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Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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von mir aus hätte es dabei bleiben können. Aber dann hab ich mir überlegt, wie es eigentlich wäre, wenn jeder einen haben würde. Ich meine, wenn wirklich jeder einen Heimcomputer hätte. Einen ganz persönlichen kleinen Freund mit der Vorderseite eines Fernsehers, dessen kleine Kabel in das Telefonnetz führen. Wenn alles mit allem und jeder mit jedem verbunden ist. Durch und mit dem Computer wird alles erledigt: Arbeit, Wahlen, Bankverkehr, Geburt, Sex und Tod. Eine geniale Idee, jedenfalls zu achtzig Prozent. Die restlichen zwanzig Prozent setzen sich aus der unglaublichen Duldsamkeit zusammen, die die breite Masse kleinen Quälgeistern entgegenbringt. ›Der Computer ist abgestürzt‹, sagen alle und schütteln nur nachsichtig den Kopf. Stundenlang hat man dieses verdammte Ding programmiert, und es macht Piep, und alles ist wie vom Erdboden verschluckt.« Der Zaubererkönig kicherte laut und stieß wie der Drache im Märchen eine riesige Rauchwolke aus. »Wie vom Erdboden verschluckt ist der treffende Ausdruck. Ich hab diese Möglichkeit schon lange vorher einkalkuliert. Oder glauben Sie etwa auch, daß alle diese Fehlfunktionen auf Zufall beruhen? Seit der Inbetriebnahme des ersten funktionierenden Netzwerks hab ich immer alles ganz genau beobachtet. Alles, worauf ich Lust und Laune hab, alles, was auch nur im entferntesten nützlich aussieht – Piep! –, und schon surrt es über die Glasfaserkabel in meine ganz persönliche Datenbank.«
    Bis zu diesem Zeitpunkt war der junge Mann von all dem überhaupt nicht überzeugt gewesen. Er hatte nie an Gott oder an irgendeine andere Verschwörungstheorie geglaubt und auch nie genügend Leichtgläubigkeit aufgebracht, um sich von Spionagethrillern unterhalten zu fühlen. Aber selbst er hatte sich über die Teleologie seines eigenen Interessengebiets hin und wieder Gedanken gemacht. Jeder Programmierer wird in einem gewissen Stadium mit der alles entscheidenden metaphysischen Frage konfrontiert, was mit dem ganzen Datensalat passiert, der vom Computer verschluckt wird. Nun hatte er die einzig mögliche Antwort darauf gefunden und starrte mit offenem Mund ins Leere.
    »Verstehen Sie jetzt, was ich meine?« fragte der Zaubererkönig.
    »Ja«, antwortete der junge Mann. »Das ist schlau. Das ist wirklich schlau.«
    Der Zaubererkönig grinste bis über beide Ohren. »Danke. Ein weiterer entscheidender Eckpfeiler des modernen Geschäftslebens ist natürlich die Diversifikation der Interessen. Wir sind zwar möglicherweise nicht der größte multinationale Konzern der Welt, aber wir belegen die meisten Schlüsselpositionen. Unangefochten ist unsere Position in den Medien. Denken Sie nur an diese wunderschöne Wortschöpfung ›Media-Control‹ – gefällt sie Ihnen auch so gut? Sie vermittelt genau den richtigen Eindruck. Ich nehme an, das liegt daran, weil es so nach Mafia und Kontrolle klingt. Egal, mit Hilfe der Medien und einem Produktionsstandort wie dem unseren besitzen wir die notwendigen Einrichtungen, um einen wirklichen Weltkonzern zu bestreiten. Also wäre fast alles perfekt, wenn es nicht diesen einen Rückschlag gegeben hätte.«
    »Was für ein Rückschlag?«
    »Der Drache. Aber das ist jetzt noch nicht so wichtig für Sie.« Der Zaubererkönig fühlte sich nun wieder wohler in seiner Haut. Die von ihm selbst vorgenommene Auflistung seiner vergangenen Großtaten hatte ihm das Selbstbewußtsein zurückgegeben. Wie sollte ein derartiges Unternehmen, dem ein solch brillantes Konzept zugrunde lag und das so lange vorbereitet worden war, schiefgehen können? Er lächelte und bot dem jungen Mann eine Zigarre an. »Fortescue«, sagte er gewichtig, »ich denke, Sie gehören hierher. Ich hab Sie schon eine Weile beobachtet, und in Ihnen steckt eine ganze Menge Potential. Ich könnte mir vorstellen, daß die Sterne günstig für Sie stehen, sobald das Expansionsprogramm abgeschlossen ist. Was hielten Sie davon, Gouverneur von China zu werden?«
     
    »Und warum haben Jacke und Hose dieselbe Farbe?« fragte Angantyr Asmundarson.
    Hildy dachte darüber nach und kam zu dem Schluß, daß es darauf keine Antwort gab. »Tut mir leid, aber …«
    »Ich finde die Sachen sehr geschmackvoll«, bemerkte Arvarodd mit fester Stimme, als wollte er damit sagen, man könne Hildy nicht für die Torheiten ihrer Generation verantwortlich machen. »Und wozu sind diese Löcher in der Seite?«
    »Die nennt man Taschen«, entgegnete Hildy. »Darin kann man Sachen aufbewahren.«
    »Das ist

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