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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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gesagt?«
    Ray seufzte. »Toll. Hat Ihnen kürzlich jemand die Sammleredition der alten Columbo -Folgen geschenkt? Glauben Sie, ich hätte nicht gewusst, dass Cassie – oder, wie haben Sie sie genannt? Megan? Glauben Sie, ich hätte nicht gewusst, dass sie bei Harry Sutton war? Er wurde ermordet, stimmt’s? Stand in allen Zeitungen.«
    »Oh. Das ist wahr. Also hören wir mit den Spielchen auf. Können Sie beweisen, dass Sie dort in den Pine Barrens«, Broome zeichnete mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft, »in fast allen Jahren am achtzehnten Februar Fotos gemacht haben?«
    Ray überlegte kurz. »Ja, ich glaube, das kann ich.«
    »Wie?«
    »Auf den Fotos, die ich mache, ist immer das Datum angegeben.«
    »Können Sie das verändern? Also ein anderes Datum einstellen?«
    »Da bin ich, ehrlich gesagt, überfragt. Das müssen Sie Ihre Experten fragen. Vielleicht können sie die Bilder auch mit den Wetterberichten abgleichen oder so, nachgucken, ob es da geregnet oder geschneit hat oder sonst irgendetwas war. Ich versteh aber immer noch nicht, was das soll. Was für eine Rolle spielt es, an welchem Tag ich da gewesen bin?«
    Es war eigentlich ganz einfach – obwohl Broome es ihm erst einmal nicht verraten würde. Wenn Ray Levine beweisen konnte, dass er immer am achtzehnten Februar, nicht an Mardi Gras, in die Pine Barrens gefahren war, würde das seine Geschichte stützen. Natürlich würde Broome sämtliche Fotos beschlagnahmen und nachsehen, an welchen anderen Tagen er noch in diesem Teil des Naturschutzgebiets gewesen war. Aber es wäre ein Anfang.
    Broome spürte, dass die Geschichte auf ihr Ende zuging. Nach siebzehn Jahren, in denen er gesucht, nachgeforscht und nie losgelassen hatte, stand er jetzt kurz vor der Aufklärung. Seltsam, wenn man so darüber nachdachte. An jedem achtzehnten Februar – beziehungsweise an »fast jedem« – war Ray Levine in die Pine Barrens gefahren und hatte über ein bestimmtes Ereignis nachgedacht. Am gleichen Tag hatte Broome währenddessen Sarah Green besucht und über das gleiche Ereignis nachgedacht. Wobei »nachgedacht« eigentlich nicht das richtige Wort war. Broome war von Anfang an vom Stewart-Green-Fall besessen gewesen. Während alle anderen Cops in der Stadt Green als notgeilen Bock angesehen hatten, der mit einer Stripperin durchgebrannt war, war Broome mit einer Beharrlichkeit bei der Sache geblieben, die ihn selbst überrascht hatte. Dass er die hinterbliebenen Familienmitglieder – Sarah, Susie und Brandon Stewart – kennengelernt hatte, hatte sein Übriges dazu beigetragen, aber schon damals war ihm aufgefallen, dass Sarah sich etwas vormachte und dass in ihrem traurigen, einsamen Haus auch dann nicht alles wieder gut werden würde, wenn ihr geliebter Ehemann wohlbehalten wieder zurückkehrte.
    Tatsächlich hatte Broome schon damals geahnt, dass hinter Stewart Greens Verschwinden mehr steckte, als man auf den ersten Blick erkannte. Viel mehr. Ein schreckliches, dunkles Geheimnis, mehr, als er sich in seinen kühnsten Träumen auszumalen vermochte. Inzwischen war er sicher.
    »Sind wir hier fertig, Detective?«
    Broome sah auf sein Handy. Goldberg wollte ihm eine SMS schicken, sobald er den Durchsuchungsbefehl hatte und die Kollegen vor Ort waren. Broome wollte nicht, dass Ray Levine vor ihnen zu seinem Haus kam und womöglich Beweise verfälschte oder verschwinden ließ.
    »Das Foto, das Sie mir geschickt haben, war bestimmt nicht das einzige, das Sie an dem Tag gemacht haben, oder?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Und wo sind die anderen Fotos?«
    »Zu Hause auf meiner Festplatte. Aber ich habe auch ein Backup in einer Cloud.«
    »Einer Cloud?«
    »So heißt das. Ein sicherer Speicherplatz auf einem externen Server. Also wie eine Festplatte im Himmel. Sie können es sich so vorstellen, als würden Sie sich selbst eine E-Mail schicken. Mit dem richtigen Passwort kann ich darauf von jedem Computer aus zugreifen.«
    Holla, dachte Broome. »Ich hab einen Laptop im Wagen«, sagte er. »Was meinen Sie?«
    »Was, jetzt?«
    »Es könnte wirklich helfen. Mein Wagen steht gleich um die Ecke.«
    Broome hatte an der South Michigan Avenue in der Nähe des Caesars geparkt. Als der Computer hochfuhr, sagte Ray: »Ich habe Ihnen das letzte Foto geschickt, das ich da gemacht habe. Als dann jemand anders auftauchte, hielt ich es für klüger zu gehen.«
    »Dann ist das das einzige Foto, auf dem Carlton Flynn zu sehen ist?«
    »Ja.«
    »Und auf den anderen Bildern war

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