Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
wirklich dahinter stecken mochte, Carmens Input hatte dafür gesorgt, dass Emmi nicht mehr an die bisher angenommene Wahrheit glauben konnte. So wie es aussah, war die Maske nicht direkt von Marokko nach Europa gelangt, sondern zuerst ins Heilige Land gebracht worden, wo die Templer sie entdeckt und ihre Macht und ihren Ursprung erkannt hatten. Von Jerusalem schafften sie das Höllending dann bis nach Portugal und erfanden einen Briefwechsel, der 111 Jahre zurücklag, nur um die Spur der Maske zu verwischen.
Emmi wollte gerade an der Rezeption vorbeigehen, als sie eine recht verstört wirkende Angestellte aufhielt.
„Entschuldigen Sie Frau Myrthe, aber ich muss Sie fragen, ob Sie Herrn Markus Schenker heute vielleicht schon gesehen haben.“
„Markus? Nein, den habe ich nicht ...“, begann Emmi.
„Er ist offenbar verschwunden.“
„Verschwunden, aber wieso ...?“
„Die Polizei war hier und wollte ihn im Zusammenhang mit einem Mord in Bairro Alto befragen. Doch dieser Herr Schenker ist seit gestern Abend nicht mehr in seinem Zimmer gewesen und wir befürchten ...“
„Was? Was befürchten Sie?“, unterbrach Emmi die Dame und wurde blass, weil sie automatisch an einen zweiten Mord dachte. Zuerst der Bibliothekar und nun ihr süßer, schwuler Tischnachbar! Nicht auszudenken, wenn sie alle wie die Fliegen starben und Carmen recht behielt.
„Wir befürchten, dass er das Hotel ohne zu bezahlen, verlassen hat.“
„Ach, so! Sie meinen, dass er ein Gauner ist? Ein Hotelschmarotzer oder so etwas auf die Art?“
„Nein, das meine ich nicht ... ich meine, nicht offiziell zumindest. Aber so wie es aussieht, ist er ohne auszuchecken verschwunden. Außerdem hat mein Kollege seine Personaldaten überprüft und ist auf ein paar Ungereimtheiten gestoßen.“
„Ungereimtheiten?“
„Ja, aber darüber darf ich leider nicht sprechen. Ups , ich glaube ich habe sowieso schon zu viel gesagt. Ich sollte ja nur nachfragen, ob Sie ihn heute schon gesehen haben. Immerhin war er ihr Tischnachbar beim Frühstück.“
„War?“, flüsterte Emmi betroffen, weil die Vergangenheitsform sie unangenehm berührte. Vielleicht war ihm ja doch etwas passiert.
„Frau Emmeline Myrthe?“, fragte indessen eine tiefe Stimme hinter ihr und Emmi drehte sich um. Die junge Frau von der Rezeption verschwand wie auf ein Zeichen und überließ Emmi dem Polizisten mit den schönen braunblauen Augen.
„Oh, Sie sind es! Kann ich Ihnen helfen?“, fragte Emmi freundlich, weil sie nicht mit einem neuerlichen Verhör rechnete.
„Ja, das können Sie ... vielleicht . Aber bitte, kommen Sie mit mir in die Hotelbar, dort können wir uns besser unterhalten!“, meinte er und griff nach ihrem Unterarm, um sie in die gewünschte Richtung zu führen. Emmi fand das ein wenig aufdringlich, ging aber dennoch mit. Vielleicht wusste dieser Carlos Santiego ja etwas über Markus.
Emmi bestellte ein Gläschen vinho verde und der Polizist eine Cola. Alkohol im Dienst oder am frühen Nachmittag war nicht sein Ding, wie er mit einem schiefen Blick auf Emmi betonte.
„Also, Frau Myrthe. Ich wollte Sie etwas über Carmelita Orthega fragen.“
„Über Carmen? Wieso denn das?“, fragte Emmi verblüfft, weil sie sich nicht vorstellen konnte, dass die Polizei ernsthaft eine Frau wie Carmen verdächtigte. Aber Carlos antwortete nicht, sondern stellte gleich die Fragen, die er beantwortet haben wollte.
„Wie lange kennen Sie diese Frau schon? Und warum haben Sie sich heute mit ihr getroffen?“
„Waaas? Werde ich etwa überwacht?“, ärgerte sich Emmi, weil bei ihrer Zeugenaussage klar gesagt worden war, dass sie nicht als Verdächtige in Frage kam.
„Nun ja. Um der Wahrheit die Ehre zu geben ... ja. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Beantworten Sie bitte nur meine Frage!“
„So? Tut es nichts zur Sache? Nun, das finde ich nicht, denn immerhin haben Sie mir persönlich versichert, dass ich nicht unter Verdacht stehe.“
„Ja, so ist es auch.“
„Aber wieso ...?“
„Frau Myrthe! Beantworten Sie bitte einfach meine Frage!“, forderte der Polizist und wirkte allmählich genervt. Als Emmi immer noch nicht reagierte, drohte er gar mit dem Zeigefinger.
„Zuerst die Antwort, dann sage ich Ihnen vielleicht etwas über die Observation!“
„Okay, von mir aus. Also ich kenne Carmen seit dem zweiten Tag meines Aufenthaltes. Die Bibliothek war zu, daher bin ich in ihren Laden gegangen. Dort habe ich zufällig erfahren, dass sie etwas von
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