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Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Titel: Wer einmal auf dem Friedhof liegt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Ofens verletzt und sich freigenommen hatte,
um sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Seitdem war er weder im Betrieb
noch sonstwo gesehen worden... Aber Zweifel sind angebracht: Kann der Transport
eines Ofens so schwere Verletzungen hervorrufen, wie sie die Fotos der Leiche
zeigen ? Unserer
Meinung nach rühren die Quetschungen eher von einem Schraubstock her...
    Soweit Marc Covets Ausflug ins Reich
der Sensationen und Spekulationen. Ich lege die Zeitungen zur Seite und rufe
Régine an, um ihr die Frohe Botschaft meiner Heilung mitzuteilen. Das Mädchen
scheint sich zu freuen.
    „Und jetzt muß ich mit dir schimpfen“,
sage ich.
    „Ich weiß.“
    „Du hast einen der Kidnapper erkannt,
stimmt’s? Monsieur Pierre, Pierre Brousse mit vollem Namen.“
    „Nicht sofort. Aber dann, als wir
hinter ihnen herfuhren...“
    „Deswegen hast du mich am
Hinterherfahren gehindert?“
    „Ja. Ich hatte Angst. Ich hatte immer
Angst vor Monsieur Pierre. Ich mochte ihn nie.“
    „Vielleicht hast du gespürt, daß er
ein Verbrecher war.“
    „Kann sein. Aber ich glaube, ich hätte
genauso gehandelt, wenn ich keinen der Kidnapper erkannt hätte. Ich hatte Angst
vor einer Schießerei
    „Hab ich mir gedacht. Das ist doch
ganz menschlich.“
    „Vor allem, weil dieser Pierre dabei
war... Ich hab zu eng mit ihm zusammengelebt. Ich meine, weil Consuelo über mir
wohnt. Sicher, er war oft nicht zu Hause, manchmal monatelang nicht. Aber er
kam immer wieder zurück. Und ich war oft bei Consuelo. Aber ich hab mich aus
allem rausgehalten; denn ich hatte das Gefühl, daß irgendwas in unserem Haus
vor sich ging. Deshalb war ich auch so komisch gestern abend ...“
    „Ich bin dir nicht böse, Régine“,
beruhige ich sie, „daß du mir nicht alles erzählt hast, was du wußtest.“
    „Und als du dann nach oben gehen
wolltest...“
    „Da wurde dir endgültig schlecht,
stimmt’s?“
    „Ja, ich bin oben beinahe ohnmächtig
geworden.“
    „Consuelo hat bestimmt vermutet, daß
du nur zu dir in die Wohnung wolltest... ‘n Trick, um telefonieren zu können
oder so...“
    „Oh, apropos Telefon“, erinnert sich
Régine, „ich habe die Sicherung unter meinem Bett gefunden! Die kann nur
Consuelo rausgenommen haben, als sie bei mir war.“
    „Bestimmt. Was hat sie sonst noch
gemacht?“
    „Nichts. Hat mich nur noch ins Bett
gebracht... Ich glaub, um sicher zu sein, daß ich eingeschlafen war. Aber ich
hab gegen die Müdigkeit angekämpft. Ich hatte Angst, sie könnte mich mit dem
Medikament vergiftet haben.“
    „Damit wär deine Übelkeit jedenfalls
wie weggeblasen gewesen!“
    „Allerdings... Und dann hab ich die
Schüsse gehört. Consuelo hat sie natürlich auch gehört. Hat mich völlig vergessen.
Als die Mörder die Treppe runtergerannt waren, ist sie weggegangen, hat einen
Koffer geholt — wahrscheinlich war der schon gepackt! — und: ,Leb wohl, du häßliche Welt!’ Nach dem Vorfall konnte sie nicht mehr bleiben, auch
wenn das Zeug, was die Gangster suchen, nicht in dem Koffer war.“
    „Was suchen die denn?“
    „Geld. Sie gehören zu einer Gang. Bei
der gemütlichen Unterhaltung fiel der Name ,Sarfotti’ .
Kannst du damit was anfangen?“
    „Nein.“
    „Ich hab den Namen irgendwann schon
mal gehört. Wo, weiß ich nicht mehr.“
    „Von mir bestimmt nicht.“
    „Ich komm noch drauf... Jedenfalls hat
Consuelo die Gelegenheit beim Schopf gepackt und dich mit dem Schlafmittel
außer Gefecht gesetzt. Pedro und sie haben sich nämlich mißtrauisch gefragt,
was ich so spät noch bei ihnen wollte. Die beiden gingen sowieso schon auf dem
Zahnfleisch. Hielten mich für schlauer, als ich bin.“
    „Aber warum haben sie trotzdem die Tür
geöffnet?“
    „Sie haben sich gesagt: Wenn wir den
Privatflic nicht reinlassen, schläft er vor der Tür, das Ohr am Schlüsselloch.
Private sind noch neugieriger als richtige Flics. Dann ist es schon besser, man
packt den Stier bei den Hörnern und versucht rauszukriegen, was er vorhat.
Vielleicht hatten diese reizenden Nachbarn auch irgendeinen üblen Trick im
Sinn. Vielleicht wollten sie mich aber mit einem Märchen loswerden und
verhindern, daß ich auf ihrer Fußmatte schlief... weil alles für ihren Ausflug
vorbereitet war. Aber reden wir von was anderem... Bist du heute morgen gut nach Hause gekommen?“
    „Ja.“
    „Keine neugierigen Fragen von deinen
Freundinnen?“
    „Nein, keine. Aber das Haus steht
Kopf.“
    „Kann ich mir vorstellen. Und die
Flics?“
    „Hab noch keine

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