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Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Wer hat Angst vor Jasper Jones?

Titel: Wer hat Angst vor Jasper Jones? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Silvey
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Kreist?»
    «Spielt für uns keine Rolle», sagt Eliza und hebt die Hände. «Wir zählen nicht. Wir sind sowieso Ausgestoßene. Weil wir Penisse als Finger haben.»
    Jeffrey fährt entsetzt zurück.
    «
Nein!
Du hast dich auch für die Penisse entschieden?»
    «Ich fürchte schon», sagte Eliza grinsend.
    «Aber du bist ein
Mädchen
! Und hast jetzt Penisse! Und zwar zehn Stück!»
    «Halb so wild. Charlie macht das nichts aus.»
    «Natürlich nicht. Er
liebt
Penisse!»
    «Ich bringe dich um, Jeffrey», erkläre ich aus tiefster Überzeugung.
    «Verdammt noch mal. Ihr Weicheier! Es ist doch bloß ein Hut!»
    «Ist es nicht!», widerspricht Eliza. «Es ist ein
Spinnen
hut!»
    «Der Fall wird vertagt, Wisharrrrrt. Los komm, Chuck. Rumfummeln könnt ihr später noch. Wie sieht’s aus, lasst ihr einen Helden mit nach Hause fahren?»
    «Ja, schon. Aber mein Dad ist noch nicht da.»
    Jeffrey dreht sich um und streckt den Arm aus. «Da drüben steht er doch, du Idiot», sagt er. «Er ist schon seit Stunden da.»
    Ich folge Jeffreys Arm. Da ist er. Auf der anderen Seite des Ovals. Ich hatte keine Ahnung. Ein kalter Fisch zappelt und floppt in meinen Eingeweiden. Ich rücke von Eliza ab. Was hat er gesehen? Bin ich in Schwierigkeiten? Habe ich etwas Verbotenes getan? Ich weiß es nicht einmal.
    «Wie lange steht er schon da?»
    Jeffrey zuckt die Achseln. «Woher soll ich das wissen? Ich bin nicht der liebe Gott. Obwohl man das leicht verwechseln kann. Aber ich war ziemlich beschäftigt damit, einen Irrsinnsrückstand aufzuholen und die Geschichtsbücher umzuschreiben.»
    «Er wartet auf uns. Wir sollten gehen.»
    Eliza drückt meinen Arm und hält mich von hinten heimlich fest. Ob sie mir damit sagen will, dass ich bleiben soll?
    Ich drehe mich zu ihr um. «Sollen wir dich nach Hause fahren?»
    «Nein, nein, schon gut», sagt sie. Ich würde sie gern noch einmal küssen.
    Das Unbehagen kehrt zurück. Es ist schwer zu wissen, was ich tun soll. Ich habe das Gefühl, etwas Tiefschürfendes sagen, ein Ritual oder einen Tausch vornehmen zu müssen, um es offiziell zu machen. Ich würde ihr gern ein Schmuckstück überreichen, das es mir erlaubt, sie als mein Mädchen zu bezeichnen, irgendetwas Gängiges, was den Leuten beweist, dass sie mich auch mag. Etwas, das es mir gestattet, ständig an sie zu denken, ohne mich schuldig, hilflos oder hoffnungslos weit weg zu fühlen. Ich glaube, ich bin dermaßen aufgeregt, dass ich die ganze Geschichte am liebsten in einen Käfig sperren würde wie einen kleinen roten Vogel, damit sie nicht wegfliegen kann und bleibt, wie sie ist. Damit sie das nächste Mal immer noch da ist. Wie eine Münze, die man als Erinnerung in der Tasche trägt. Wie einen Pfirsichkern von Mad Jack Lionels Baum. Wie hingekritzelte Worte in einem verschlossenen Koffer. Ein leuchtender Ballon, den man sich an den Bettpfosten binden kann. Man möchte ihn an sich drücken und festhalten, aber nicht so fest, dass er platzt.
    Ich wünschte, Jeffrey würde sich verziehen. Aber er rührt sich nicht vom Fleck, grinst und wartet darauf, dass wir gehen.
    Ich drehe mich ein wenig zur Seite. «Gut. Na dann.»
    «Wir sehen uns, Charlie.»
    «Bald. Ich meine, das hoffe ich. Ja.»
    Eliza beugt sich vor, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben. Natürlich verstehe ich das völlig falsch, ziele auf ihre Lippen und schaffe es, ihr mit der Nase ins Auge zu stechen. Ich murmele etwas und stehe auf.
    «Tschüß, Jeffrey! Gut gemacht!», sagt sie und winkt. Dann schlägt sie mit dem Daumen ihr Buch auf. Es macht mich traurig, sie verlassen zu müssen.
    Jeffrey wünscht ihr «Auf Wiederhörnchen», und wir schieben ab. Ich schaue Eliza noch einmal in die Augen, halte ihren Blick für einen Moment fest, und er erscheint mir ebenso bedeutsam wie jedes Schmuckstück, das wir austauschen könnten, so greifbar wie ein Edelstein in meiner Hand.
    Ich drehe mich um. Sobald wir beim Überqueren des Spielfelds außer Hörweite sind, führt Jeffrey einen merkwürdigen Tanz auf, bei dem ihm die Crickettasche auf den Rücken schlägt.
    «Tuttelstündchen! Tuttelstündchen!»
    «Ich bring dich um, Jeffrey. Mit meinen eigenen Händen. Das ist kein Witz. Du bist gefährlich nahe dran, an deinem großen Tag ein tragisches Ende zu erleiden.»
    Er lacht.
    «Du liebst sie, Chucktin Bucktin! Du liiiebst sie! Moment. Na, wer bin ich? Wer bin ich?» Jeffrey hebt eine Augenbraue, spitzt die Lippen wie ein Schnulzensänger und flötet: «Sollen wir dich, äh,

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