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Wer hat Angst vorm bösen Mann?

Wer hat Angst vorm bösen Mann?

Titel: Wer hat Angst vorm bösen Mann? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Borwin Bandelow
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während der Gefangennahme verhindert hat, dass die Geiseln an ihren Qualen zerbrechen, verhütet er möglicherweise auf gleiche Weise die Spätfolgen eines solchen Traumas.

Gefühlskalte Hexen
    Nancy Garrido, Wanda Barzee, Janice Hooker, Michelle Martin – warum haben die Ehefrauen der Entführer ihre Männer gedeckt und ihnen bei ihren Gräueltaten geholfen? Wie konnten es diese «Satansbräute» ertragen, dulden und sogar unterstützen, dass ihre Männer vor ihren Augen minderjährige Mädchen vergewaltigten? Michelle Martin, die 2012 nach langer Gefängnisstrafe entlassen wurde, hat das Leben zweier Mädchen, die ihr Mann Marc Dutroux entführt hatte, Mélissa und Julie, auf dem Gewissen – sie ließ sie verhungern.
    Sind sie böse, gefühlskalte Hexen, denen das Schicksal der Mädchen egal war? Haben sie gar selbst perverse Lust empfunden, wenn ihr psychopathischer Ehemann die Opfer auf widerliche Art missbrauchte und folterte? Oder war es allein die ohnmächtige Angst vor ihren gewalttätigen Partnern, die sie so handeln ließen?
    Es gibt keine bessere Erklärung, als dass sie ebenfalls Opfer der Gehirnwäsche der hochmanipulativen Verbrecher waren. Denn sie wurden ebenso geschlagen und missbraucht. Sie mussten unter Zwang Straftaten an den Sexsklavinnen begehen, ohne dabei einen Vorteil daraus zu ziehen. Und sie mussten ohnmächtig und eifersüchtig mit ansehen, dass ihr Ehemann den Sex mit den jungen Mädchen bevorzugte. Offensichtlich unterlagen auch sie der unheimlichen Macht ihres persönlichkeitsgestörten Mannes, der sie ebenso quälte wie sein Entführungsopfer. Haben sie überhaupt die langjährigen Haftstrafen verdient, zu denen sie verurteilt wurden?

Stockholm ist überall
    Lena Simakhina und Katya Martynova wurden in Moskau vier Jahre in ein Kellerverlies gesperrt. Steven Stayner war in Merced, Kalifornien, sieben Jahre gefangen. Das Mädchen Fusako Sana wurde im japanischen Sanjō neun Jahre und Tanya Kach in Pennsylvania zehn Jahre lang festgehalten. Wenn man bedenkt, wie viele Jahre Josef Fritzl, Wolfgang Priklopil oder Phillip Garrido ihre Opfer hinter Verschluss hielten, ohne dass die Nachbarn Verdacht schöpften, und wie viele ähnliche Fälle es auf der Welt gab, dann kann man sich leicht ausrechnen, dass derzeit vielleicht Hunderte oder Tausende von jungen Frauen oder Männern in einer Berghütte im Kaukasus, in einem Erdloch in der mongolischen Steppe, in einer Luxuswohnung in Riad, in einem Keller in Mönchengladbach oder an anderen Orten der Erde als Opfer eines psychopathischen Vergewaltigers abgeschlossen von der Außenwelt dahinvegetieren, ohne dass ihre verzweifelten Eltern etwas über ihren Verbleib wissen. Und dass Tausende von spurlos verschwundenen jungen Frauen und Kindern nach endlosen Jahren der Qualen ermordet wurden, nachdem ihre Entführer ihrer überdrüssig wurden.
    Das Stockholm-Syndrom spielt sich aber nicht nur in dunklen Verliesen ab. Stockholm ist überall: Frauen, die von ihren Ehemännern geschlagen, vergewaltigt oder wie Leibeigene gehalten werden. Minderjährige, die von Zuhältern verschleppt und zur Prostitution gezwungen werden. Dreizehnjährige Mädchen, die gegen ihren Willen mit zahnlosen Greisen gegen Zahlung eines fürstlichen Brautgeldes an die Eltern verheiratet werden. Jungen, die von lüsternen pädophilen Internatslehrern und kirchlichen Würdenträgern jahrelang sexuell belästigt werden.
    Die spektakulären Fälle sind nur Ausdruck eines weitverbreiteten Phänomens, das uns immer wieder zeigt, dass bestimmte Teile des menschlichen Gehirns den Sprung in die Zivilisation noch nicht geschafft haben.

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3 . Die falschen Propheten
    Ganz entspannt im Hier und Jetzt
    Und es werden sich viele falsche Propheten erheben, und sie werden viele verführen.
    Matthäus  24 , 11
    In meiner Studentenzeit in den siebziger Jahren gab es ein Mädchen in unserem Wohnheim, nennen wir sie Katharina, die Romanistik studierte und sehr intelligent und ansehnlich war.
    Sie schien aber nicht mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Sie hatte zwar alles, was man sich damals als junger Mensch nur vorstellen konnte – ein Käfer-Cabrio, das sie von ihrem begüterten Vater geschenkt bekommen hatte, mehrere Männer, die sich für sie interessierten, gelegentliche Partys im Hockeyclub und viele Freundinnen, deren Hauptgesprächsthemen ihre Schottenröcke und Burlington-Socken zu sein schienen. Aber Katharina war auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und

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