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Wer fuerchtet sich vor Stephen King

Wer fuerchtet sich vor Stephen King

Titel: Wer fuerchtet sich vor Stephen King Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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Sie Mr. Gaunt mit Haut und Haaren …“
    King hatte schon vor der Veröffentlichung des Romans angekündigt, die Stadt Castle Rock – Schauplatz einiger seiner besten Bücher, hier trieb der Bernhardiner Cujo sein Unwesen, hier erwachte George Stark, das mörderische Pseudonym des Schriftstellers Thad Beaumont, zu seinem Eigenleben, und hier versammelten sich weitere übersinnliche, unerklärliche Erscheinungen, Geschehnisse und Personen – endgültig in Schutt und Asche zu legen. Mit diesem Buch scheint er den ersten Schritt dahin zu tun, einen Strich unter die Vergangenheit zu ziehen: Deutet sich mit IN EINER KLEINEN STADT Kings Abschied vom Horror an? Falls ja, ist es ein Abschied mit einem mächtigen Knall. Zu welchen übersinnlichen Ereignissen es bislang auch in Castle Rock gekommen sein mag, gekrönt werden sie allesamt von obigem Mr. Gaunt, der in diese kleine Stadt kommt und seinen Laden eröffnet. Needful Things … nötige, notwendige, erforderliche Dinge, aber in Wirklichkeit nie die, die sie zu sein scheinen. Der Teufel arbeitet mit Lügen, und Leland Gaunt ist ein Meister der Lüge, der Vorspiegelung, des Trugs.
    Mit großer Fabulierfreude schildert King einige Bürger der Stadt, ihr Leben, ihre Vergangenheit, ihre Probleme, zeigt auf, wie sie alle langsam in die Fallstricke geraten, die Mr. Gaunt ausgelegt hat. Die Personenschilderung ist seine Stärke, und in diesem Roman kann er ihr geradezu frönen. Mit spielend leichter Feder umgeht er den heiklen Punkt, den ein Roman mit zahlreichen Nebenfiguren nun einmal hat: Immer, wenn sich die Handlung zu wiederholen droht, legt King einen Zahn zu, von der Gala-Eröffnung des Ladens über die Sonderangebote zum Total-Ausverkauf. Die Geschichte hat auch eine Moral: Nur wer erkennt, womit Mr. Gaunt in Wirklichkeit handelt, kann gegen ihn vorgehen, sich aus seinem Bann lösen. Nicht einmal eine Handvoll Personen in diesem Buch schafft es, die überwiegende Mehrzahl erliegt Mr. Gaunts Gespinsten, findet sich dann irgendwie in jener Tasche wieder, die Mr. Gaunt bei seinem überstürzten Aufbruch unbedingt mitnehmen will, zum Schluss, als die Handlung wirklich kulminiert und King ein paar der entsetzlichsten Seiten vorlegt, die er je geschrieben hat, als aus Polly Chalmers’ Amulett die Spinne schlüpft und Mr. Gaunt sein wahres Gesicht, seine wahre Gestalt zeigt … King mystifiziert hier zwar die menschliche Seele, setzt einen Einfluss wie den Mr. Gaunts voraus, damit die Dinge außer Kontrolle geraten, und der ist nun wirklich nicht nötig, wie ein Blick in die Tagesthemen zeigt, aber diese Metaphysik ist nun einmal die Essenz des Horrorromans, und schließlich wissen wir ja, was Stephen King damit meint, nicht wahr?
    King hat verlauten lassen, das Thema Castle Rock zu den Akten legen und sich neuen Dingen widmen zu wollen, und so merkt man diesem Roman an, dass er weniger etwas Neues als vielmehr die Vergangenheit – sprich CUJO, sprich STARK, sprich Castle Rock , sprich die ersten zwanzig Jahre als Schriftsteller – zu einem runden Abschluss bringt. Doch den bekannten Stephen King zeigt er allemal in Hochform. Vielleicht ist es eine Ausrede, vielleicht Programm; IN EINER KLEINEN STADT ist jedenfalls auch für sich selbst ein überaus lesenswertes Buch, in dem wir noch einmal kurz von vielen alten Bekannten hören und wahrscheinlich endgültig von ihnen Abschied nehmen müssen.
    Ach ja… Sie… Sie waren schon einmal hier , oder nicht?
    Der Eindruck, dass sich Stephen King langsam, aber sicher von der Horrorliteratur verabschieden und zu neuen Ufern aufbrechen will, wird von seinem nächsten Roman noch verstärkt. Legte er in NEEDFUL THINGS einen der Hauptschauplätze seiner Horrorromane in Schutt und Asche, so schob er DAS SPIEL (GERALD’S GAME, 1992) noch vor dem Roman DOLORES CLAIBORNE ein, mit dem er seinen bestehenden Vertrag über vier neue Bücher endgültig erfüllte, um den Lesern den Übergang zwischen den beiden Romanen zu erleichtern.
    DAS SPIEL, das Gerald und Jessie Burlinggame in ihrem abgelegenen Ferienhaus am See treiben, ist nicht ganz alltäglich: Während Jessie angekettet auf dem Bett liegt, bereitet sich Gerald darauf vor, seine Angetraute zu sexuell zu beglücken. Doch leider fällt Jessie just in diesem Augenblick etwas wieder ein, das sie verdrängt hatte, und sie verliert die Lust an Geralds Spiel. Und leider versetzt sie Gerald einen kräftigen Tritt zwischen die Beine, woraufhin ihr Gatte einem Herzinfarkt erliegt und Jessie

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