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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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kritisieren, Megan machte trotzdem mit, weil die Alternative viel zu furchtbar war, um auch nur daran zu denken.
    Woher wusste Dave, dass sie in Atlantic City gewesen war?
    Den E-Zpass, von dem die Brücken- und Straßenmaut abgebucht wurde, hatte sie nicht verwendet. Die Kreditkarte auch nicht. Woher wusste er es dann? Und wenn er wusste, wo sie gewesen war, was wusste er noch?
    Angst breitete sich in ihrer Brust aus. Als Jordan aus dem Haus war, rief sie Daves Handy an. Er ging nicht ran. Sie versuchte es noch einmal. Wieder meldete er sich nicht. Sie wusste, dass er sie einfach ignorierte. Er hatte eine Freisprecheinrichtung im Wagen, und sie hatte ihn schon oft genug angerufen und wusste daher, dass die Netzabdeckung die ganze Strecke umfasste. Sie probierte es noch einmal. Dieses Mal wartete sie, bis sich seine Mailbox meldete.
    »Ruf mich an«, sagte sie. »Hab dich nicht so.«
    Sie legte auf. Natürlich musste Megan ihm Zeit geben, damit er Dampf ablassen konnte oder was auch immer. Andererseits gefiel ihr das überhaupt nicht. Dave wusste ganz genau, dass seine Frau es nicht ausstehen konnte, mit Nichtbeachtung bestraft zu werden. Sie versuchte es noch einmal. Nein, keine Antwort. Na toll. So wollte er das also angehen. Zorn erfasste sie. Klar. Gestern Nacht war er noch so verständnisvoll gewesen. Wahrscheinlich hatte er nur Sex gewollt. Männer. Ob in einem schmierigen Nachtclub oder in einem behaglichen Haus im Vorort, das spielte eigentlich keine Rolle – Männer waren immer gleich. Die Leute waren schockiert, wenn Politiker oder Prominente aufflogen – aber auch ganz normale Männer tickten so. Es war eine Konstante im Leben, und vielleicht war Dave nur nett zu ihr, weil …
    Nein, jetzt wurde sie unfair.
    Schließlich war sie diejenige, die verschwunden war. Sie war die Lügnerin.
    Und was jetzt?`
    Megan fing an, die Küche zu putzen – Dave kochte zwar gelegentlich, aber das Putzen war ihre Aufgabe. In einer Stunde musste sie zu ihrer Tennisgruppe – Doppel im Kasseltoner Hallentennis-Club. Sie hatte überhaupt keine Lust, aber zu dritt konnte man kein Doppel spielen und jetzt war es zu spät, eine Ersatzspielerin zu suchen. Bizarr. Von einem Club namens La Crème zu einem Club namens Kasseltoner Hallentennis – was für ein Sprung.
    Sie ging die Treppe hoch und zog ihre Tennissachen an. Es war ein altmodischer Club mit strikten Kleiderregeln – man durfte ausschließlich Weiß tragen. Eigentlich lächerlich. Sie dachte an ihre Schwiegermutter. Vielleicht würde sie nach dem Tennis noch zu ihr fahren und nachsehen, wie es ihr ging. Bei ihrem gestrigen Besuch war Agnes sehr aufgeregt gewesen. Ach, war das wirklich erst gestern gewesen? Es kam ihr vor, als hätte sie Agnes seit einem Monat nicht mehr gesehen.
    Sie erlaubte sich, an Ray zu denken. Ihr wurde warm ums Herz, daher versuchte sie sich mit einer wichtigen Frage abzulenken: Wenn Ray Stewart Green nicht umgebracht hatte, was war dann in jener Nacht passiert?
    Vergiss es. Das spielte jetzt keine Rolle mehr. Es ging sie nichts an. Sie musste die ganze Sache hinter sich lassen.
    Da klingelte es.
    Sie erstarrte. Heutzutage kam niemand mehr einfach an die Tür. Die Leute riefen an, schrieben eine SMS oder eine E-Mail. Niemand kam einfach unangekündigt vorbei, außer vielleicht die Post oder UPS , aber dafür war es noch zu früh.
    Es klingelte noch einmal, und Megan wusste genau, sie wusste es einfach, dass derjenige, der da auf den Klingelknopf drückte, ihr etwas Schreckliches erzählen würde und dass alle Versuche, sich selbst zu beschwichtigen, zum Scheitern verurteilt waren. Ihre Vergangenheit hatte sie wieder eingeholt und würde sich nicht mehr so einfach abschütteln lassen.
    Es klingelte zum dritten Mal. Wer es auch sein mochte, die Person an der Tür hatte keine Geduld und wollte nicht warten.
    Megan ging die Treppe wieder hinunter und legte die Hand auf den Türknauf.

DREIUNDZWANZIG
    E s klingelte ein viertes Mal. Megan sah durchs Fenster neben der Tür, runzelte die Stirn und öffnete.
    »Wie haben Sie mich gefunden?«, fragte sie.
    Er ließ sich Zeit mit der Antwort. »Über Harry Suttons Telefonaufzeichnungen«, sagte Broome. »Kann ich reinkommen?«
    »Sie haben mir ein Versprechen gegeben.«
    »Ich weiß.«
    »Sie haben mir gesagt, dass Sie nicht versuchen, mich ausfindig zu machen.«
    »Ich weiß.«
    »Sie hätten über Harry Kontakt zu mir aufnehmen müssen.«
    »Das hätte ich auch getan«, sagte Broome. »Harry ist aber

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