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Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Allerdings fürchte ich, daß meine derzeitige Kondition für ein solch kräftezehrendes Aufeinandertreffen nicht ausreicht.«
    Thorgeir nickte; auch er war seit seiner Blütezeit als Timberwolf immer zahmer geworden. Außer seiner Schwäche für rohes Hammelfleisch und der Notwendigkeit, sich dreimal täglich zu rasieren, hatte er fast gänzlich menschliche Züge angenommen. »Also können wir das ausschließen«, sagte er. »Mir haben dieses Herumstreunen und das ewige Heulen nie so recht zugesagt.«
    »Mir genausowenig. Also bleibt uns nur eine Vorgehensweise: Wir finden ihn, bevor er zuschlagen kann, und töten ihn. Das dürfte uns nicht schwerfallen.«
    »Einverstanden.«
    Der Zaubererkönig schenkte Met nach. »In diesem Fall müssen wir wissen, wo er sich aller Wahrscheinlichkeit nach aufhält. Er ist gerade aus dem Grab auferstanden, richtig? Und er ist zu Fuß. Also brauchen wir nur zu wissen, wo er begraben wurde, und schon haben wir ihn. So einfach ist das.«
    Thorgeir lächelte und nahm einen kleinen Schluck Met. Jetzt war er an der Reihe. Mit langsamer, fast bedächtiger Stimme sagte er: »Auch ich habe während der letzten tausend Jahre das Problem immer wieder in Gedanken durchgewälzt, und die große Frage ist folgende: Angesichts der Tatsache, daß König Hrolf der größte Wikinger aller Zeit war und seine Gefährten die glorreichsten Helden der nordischen Welt, warum gibt es dann keine Saga über König Hrolf Erdenstern?«
    Er hielt inne, um einen größeren dramatischen Effekt zu erzielen, nahm sich aus der Kiste auf dem Schreibtisch eine Zigarre und redete erst weiter, nachdem er sie angezündet hatte.
    »Und warum sind in diesem Zusammenhang die Sagas aller anderen nordeuropäischen Helden so zurückhaltend bezüglich des größten Ereignisses des Heldenzeitalters überhaupt – nämlich unserer Niederlage und Entmachtung? Ich meine, das konnte sich doch sehen lassen, und eigentlich hätte man erwarten dürfen, daß wenigstens in einer Saga etwas davon vorkommen würde.«
    Der Zaubererkönig runzelte die Stirn. Mit Ausnahme der Neuerscheinungen von Dick Francis oder Jeffrey Archer schaute er heutzutage nur noch selten in ein Buch, und selbst zu seinen besten Zeiten war er nie ein fleißiger Leser gewesen.
    »Es gibt also keine Aufzeichnungen über die letzte Ruhestätte von König Hrolf Erdenstern«, fuhr Thorgeir fort. »Gäbe es welche, hätte ich die ganze Gegend schon vor fünfhundert Jahren aufgekauft und irgendein massives und haltbares Bauwerk darauf errichten lassen. In Caithness gibt es nicht einmal die leiseste Andeutung einer traditionellen Überlieferung oder auch nur den Ansatz eines Volkslieds über König Hrolf oder die große Schlacht; lediglich eine Menge Kokolores über diesen Märchenprinzen Charlie. Der einzige Fingerzeig ist der Ortsname Rolfsness, wo zufälligerweise eine gewisse Schlacht stattgefunden hat.«
    »Na, da haben wir’s doch!« warf der Zaubererkönig freudestrahlend ein.
    »Nein, da haben wir’s nicht. Ich bin etliche hundert Male dorthin zurückgekehrt. Wenn es da irgend etwas gäbe, hätte ich das gespürt. Es gibt auch keinerlei Aufzeichnungen darüber, was aus Hrolf Erdenstern geworden ist, während wir als körperlose Geister durch die Gegend irrten. Er ist einfach wie vom Erdboden verschluckt. Nach allem, was ich weiß, könnte er sogar in Richtung Westen gesegelt sein und Amerika entdeckt haben.«
    »Glaubst du, er ist in Amerika?«
    Thorgeir schloß die Augen und zählte bis zehn. »Nein, ich glaube, daß er wahrscheinlich irgendwo in Europa steckt. Ich hab aber nicht die leiseste Ahnung, wo in Europa.«
    Der Zaubererkönig lächelte. »Dann hättest du schon längst mal nach ihm suchen sollen, findest du nicht?« fragte er Thorgeir mit vorwurfsvollem Blick und schenkte sich ein weiteres Glas Met ein.
     
    »Diese Leute waren vom Fernsehen«, sagte Hildy.
    »Und was ist das?« wollte einer der Helden wissen.
    Hildy zermarterte sich das Hirn, um eine kurze Antwort zu finden. »Wie eine Saga, nur mit Licht und Bildern. Morgen um diese Zeit wird im ganzen Land jeder wissen, daß wir hier sind.«
    Der König runzelte die Stirn. »Das könnte ernste Folgen haben. Wir dürfen das nicht dulden.«
    »Aber was sollen wir dagegen tun?«
    »Das ist ganz einfach.« Der König erhob sich brüsk. »Wohin sind die Ihrer Meinung nach gefahren?«
    »Dahin zurück, wo sie hergekommen sind. Wahrscheinlich nach Lairg. Sie wollen den Film so schnell wie möglich nach

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