Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
gedemütigt.“
„Ein bisschen.“
„Dann ist unsere Arbeit hier vollbracht.“ Sie schaute Peter an. „Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mir diesen hübschen jungen Mann kurz ausborge? Da hinten gibt es Autoscooter, und die liebe ich. Meine Kinder sind leider schon zu alt. Ich bring ihn danach auch wieder. Okay?“
„Sicher. Wenn du magst, Peter?“
„Klar.“
Peter ergriff Denises ausgestreckte Hand und marschierte davon, noch immer sein Eis leckend. Raoul dankte den anderen Frauen und wartete, bis sie gegangen waren, bevor er sich zu Pia gesellte, die in einem Liegestuhl Hof hielt.
„Red noch mal mit dem Erdnusstypen“, sagte sie gerade. „Der packt immer viel zu früh ein. Wahrscheinlich hat er Angst, sonst im Stau stecken zu bleiben. Sag ihm, wenn er das heute wieder macht, bekommt er keinen Stand mehr. Erinnere ihn daran, dass ich mit einem Anruf locker fünfzig andere Erdnussverkäufer erreichen kann, die liebend gern seinen Platz einnehmen.“
Sie lächelte Raoul an. „Hallo. Wo ist Peter?“
„Fährt mit Denise Autoscooter.“ Er ließ sich neben ihr ins Gras fallen. „Ich wurde gerade von einer Gruppe von Frauen mittleren Alters gerettet.“
„Wovon redest du?“
Er erzählte ihr von den Frauen, die ihn angequatscht hatten, und wie Bella, Denise und ihre Freundinnen die Situation geklärt hatten.
„Wie süß“, meinte sie amüsiert. „Der große, böse Footballspieler wird von älteren Ladys gerettet.“
Er zuckte zusammen. „Das klingt furchtbar. Ich bin durchaus in der Lage, auf mich selbst aufzupassen. Aber ich hab einfach nur dagestanden und ihnen das Reden überlassen.“
„Glaubst du etwa, du hättest irgendeine Chance gehabt? Du bist jetzt einer von uns. Wir kümmern uns eben umeinander. Das ist genauso wie neulich, als alle mir etwas zu essen gebrachthaben, als ich das Baby verloren habe.“
„Das ist was völlig anderes.“
„Reg dich nicht auf. Es ist einfach süß.“
Er fand das gar nicht lustig. „Erzähl das bloß nicht meinen Freunden.“
„Was bekomme ich dafür, dass ich es nicht tue?“
„Was du willst.“
Sie lachte.
Er genoss es, Pia lachen zu hören, genauso wie er es genoss, sie anzuschauen. Sie sah bezaubernd aus mit ihren großen Augen, dem lachenden Mund und der Lockenmähne, die in der Sonne glänzte. In Pia vereinigten sich Haltung und Liebenswürdigkeit auf wunderbare Weise.
Es ist nicht nur Pia, dachte er und schaute sich die Leute an, die das Festival bevölkerten. Es ist die Stadt. Er hatte schon an vielen Orten gelebt, und auch wenn er das Leben in den Großstädten genossen hatte, hatte er sich nie zu einer Gemeinschaft dazugehörig gefühlt. Nicht so wie hier. Natürlich wurde er auch hier hin und wieder erkannt, aber wenn, dann wurde er allenfalls um ein Autogramm gebeten.
Obwohl er nicht gerade glücklich darüber war, von einer Gruppe von Frauen gerettet worden zu sein, wusste er, dass es letztlich weder auf das Geschlecht noch auf das Alter ankam. Sie hatten einfach das Problem erkannt und ganz selbstverständlich gehandelt. Im wahrsten Sinne des Wortes hatten sie ihm zur Seite gestanden, so als wären sie für ihn verantwortlich. Er war nach Fool’s Gold gezogen, weil er sich irgendwo hatte niederlassen wollen, und er hatte tatsächlich das gefunden, was er gesucht hatte: eine Heimat.
18. KAPITEL
N ormalerweise war Pia nach einer Veranstaltung wie dem Herbstfestival, das den ganzen Tag gedauert hatte, ziemlich erschöpft. Aber da sie die Hälfte der Zeit einfach nur herumgesessen hatte, war sie ausgeruht und fit für die Party am Abend. Natürlich würde sie es nicht zu heftig treiben, sondern Rücksicht auf die Babys nehmen.
Sie hatte sich gerade die Wimpern getuscht und lehnte sich jetzt ein wenig zurück, um das Makeup im Spiegel zu begutachten. Dr. Galloways Ratschlag befolgend, hatte sie ihre Angst überwunden und war die Treppen zu ihrer Wohnung hinaufgestiegen, um sich für die Party fertig zu machen. Schließlich war der Großteil ihrer Garderobe noch hier und auch die meisten Schminksachen. Raoul wollte sie nachher abholen kommen und zum Dinner und dem anschließenden Tanzen begleiten. Zum Schlafen würde sie wieder mit in seine Wohnung fahren.
Sie bauschte ihr Haar noch ein wenig auf, bevor sie den Morgenmantel fester um sich schlang. Die große Frage war, was sollte sie anziehen?
In den letzten Tagen fühlte sie sich unglaublich aufgebläht. Ihre Hosen saßen eng, und egal, wie viel Zitronenwasser sie trank,
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