Wer einmal lügt

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Autoren: H Coben

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Überreste aus einer vergangenen Ära, aber früher hatte es hier in den Wäldern New Jerseys florierende Dörfer mit Papiermühlen, Glasbläsereien oder Eisenerzwerken gegeben. Bis die natürlichen Ressourcen versiegten, woraufhin die meisten Dörfer aufgegeben wurden. Was genau passiert war, wusste man in vielen Fällen allerdings gar nicht genau. Gerade hatten in einer Ortschaft noch Menschen gelebt, gearbeitet und Kinder erzogen, kurz darauf waren die Menschen verschwunden – vielleicht um eines Tages wiederentdeckt zu werden wie etwas in Pompeji.
    Bajraktari betrachtete den Backstein des Gebäudes, das 1780 gebaut worden war. »Sie meinen also, Sie hätten hier eine Sackkarre gesehen, ja?«
    »Ja.«
    Sie rieb über den Backstein.
    »Hier sind ein paar Kratzer. Das könnte sogar etwas Rost sein. Um ganz sicherzugehen, müsste ich aber einen Test machen.«
    »Um sicher sagen zu können, ob da eine Sackkarre gelehnt hat?«
    »Genau.«
    Samantha bückte sich. Sie rieb mit der Hand über den Boden. »Und wie sieht Ihre Theorie bezüglich dieser Sackkarre aus?«
    »Na ja, also besonders originell ist sie nicht«, sagte Broome.
    »Das heißt?«
    »Es wurde etwas damit transportiert.«
    »Zum Beispiel eine Leiche.«
    Broome nickte. »Sagen wir, sie würden hier oben ein Mal im Jahr – an Mardi Gras – einen Mord begehen oder einen Mann sonst irgendwie außer Gefecht setzen. Ihn bewusstlos schlagen oder so etwas. Und dann wollen sie ihn wegschaffen.«
    Sie nickte. »Da wäre eine Sackkarre sehr hilfreich.«
    »Genau.«
    »In dem Fall«, sagte Samantha, »würde es irgendwelche Spuren geben. Vertiefungen. Wie tief die in diesem Boden wären, kann ich so nicht sagen. Die aus den vergangenen Jahren sind natürlich längst verschwunden, aber wenn Carlton Flynn hier erst vor ein paar Tagen mit einer Sackkarre abtransportiert wurde, müssten wir das wohl noch finden.«
    Sie ging weiter nach hinten auf den riesigen Felsen zu, an dem sie das Blut entdeckt hatten. Broome folgte ihr. Bajraktari kniete sich hin, stützte sich dann auf die Hände und ging mit dem Kopf bis auf eine Handbreit über den Boden wie ein Spurenleser in einem alten Western. Sie fing an zu krabbeln, wurde dabei immer schneller.
    »Was ist?«, fragte Broome.
    »Sehen Sie das?«
    Sie deutete auf den Boden.
    »Kaum.«
    »Das sind Vertiefungen. Vier Stück, die die Ecken eines Rechtecks bilden. So etwa sechzig Zentimeter mal ein Meter zwanzig.«
    »Und was heißt das?«
    »Um eine Leiche auf eine Sackkarre zu bekommen, würde man die Karre hinlegen. Die größte Belastung entsteht in dem Moment, in dem man die Leiche auf die Karre fallen lässt.« Sie sah zu ihm hoch. »Dabei würden solche Spuren entstehen.«
    »Wow.«
    »Yep.«
    »Sind Sie in der Lage, äh, der Spur zu folgen?«
    »Ich glaube nicht«, sagte sie. »Der Boden ist hier ziemlich hart, aber …« Ihre Stimme verlor sich. Sie drehte den Kopf nach unten und ging jetzt wie ein Spürhund den Pfad entlang. Dann blieb sie wieder stehen und beugte sich noch weiter nach unten.
    »Wurde die Karre dort entlang geschoben?«, fragte Broome.
    »Ganz sicher bin ich nicht, aber sehen Sie die abgebrochenen Zweige hier?«
    Broome ging zu ihr. Es sah tatsächlich aus, als ob etwas Schweres, zum Beispiel eine Sackkarre mit einer Leiche, darübergefahren wäre. Er suchte nach einer Spur, fand aber keine. »Wohin könnte er gefahren sein?«
    »Wahrscheinlich nicht sehr weit. Vielleicht hat er die Leiche hier irgendwo vergraben?«
    Broome schüttelte den Kopf. »Dafür ist es in den letzten Wochen zu kalt gewesen.«
    »Hier sind noch ein paar gebrochene Zweige. Gehen wir ihnen nach.«
    Das taten sie. Sie kamen tiefer in den Wald, entfernten sich weiter vom Pfad, gingen einen Hang hinab. Jetzt, in einem Gebiet, das eigentlich kein Mensch mehr betrat, fanden sie noch mehr abgebrochene Zweige und weitere Hinweise darauf, dass etwas Schweres zwar nicht alles niedergewalzt hatte, aber doch mit hoher Geschwindigkeit bewegt worden war.
    Die Sonne ging unter, und mit Einbruch der Dunkelheit wurde es kälter. Broome schloss den Reißverschluss seiner Windjacke und ging weiter.
    Im dichter werdenden Unterholz war deutlicher zu sehen, dass jemand hier entlanggegangen war. Broome wusste, dass er eigentlich langsamer gehen und darauf achten müsste, nicht etwa einen potenziellen Tatort zu zertrampeln, aber seine Beine bewegten sich wie von selbst immer schneller. Jetzt hatte er die Führung übernommen. Auch sein Puls wurde