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Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Titel: Wer einmal auf dem Friedhof liegt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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möglich!“
    „Um so besser.“
    Ich streiche mir über den Schenkel, um
die Geldscheine in der Tasche wieder glattzustreichen. Die Tausender kann sie
in den Kamin schreiben. A propos Kamin...
    „Außerdem ist es ziemlich kompliziert,
eine Leiche verschwinden zu lassen“, gebe ich zu bedenken. „Eines schönen Tages
wären Sie oder das Mädchen bestimmt darüber gestolpert.“
    Sie wirft mir ihre ausgestreckten
Ärmchen entgegen. Die Reifen an ihren Handgelenken stimmen in den Totentanz
ein. „Ich bitte Sie, hören Sie auf!“
    „’schuldigung.“
    Ich komme wieder auf Yolande zu
sprechen. Mutter Mèneval ist etwas überrascht, daß ich so gut über ihre
ehemalige Mieterin Bescheid weiß.
    „Sie kennen die Kleine also?“ fragt
sie augenzwinkernd. „Hab sie gestern Dany Darnys vorgestellt, der
Schauspielerin. Die beiden sehen sich ziemlich ähnlich. Vielleicht kann Yolande
doch noch beim Film landen
    „Das wollte sie schon immer!“ ruft die
Alte.
    Hoffentlich sind ihre Chancen im Moment
immer noch so gut, denke ich, und mir krampft sich der Magen zusammen.
    „‚Irgendwann komme ich zum Film’, hat
sie immer wieder gesagt. Na ja, das wollen sie alle“, fügt Madame Mèneval
hinzu. „Aber sagen Sie...“
    „Ja?“
    Sie lacht. Das Lachen taugt noch
weniger als die Stimme. Klingt wie ‘ne rostige Kette.
    „Und Rita macht sich Sorgen! Dabei
kümmern Sie sich so sehr um sie...“
    „Um wen?“
    „Um Yolande.“
    „Nicht so, wie Sie meinen.“
    „Ach nein? Ich dachte...“
    „Falsch gedacht. Ich hab sie nur mit
Dany Darnys zusammengebracht. Aber warum macht sich Rita... Ich nehme an, das
ist die Freundin, bei der Yolande wohnt?“
    „Ja.“
    „Warum macht die sich Sorgen?“
    „Weil Yolande heute nacht nicht zu
Hause war. Rita hat mich heute morgen angerufen und
mich gefragt, ob ich sie nicht gesehen hätte. Ich hab gesagt, nein, natürlich
nicht... Hm...“ Abschätzend neigt sie das Köpfchen auf die Seite. „Wenn man Sie
so ansieht, könnte man meinen... So was soll schließlich vorkommen...“
    „Kommt es auch gelegentlich. Aber in
diesem Fall nicht. Ich hab Yolande mit Mademoiselle Darnys allein gelassen. Die
beiden haben sich bestimmt gut verstanden, und Yolande hat bei dem Filmstar
geschlafen. Auch das soll vorkommen...“
    „Ja, natürlich.“
    „Machen Sie sich mal wegen ihr keine
Gedanken. Übrigens, ich hab gehört, daß vor kurzem zwei Männer hier waren und
nach ihr gefragt haben.“
    Über diesen Punkt müssen wir ein
Sätzchen reden! Dieser Besuch scheint ihr noch in den dürren Knochen zu
stecken. Sie sagt zwar nichts, aber ich spüre es. Entweder ihr zittern immer
noch die Glieder (so schrecklich, wie die Männer aussahen!), oder aber sie
kennt die „zwielichtigen Gestalten“, will aber nicht verraten, wer die zwei
sind. Ich schieße geradewegs drauflos.
    „Um Gottes willen, nein!“ ruft sie auf
meine Frage aus.
    „Dann sagen Sie mir doch wenigstens,
wie die beiden aussahen. Oder haben Sie Geld kassiert, damit Sie den Mund
halten? Aber auch in diesem Fall können Sie sicher sein. Ich verrate Sie
nicht.“
    Ich versuche, sie mit Schmus besoffen
zu machen. Früher hat sie andere verführt, jetzt ist sie selbst dran. Nach
einigem Hin und Her erfahre ich, daß einer groß und einer klein war. Herrgott
nochmal! Was hatte ich erhofft? Nach der langen Zeit... Apropos...
    „Wann waren die beiden bei Ihnen?“
frage ich.
    „Im Oktober.“
    Also genau zu der Zeit, zu der auch
Dany Darnys ihren charmanten Besuch hatte.
    „Haben Sie sie bedroht?“
    „Bedroht? Nein. Aber sie machten
keinen gemütlichen Eindruck. Deswegen hatte ich solche Angst...“
    „Waren Sie alleine?“
    „Ja. Mein Dienstmädchen hatte
Ausgang.“
    „Was genau haben sie gefragt?“
    „Sie wollten Yolandes Adresse wissen.
Aber ich konnte sie ihnen nicht sagen.“
    „Ein Großer und ein Kleiner, sagten
Sie?“
    „Ja.“
    Pat and Patachon. Die Beschreibung paßt
leider nicht auf Yolandes Kidnapper. Die waren nämlich ungefähr gleich groß,
etwas über dem Durchschnitt. Na ja, egal.
    „Also dann, vielen Dank, Frau Gräfin.
Ich glaube, das wär im Moment alles. Entschuldigen Sie, daß ich Sie belästigt
habe.“
    Wir stehen auf. Ich räuspere mich.
    „Hm... Sagen Sie, könnte ich wohl die
Zimmer sehen, die Sie an Désiris vermietet hatten?“
    „Das wollten die anderen auch.“
    „Welche anderen?“
    „Die beiden Männer, die nach Yolande
gefragt haben.“
    „Und was haben die da oben gemacht?

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