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Wer hat Alice umgebracht?

Wer hat Alice umgebracht?

Titel: Wer hat Alice umgebracht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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wimmelte es von finsteren Messermördern, die mal mich, mal Alice Wright verfolgten. Irgendwann legte ein Henker mit einer schwarzen Kapuze einen Strick um meinen Hals, und ich wachte schreiend auf.
    Nur langsam fand ich in die Wirklichkeit zurück. Natürlich wusste ich, dass die Todesstrafe in Großbritannien schon vor vielen Jahren abgeschafft worden war. Aber ich fühlte mich trotzdem ziemlich mies. Unter erholsamem Schlaf verstehe ich jedenfalls etwas anderes. Ich versuchte eine Katzenwäsche an dem winzigen Waschbecken. Daraufhin besserte sich mein Zustand wenigstens etwas.
    Nach einem Frühstück, das aus dünnem Kaffee und Marmeladenbrot bestand, wurde ich aus dem Zellentrakt des Polizeipräsidiums fortgeschafft. Inspektor Kennedy hatte mir ja schon angekündigt, dass ich ins Untersuchungsgefängnis überstellt werden sollte.
    Im Hof des Gebäudes schob mich eine uniformierte Beamtin in einen schwarz lackierten Gefangenentransporter. Für die Fahrt waren mir Handschellen angelegt worden, diesmal aber wenigstens vor dem Oberkörper und nicht hinter dem Rücken. So konnte ich mich etwas besser bewegen.
    In dem Transporter hockten bereits zwei andere Frauen, die ebenfalls gefesselt waren. Sie starrten mich neugierig an.
    Die ältere von ihnen war mager und bleich. Sie roch wie ein Aschenbecher, der seit Tagen nicht geleert worden war. Die jüngere war fett, hatte blau gefärbte Haare und gehörte, wenn man ihren Unterarm-Tattoos glauben konnte, zu einer berüchtigten Gang aus Glasgow. Die Tätowierung zeigte einen großen roten Blutstropfen, darin ein Kreuz: das Symbol der Bloody Priests. Nicht umsonst ist Glasgow das Banden-Eldorado Großbritanniens. Hier gibt es mehr Gangs als in London, obwohl das die größere Stadt ist. Jedenfalls hatte ich das mal gelesen.
    „Hast du eine Kippe, Kollegin?“, fragte mich die Nikotinfreundin mit Reibeisenstimme.
    Ich schüttelte den Kopf. Mit dem Rauchen hatte ich schon vor Jahren aufgehört. Und falls ich in jener Unglücksnacht wieder gequalmt hatte, waren meine restlichen Zigaretten ebenso verschwunden wie meine Erinnerung an die Ereignisse.
    Die Dicke lachte höhnisch.
    „Glaubst du, dieses Modepüppchen raucht Zigaretten, Tamara? Sieh dir doch die eingebildete Schnepfe nur mal genau an, das ist doch eine Bonzentochter. Die denkt doch, sie sei was Besseres. – Warum haben die Bullen dich überhaupt eingebuchtet, Süße?“
    Die Frage war an mich gerichtet. Und ich hielt es für besser, meine zukünftige Mitgefangene nicht zu verärgern. Also sagte ich die Wahrheit.
    „Mord.“
    „Mord?“, wiederholte die übergewichtige Gang-Tussi. Es klang so empört, als ob ich sie beleidigt hätte. „Glaubst du, wir lassen uns von dir verschaukeln?“
    „Hört auf zu streiten, Mädels“, sagte die uniformierte Polizistin, die im Gefangenentransporter mitfuhr. Sie schloss die Tür von innen. Dann setzte sie sich neben mich und klopfte mit der flachen Hand gegen die Trennwand zur Fahrerkabine. Daraufhin setzte sich das Fahrzeug in Bewegung. Aber die Dicke gab keine Ruhe.
    „Dieses Miststück lügt uns an, Officer“, meinte die Wuchtbrumme. „Das ist doch keine Art, oder? Die ist doch nie und nimmer eine Mörderin!“
    Die Polizistin warf einen Blick auf ihre Liste, die sie an einem Clipboard befestigt hatte.
    „Also, hier steht auch: Lindsay Duncan, Mordverdacht. Dann wird es wohl stimmen, oder? Und nun gib endlich Ruhe, Suzie.“
    Die mit Suzie angesprochene Gefangene und ihre Freundin sagten nun wirklich nichts mehr. Aber mir fiel auf, dass sie mich jetzt respektvoll und ein wenig ängstlich betrachteten. Vermutlich würde ich in der Gefängnis-Hackordnung ganz oben stehen. Ich hatte mal gelesen, dass hinter Gittern Mörder die größte Anerkennung genießen und Triebtäter die geringste.
    Aber auf die Anerkennung von diesen Knasthühnern hätte ich gern verzichten können. Doch momentan musste ich mich ganz darauf konzentrieren, nicht vom Sitz zu rutschen. Die Fahrt durch die Stadt verlief nämlich nicht gerade angenehm. Immer wieder legte sich der Gefangenentransporter scharf in die Kurven. Man musste die Beine gegen den Boden stemmen und sich mit den Händen am Rand der Sitzbank festhalten. Von draußen hörte man wilde Chorgesänge, Autohupen und das Klirren von zerbrechenden Flaschen. Erkennen konnten wir nichts, denn die kleinen Lichtschlitze des vergitterten Fahrzeugs befanden sich weit über unseren Köpfen.
    „Was ist denn da los?“, fragte ich.
    „Celtic

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