Wer hat Angst vor Jasper Jones?

in Ruhe lasse. Und manchmal albern wir herum, kichern, tanzen und haben unseren Spaß. Wir schwimmen nie im Tümpel. Wir liegen da, nehmen die Sterne in uns auf und reden über Bücher und Städte und Dinge, die uns wichtig sind. Dinge, die wir uns wünschen. Oder darüber, was wir einmal werden wollen. Ich vertraue mich ihr an. Erzähle ihr vom Roman meines Vaters. Ich habe ihr sogar eine Kopie des Manuskripts zugesteckt, das sie an einem Tag gelesen hat, und wir plaudern über die Stellen, die uns gefallen haben. Wir unterhalten uns darüber, wie berühmt er werden wird und dass eines Tages vielleicht ein Buch von mir neben seinem stehen wird.
    Wir schlafen in der Baumhöhle, wo es sicher und behaglich ist. Dabei halten wir uns fest, wie man sich in einem Schneesturm an einen Laternenpfahl klammern würde. Ich lege die Hand auf ihr Kolibriherz und sorge dafür, dass es sich beruhigt.
    Und wir küssen uns in diesem dicken Zelt des Eukalyptusbaums. Ich bin nicht einmal mehr nervös. Es gibt nichts Schöneres auf der Welt. Ich drücke meine Lippen an ihren Hals, atme sie ein, und unsere Hände gehen auf Wanderschaft. Ich berühre ihren Bauch, ihre Rippen und ihre warmen, aufregenden Brüste. Ich war im Irrtum, als ich behauptete, es gebe nichts Weicheres als die Lippen eines Mädchens.
    Das ist unser Geheimnis. Eines, das es wert ist, für sich behalten zu werden. Ich habe keinen Bedarf, es zu teilen oder aufzudecken. Es macht mich leicht. In gewisser Weise hat es geholfen, den Schmerz der anderen Geheimnisse zu lindern. Wenn wir unsere Herzen aneinanderpressen, scheinen die unterdrückten Dinge in unserer Brust zu summen und sich aufzulösen. Es macht mich so froh, sie zu sehen.
    Die Besuche auf der Lichtung haben unsere Pläne fortzugehen abgeschwächt, sie haben die Dringlichkeit regelrecht weggespült. Jetzt sind wir eher ein bisschen wehmütig und versonnen. Wir mögen keinen Fünf-Uhr-Tee im Plaza trinken, aber Tee am Lagerfeuer auf Jaspers Lichtung ist genauso schön.
    Hin und wieder, wenn sie besonders niedergeschlagen oder traurig ist und an schreckliche Dinge denkt, kehrt ihr merkwürdiger Akzent zurück. Aber ich glaube, ich verstehe jetzt. Inzwischen habe ich den Film gesehen. Ich kenne die Szenen, den schnodderigen, frivolen Ton. Die Holly-Golightly-Stimme ist nichts als eine raffinierte Angewohnheit. Eben Elizas Wish-Art. Also halte ich den Mund und lasse sie gewähren.
    Meistens jedoch können wir auf Jaspers Lichtung durchatmen und zur Ruhe kommen. Außerdem fühlt es sich an wie Liebe. Wirklich. Es scheint alles zu bestätigen, was ich darüber gelesen habe. Und selbst wenn es keine Liebe ist, muss es ihr sehr ähnlich sein. Ich will Eliza bitten, mich zu heiraten. Ich will niemand anderen. Sie ist das Beste, was diese Stadt zu bieten hat. Und ich will nicht ohne sie sein. Sie ist das einzige Gute, das ich mit den Händen greifen kann. Ich will es mir um den Finger wickeln und einen Ring daraus machen. Eines Tages, wenn ich genug Mut habe, lasse ich sie es wissen. Ich werde genau die richtigen Worte finden. Und vielleicht wird sie mir mit den richtigen antworten.

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    Heute ist der erste Schultag nach den Ferien. Wie nicht anders zu erwarten war, drehen sich alle Gedanken und Gespräche um die Ereignisse des Sommers. Laura Wisharts Verschwinden wird stundenlang durchgekaut, und die Entführung der Beaumont-Kinder in Adelaide vor einigen Tagen gibt dem Rätsel neue Nahrung. Niemand ist mehr sicher. Die Luft schwirrt von Gerüchtegeflüster.
    Die Mädchen drängen sich zusammen und verstummen, wenn Eliza in die Nähe kommt. Die Jungen rempeln sich grinsend an und stoßen sich die Ellbogen in die Rippen.
    Diesmal taucht Jasper Jones nicht verspätet auf, um seinen Namen auf der Liste der Football-Mannschaft abzuhaken.
    Jeffrey Lu ist zu einer kleinen Berühmtheit geworden, was ihn nicht im Geringsten zu stören scheint. Nachdem er hier und da ein paar Lobesworte empfangen hat, bringt er den größten Teil des Vormittags damit zu, jedem, der es hören will, seinen heldenhaften Einsatz zu schildern, seine Großtaten Ball für Ball durchzugehen und dabei mit der Wahrheit mehr als großzügig zu verfahren.
    Es ist ein merkwürdiger Tag. Mir ist, als habe sich alles verändert, und doch stimmt das nicht ganz. Sogar Warwick Trent steckt wieder in der Schuluniform. Nach einem trägen Sommer voller Besäufnisse und Ausschweifungen hat er zwar keine Lehrstelle gefunden, es aber geschafft,