst in die Wäsche. »Ich war draußen in der Teufelsschlucht. Mit einer Hundestaffel.«
Jetzt dämmerte ihr, warum er hier war.
Er sah zu den noch mit Tau bedeckten Myrtensträuchern, die den Parkplatz umgaben. Heute würde es wieder brütend heiß werden. Gestern war es so schlimm gewesen, dass ein Spürhund beinahe zusammengebrochen war.
»Ich bin auf dem Weg nach Hause, um mich frischzumachen. Danach sage ich’s den Familien.«
»Ihr habt sie gefunden?«
Er nickte. »Beide hatte er unter Felsen begraben.«
»Und jetzt braucht ihr schnell eine positive DNA -Probe«, sagte sie.
»Ja. Das ist der
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