Wer fuerchtet sich vor Stephen King

Millionen Dollar an Viking – der höchste Vorschuss, der jemals für eine Storycollection bezahlt wurde, wenn auch nicht der höchste überhaupt: den Rekord hält mit 14 Millionen Dollar noch immer Tom Clancy. Und noch einen Rekord stellte King auf: Das Hardcover kam mit einer Erstauflage von 1,5 Millionen Exemplaren auf den Markt.
    Auf der ABA, der amerikanischen Buchmesse, folgte dann die nächste Überraschung. King gab in der Band „Rock Bottom Remainders“, in der Schriftsteller für wohltätige Zwecke spielten, sein Debüt als Rock’n’Roll-Gitarrist und Sänger und ging später sogar mit ihr auf Tour.
    Die Verfilmungen von Kings Werken kamen nun in immer kürzeren Abständen in die Kinos oder auf den Bildschirm. Darunter befanden sich einige recht ansprechende – wie z.B. die Fernsehfassung von IT –, aber auch solche, von denen der Autor selbst sich distanziert, wie zum Beispiel STEPHEN KING’S THE LAWNMOWER MAN, der – so King – „größte Betrug, den man sich vorstellen kann, weil in diesem Film nichts von mir ist.“ Eine einzige zweiminütige Szene des Films – ein Mann wird von einem Rasenmäher verschlungen – wurde Kings Story entnommen. „Mein Name sollte nicht mit dem Film in Verbindung gebracht werden.“ Er klagte darauf, seinen Namen aus den Filmcredits zu entfernen, und bekam Recht. Der Besitzer des Filmverleihs gestand allerdings ein, worum es ihm gegangen war, als er aus einem Science Fiction-Film über virtuelle Realität einen Stephen King-Film machen wollte: „Wir haben [Kings] Geschichte nicht verändert. Die Geschichte hatte nichts mit dem Drehbuch zu tun. Wir haben für seinen Namen bezahlt. Sein Name war das Wichtigste, das wir [zusammen mit den Filmrechten an der Story] gekauft haben.“
    Aber auch solche Machenschaften konnten nicht an Kings Podest rütteln. Mit 45 Jahren schien er noch immer nicht den höchsten Punkt seines Ruhms erreicht zu haben. Die Zeitschrift Entertainment Weekly erklärte ihn zur sechstwichtigsten Person in der Unterhaltungsbranche; People Weekly zählte ihn sogar zu den zwanzig Personen, die die achtziger Jahre bestimmt hätten, und eine Umfrage des Instituts Gallup ergab 1991, dass King der beliebteste Schriftsteller Amerikas war und von den Amerikanern auch für den größten lebenden Schriftsteller gehalten wurde.
    Stephen Kings Zukunft sah glanzvoll aus – und war es auch, bis zu einem verhängnisvollen Tag im Jahr 1999 …
    DER BODENSATZ DES ROCK
    Im Herbst 1991 kam Kathy Kamen Goldmark auf die Idee, einige Schriftsteller-Kollegen einzuladen, auf der amerikanischen Buchmesse zu Wohltätigkeitszwecken ein Rockkonzert zu geben. Die Session fand in einem Nachtclub statt und so viel Anklang, dass die Rock Bottom Remainders – der „Bodensatz des Rock“, wie sie sich nannten – sich anschließend immer wieder trafen und sogar auf „USA-Tour“ gingen.
    Über ein Dutzend Mitglieder der Band berichten in einem Buch von ihren Erlebnissen. Stephen King z.B. schreibt in einem längeren Beitrag über die Angst vor öffentlichen Auftritten und erzählt von einem Konzert, vor dem sich bei ihm Magenkrämpfe einstellten und er gerade noch rechtzeitig vom Scheißhaus auf die Bühne kam.
    Eine amüsant und mit Selbstironie erzählte Reminiszenz. Bandmitglied und Simpsons-Erfinder Matt Groening nach einer Zeitungskritik über einen Auftritt: „Es gibt keine schlechte Publicity. Glaube ich.“ Und King selbst befindet lakonisch: „Diese Band spielt ungefähr so gut, wie Metallica Romane schreibt.“
    Dave Marsh (Hrsg.)
    MID-LIFE CONFIDENTIAL
    THE ROCK BOTTOM REMAINERS TOUR AMERICA WITH THREE CHORDS AND AN ATTITUDE
    Viking Books, New York 1994, 222 Seiten

THE DARK HALF: STARK * FOUR PAST MIDNIGHT: LANGOLIERS/NACHTS * NEEDFUL THINGS: IN EINER KLEINEN STADT * GERALD’S GAME: DAS SPIEL * DOLORES CLAIBORNE: DOLORES
    „Irgendwann kam ich zum Schluss – zuerst in meinem Unterbewusstsein, glaube ich, wo all diese Wirklich Ernsthafte Arbeit stattfindet – dass es an der Zeit war, das Buch über Castle Rock in Maine zu schließen, wo so viele meiner Lieblingscharaktere gelebt hatten und gestorben waren. Genug ist schließlich genug. Es war an der Zeit zum Weiterziehen (vielleicht den weiten Weg bis zum benachbarten Harlow, ha-ha). Aber ich wollte nicht einfach davongehen; ich wollte die Dinge zu eine Abschluss bringen, und zwar mit einem Knall.“
    FOUR PAST MIDNIGHT, Anmerkung zu „The Sun Dog“, 1990
    Das erste Buch, mit dem sich King anschickte,