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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Altersangelegenheiten belogene Roland Pierce – hatte oft gesagt: »Youth is just a breath.« Das stimmte, aber auch die eigenen Zwanziger, das mittlere Alter und jede andere Lebensphase war nur ein kurzes Atemholen. Wahrscheinlich war das eines der wenigen Dinge im Leben, die wirklich sicher waren.
    Wann hatte Agnes’ Abstieg begonnen? Wann würde es bei Megan so weit sein?
    Sie wollte nicht einen einzigen Tag länger mit diesen Lügen leben.
    Megan küsste ihre Schwiegermutter auf die Stirn, ließ die Lippen dort verharren und schloss die Augen. »Ich liebe dich so sehr«, sagte sie leise. »Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas Schlimmes zustößt. Das verspreche ich.«
    Sie stand auf, drehte sich um und ging. Am Ende des Flurs stand Missy Malek und sah sie fragend an. Megan nickte und sagte: »Ich muss noch mit meinem Mann reden, aber Sie können schon mit den Vorbereitungen für den Umzug anfangen.«
    »Dort wird es ihr besser gehen. Ich bin mir ganz sicher.«
    Megan ging weiter durch die gestylte Lobby und die Cafeteria. Die Türen glitten auf. Megan genoss die kühle Luft, als sie aus der drückenden Wärme ins Freie trat. Sie schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch.
    Dave hatte sich immer noch nicht gemeldet. Sie war traurig, wütend, erschöpft und verwirrt. Ray wartete in Lucy auf sie. Sie wollte nicht hinfahren. Er war ein Teil ihrer Vergangenheit. Wenn sie die Tür noch weiter öffnete, würde das nur noch mehr Kummer bringen. Es war Zeit, nach vorne zu sehen.
    Rays Worte gingen ihr wieder durch den Kopf. » Ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt.«
    Konnte sie das einfach auf sich beruhen lassen? Und sein Tonfall, die Verzweiflung in seiner Stimme … Konnte sie das einfach vergessen? War sie ihm nicht doch noch etwas schuldig? Und womöglich hatte sie ja genau das wieder nach Atlantic City geführt. Vielleicht war es ja gar nicht die Gelegenheit gewesen, die vergangene Jugend noch einmal zu durchleben, sondern es war die einmalige Chance, jemandem dabei zu helfen, wieder Boden unter die Füße zu bekommen.
    Sie kam zu ihrem Wagen. Als sie die Hand nach dem Türgriff ausstreckte, bemerkte sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung.
    Hastig drehte sie sich um und sah ein Messer auf sich zukommen.

ZWEIUNDDREISSIG
    B roomes Mut sank. »Sie steht da nicht mehr.«
    Zusammen mit Samantha Bajraktari und dem jungen Spurensicherer war er zu den Ruinen der Eisenerzmine zurückgekehrt. Dieses Mal war Cowens nicht mit hinaufgegangen, daher nahm Broome an, dass er sich die Sache mit Samantha aus dem Kopf geschlagen hatte.
    »Was glaubten Sie auf dem Foto gesehen zu haben?«
    »Eine Sackkarre.«
    »Eine Sackkarre? Zum Transportieren von Kisten oder Kartons?«
    »Oder von Leichen«, sagte Broome. Er legte die Hand auf das alte Gemäuer. Eigentlich waren die Ruinen der Eisenerzmine ziemlich cool. Broome dachte an seine Flitterwochen mit Erin in Italien. Sie waren für zwei Wochen nach Neapel, Rom, Florenz und Venedig gefahren. Natürlich hatten sie unglaubliche Kunstwerke gesehen, am meisten hatten Erin und ihn – im Herzen waren beide Polizisten von altem Schrot und Korn – aber die Ruinen fasziniert. Diese Überbleibsel des Todes, die Indizien, dass etwas fehlte, hatten sie fasziniert. Sie waren begeistert gewesen vom Forum Romanum, vom Kolosseum und vor allem von Pompeji, einer Stadt, die komplett von einem Vulkan begraben worden war. Vor zweitausend Jahren war der Vesuv ausgebrochen und hatte die Stadt und seine Bewohner mit einer sechs Meter dicken Ascheschicht bedeckt. Eintausendsiebenhundert Jahre hatte Pompeji in dieser Form verharrt – der Tatort war vollkommen verschwunden, vor neugierigen Blicken versteckt –, bis es zufällig wieder entdeckt worden war und Forscher seine Geheimnisse langsam und gewissenhaft aufgedeckt hatten. Broome dachte jetzt daran, wie er Hand in Hand mit seiner schönen, frisch angetrauten Frau durch die perfekt erhaltenen Straßen gegangen war und, weil er ein absoluter Trottel war, damals nicht den Hauch einer Ahnung hatte, dass das der schönste Augenblick seines Lebens sein würde.
    »Ist alles okay?«, fragte Bajraktari.
    Broome nickte. Er wusste, dass es in den Pine Barrens jede Menge Ruinen aus dem achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert gab. Bis auf die bedeutendsten in Batsto und Atsion waren es keine Ausflugsziele. Genau wie diese lagen die meisten gut versteckt im Wald und waren nicht mit dem Auto erreichbar. Heute waren das alles nur noch zerfallende

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