Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
Vom Netzwerk:
Täter sind, aber wir müssen auf jeden Fall mit ihnen reden.«
    Goldberg überlegte. Er sah Mason an. »Ist das Bild fertig?«
    »So gut wie.«
    »Machen Sie es fertig. Sie …«, er zeigte auf Broome, »… will ich in fünf Minuten bei mir im Büro sehen. Vorher muss ich noch kurz telefonieren.«
    »Okay.«
    Goldberg ging. Als er weg war, zeigte sich wieder der Zorn in Broomes Gesicht. Er starrte Megan an.
    »Was ist?«, fragte sie.
    Ohne den Blick von ihr zu lassen, sagte er: »Mason?«
    »Ja.«
    »Geben Sie uns fünf Minuten.«
    »Äh, selbstverständlich.«
    Rick Mason stand auf. Broome sah Megan immer noch in die Augen, streckte Mason jedoch die Hand entgegen, damit er stehen blieb. »Einen Moment noch, Sie müssen etwas für mich tun.«
    Mason wartete.
    »Wir haben doch ein mit Alterungssoftware bearbeitetes Foto von Stewart Green, oder?«
    »Ja.«
    »Ergänzen Sie es um einen kahlrasierten Kopf, einen Kinnbart und Kreolen-Ohrringe. Geht das?«
    »Klar, kein Problem. Bis wann brauchen Sie es?«
    Broome runzelte nur die Stirn.
    »Schon verstanden«, sagte Rick Mason. »Vorgestern.«
    »Danke.«
    Broome starrte Megan immer noch an. Als Mason den Raum verlassen hatte, beschloss Megan, in die Offensive zu gehen. »Stewart Green mit rasiertem Kopf und Kinnbart? Hat Lorraine Ihnen das erzählt?«
    Broome starrte sie weiter mit finsterem Blick an.
    »Was haben Sie?«, fragte sie.
    Er beugte sich etwas näher heran und wartete einen Moment, bis sie ihm direkt in die Augen sah.
    »Wollen Sie mich weiter belügen«, sagte Broome, »oder möchten Sie mir jetzt vielleicht etwas über Ihren alten Verehrer Ray Levine erzählen?«
    Del Flynn brachte rosa Rosen, Marias Lieblingsblumen, mit in ihr Zimmer. Er brachte ihr jeden Tag einen frischen Strauß. Er zeigte ihn seiner Exfrau und küsste sie auf die kühle Stirn.
    »Hey, Maria, wie geht es dir heute?«
    Die Krankenschwester – er konnte sich ihren Namen einfach nicht merken – sah ihn mit leerem Blick an und verließ den Raum. Am Anfang, als sie Maria das erste Mal in diesen Raum geschoben hatten, waren die Schwestern voller Respekt und Bewunderung für Del Flynn gewesen. Immer wieder kam er, der Exmann dieser komatösen Frau, und man musste nur mal sehen, was für Opfer er für sie brachte. Was für ein Mann, hatten sie gedacht. Was für ein treuer, hingebungsvoller, nachsichtiger, liebender Held.
    Das Personal hatte schon eine neue, mit Wasser gefüllte Vase bereitgestellt. Sie kannten Dels Programm. Er stellte den Strauß ins Wasser und setzte sich an Marias Bett. Er sah zur Tür und vergewisserte sich, dass niemand in Hörweite war.
    »Maria?«
    Aus irgendeinem Grund wartete er auf eine Antwort. Das tat er immer.
    »Ich hätte dir das schon längst erzählen müssen, aber ich habe schlechte Nachrichten.«
    Er suchte in ihrem Gesicht nach einer winzigen Regung. Es gab keine. Es hatte schon lange keine mehr gegeben. Del ließ den Blick durch den Raum schweifen. Rein äußerlich hätte man nie geglaubt, dass man sich in einem Krankenhaus befand. Natürlich waren das dauernde Piepen der Überwachungsgeräte und die dumpfen Krankenhaus-Hintergrundgeräusche zu hören. Doch Del hatte den Raum umgestaltet. Er hatte Marias Lieblingsdinge hergebracht – den Plüschbären, den er für sie im Six-Flags-Vergnügungspark gewonnen hatte, als Carlton sechs war, den reich verzierten Navajo-Läufer, den sie im Urlaub in Santa Fe gekauft hatten, das Dartboard, das sie im Keller des alten Hauses in der Drexel Avenue aufgehängt hatten.
    Del hatte Maria auch mit vielen alten Fotos umringt – ihr Hochzeitsfoto, das erste Weihnachtsfest mit Carlton, Carltons Abschlussfeier von der Parkview-Vorschule. Sein Lieblingsfoto war beim Atlantic City Mini Golf gleich um die Ecke von der Mississippi Avenue direkt am Boardwalk entstanden. Da war er oft mit Maria gewesen. Der ganze Platz war voller Bronzestatuen von spielenden Kindern. Maria gefiel das – als wäre es gleichzeitig ein Museum und ein Minigolf-Platz. Am letzten Loch hatte Maria mit einem Schlag getroffen, und der Kassierer, derselbe, der sie gefragt hatte, welche Farben ihre Bälle haben sollten, war extra aus seinem Kabuff gekommen und hatte das Foto gemacht – und wenn man sie beide lächeln sah, hätte man meinen können, sie hätten eine Reise nach Hawaii gewonnen und nicht nur eine Gratisrunde.
    Del starrte das Bild an und wandte sich dann langsam wieder Maria zu. »Es geht um Carlton.«
    Keine Reaktion.
    Vor achtzehn

Weitere Kostenlose Bücher