Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
oder Misstrauen, was sie in seinen Augen sah?
»Dann haben Sie wohl recht. Falls sie Ketamin im Körper hatte, werden wir Spuren davon finden. Sie sind davon überzeugt?«, fragte er.
»Das Gegenteil würde mich überraschen. Denn wir haben bei all seinen Opfern Ketamin gefunden.«
Er sah Elaina lange an. Troy hatte gerade seine Aussage beendet und machte sich auf den Weg zu ihr.
»Das ist jetzt unser Fall, verstehen Sie?«, sagte Loomis zu ihr. »Wir sind nicht nur auf bundesstaatlichem Gebiet, wir haben es auch mit einem Serienmörder zu tun. Es wird Zeit, dass wir uns darum kümmern.«
Elaina überlegte. Was wollte er damit sagen? Jeder wusste inzwischen, dass das FBI den Fall übernommen hatte. Die giftigen Blicke, die sie heute Abend von Breck, dem Sheriff und vor allem von Cisernos geerntet hatte, waren ein eindeutiger Hinweis darauf.
»McCord, ich wurde beauftragt, die Ermittlungen zu leiten. Sie sind Anfängerin und haben kaum Erfahrung. Es wäre ein Fehler, Sie zu überfordern.«
Troy kam näher. Vielleicht wollte er auch den Schluss dieser kleinen Ansprache hören. Denn sie spürte, dass sie noch nicht zu Ende war, dass noch ein Aber kommen würde. Denn trotz ihres verschwitzten und verdreckten Körpers und ihrer albernen Hawaii-Shorts schien dieser Mann sie ernst zu nehmen.
»Aber Sie arbeiten bereits an dem Fall«, sagte Loomis. »Also werden Sie das auch weiterhin tun. Ich habe einen Auftrag für Sie. Enttäuschen Sie mich nicht.«
Es war drei Uhr nachmittags, als Weaver das Polizeirevier verließ. Der Kerl trug noch sein Jackett. Das einzige Zugeständnis, das der FBI -Agent an die höllischen Temperaturen machte, war seine locker sitzende Krawatte, die allerdings lila war. Nicht gerade eine überzeugende Wahl, wenn man den Nachmittag auf dem schönen Lito Island verbringen durfte.
Es schien ihn nicht zu wundern, dass Troy bequem an seinem Wagen lehnte. Er zückte die Wagenschlüssel.
»Hey, Sie haben meinen Wagen ramponiert.«
Troy musterte die Limousine abfällig. »Ich kann’s nicht glauben, dass ihr mit diesen Kisten durch die Gegend gondelt.«
»Wir alle haben geschworen, bescheiden zu bleiben. Was kann ich für Sie tun, Mr Stockton?«
»Mein Name ist Troy. Sie wissen genau, was Sie für mich tun können.«
»Ich weiß nicht, wo sie ist.«
»Lügner.«
»Okay, ich weiß genau, wo sie steckt. Aber ich werde es Ihnen nicht sagen.«
»Warum nicht?«
»Weil sie einen wichtigen Auftrag zu erledigen hat, und sie befürchtet, dass Sie dabei nur stören.« Weaver sah kurz zu Boden. »Eine Einschätzung, die ich teile.«
Troy biss die Zähne zusammen. »Sie geht der Ketaminspur nach?«
Weaver sagte nichts.
Troy verschränkte die Arme. »Ich stand neben ihr, als Loomis ihr den Auftrag erteilt hat.«
Weaver sah ihn nur an.
»Sie weiß schon, dass man sie ins offene Messer laufen lässt?« Troy gelang es nicht, seinen Ärger zu verbergen. Er war stinksauer gewesen, als Elaina ihn gestern Abend höflich, aber bestimmt gebeten hatte, den Tatort sofort zu verlassen. Seit acht Uhr morgens suchte er vergeblich nach ihr, was seine Laune nicht gebessert hatte.
»Sie unterschätzen sie«, sagte Weaver.
»Was soll das heißen?«
»Elaina weiß, dass man sie übers Ohr hauen will. Sie ist nicht blöd. Seit dem Tag, an dem sie zum ersten Mal das Büro betreten hat, ist das so. Aber sie macht das Beste daraus.«
»Und das wäre?«
»Sie versucht das Unmögliche. Sie begibt sich in Teufels Küche; erstellt ein Profil, für das sich niemand interessiert; verfolgt die Spur einer Droge, die jeder Teenager sich per Mausklick besorgen kann. Sie wird alles tun, was man von ihr verlangt – und daran wachsen. Sie braucht Ihre Hilfe nicht. Finden Sie sich endlich damit ab.«
Troy spürte Ablehnung in seinem Blick. Und noch etwas anderes spürte er: Abscheu.
Weaver glaubte, er benutzte sie.
Vielleicht hatte er recht. Vielleicht ging es ihm nur um Sex. Vielleicht war es nur die Verlockung, eine Frau rumzukriegen, die klipp und klar verkündet hatte, nicht mit ihm ins Bett zu gehen.
Vielleicht lag Weaver aber auch daneben. Troy wusste es nicht. Er wusste nur, dass er sauer auf sie war, weil sie allein eine idiotische Spur verfolgte, nachdem sie für den Serienmörder bestimmt schon zu einem Objekt der Begierde geworden war. Er musste sie finden.
»Ich werde sie finden«, sagte er zu Weaver.
»Ihr wäre es lieber, wenn nicht.« Er öffnete die Fahrertür und setzte sich hinters Steuer. Der Motor
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