Wer hat Angst vorm starken Mann? - Mallery, S: Wer hat Angst vorm starken Mann?
Gefühl, dass er sich freuen würde, wenn seine Kinder eine Chance bekämen, dass er sich aber auch Sorgen um Pia machen würde, weil sie alleinstehend war.
„Hast du vor, ihre Situation zu ändern?“, wollte Josh wissen.
„Ich gehe keine dauerhaften Beziehungen mehr ein.“
„Du warst verheiratet. Ist das der Grund?“
Raoul zuckte mit den Schultern und legte das Gewicht wieder auf den Ständer.
Auch Josh legte seins weg und zögerte dann. „Ich war vor Charity auch schon einmal verheiratet. Hat aber nicht funktioniert. Manchmal ist es einfach so.“
Raoul nickte, weil er nicht mit Josh darüber diskutieren wollte, und Zustimmung bedeutete, dass das Thema schneller abgehakt war. Wenn er eine fehlgeschlagene erste Ehe erwähnte, nahmen die Leute immer an, dass er betrogen worden war. Oder dass er entdeckt hatte, dass Caro ihn wegen des Geldes geheiratet hatte. Beides wäre weitaus erträglicher als die Wahrheit. Himmel, er hätte es sogar vorgezogen, wenn sie ihn wegen einerFrau verlassen hätte. Aber der wirkliche Grund, warum ihre Ehe gescheitert war, nagte an ihm. Er wachte deshalb nachts auf und hätte dann am liebsten vor lauter Frust geschrien.
Es gibt Dinge, die kann man nicht wieder geradebiegen, erinnerte er sich. Dinge, die man nicht ungeschehen machen konnte. Genau so, als wenn man einen Stein in einen See warf. Auch da konnte man nichts weiter tun, als darauf warten, dass sich die Wogen glätteten, während man gleichzeitig hoffte, dass niemand verletzt wurde.
Er und Josh gingen zu den Umkleideräumen. Nachdem sie geduscht und sich angezogen hatten, einigten sie sich darauf, in der kommenden Woche wieder zusammen zu trainieren. Das war etwas, was Raoul wirklich am Footballspielen vermisste, das gemeinsame Training mit seinem Team. Bei Josh konnte er jedoch darauf zählen, dass er ihn antrieb. Manchmal gesellte sich auch Ethan Hendrix, ein Freund von Josh, zu ihnen.
Raoul wusste, es brauchte seine Zeit, bevor man irgendwo dazugehörte, aber er war bereit, es langsam angehen zu lassen. Er mochte Fool’s Gold, also versuchte er, nichts Falsches zu tun.
Er verließ die Sporthalle und hatte eigentlich vorgehabt, noch ins Büro zu gehen, doch stattdessen machte er sich auf den Heimweg. Er konnte die Gedanken an Pia nicht aus seinem Kopf verbannen. Sie zu küssen ist vermutlich ein Fehler gewesen, aber das war es wert, dachte er grinsend. Nicht nur, weil er es genossen hatte, ihre Lippen unter seinen zu spüren, sondern auch wegen ihres Gesichtsausdrucks. Zu sagen, sie sei überrascht gewesen, wäre eine große Untertreibung.
Als er in dem kleinen Haus ankam, das er von Josh gemietet hatte, ging er ins Arbeitszimmer und fuhr seinen Computer hoch. Kurz darauf loggte er sich ins Internet ein und gab das Stichwort ‚in vitro‘ in die Suchmaschine ein.
Eine Stunde später hatte er eine deutlichere Vorstellung von dem, was Pia bevorstand. Zwei Stunden später war für ihn klar, dass er sich etwas Derartiges niemals zumuten würde. Abgesehendavon, dass es für ihn rein physisch unmöglich war, fand er die Vorstellung beängstigend. Nicht nur, dass Pia ihren Körper mit Hormonen auf die Schwangerschaft vorbereiten musste, sie würde auch noch Drillinge austragen. Vorausgesetzt, alle Embryonen überlebten. Wenn nicht, würde sie mit dem Verlust umgehen müssen und vermutlich auch mit den Schuldgefühlen, die sie bestimmt entwickeln würde.
Schwierig genug, schwanger zu sein, aber wie viel schwieriger war es, wenn man schwanger und allein war und niemanden hatte, auf den man sich verlassen konnte? Nicht einmal ihr Vater konnte ihr zur Seite stehen oder ihr finanziell unter die Arme greifen.
Crystal verlangte eine Menge von ihrer Freundin. Raoul war fest davon überzeugt, dass Pia diese Babys bekommen würde, auch wenn sie selbst das noch nicht herausgefunden hatte. Aber er fragte sich, ob sie wirklich wusste, worauf sie sich da einließ.
Die Spendensammlung für die Schule mochte zwar technisch gesehen nur einen Tag gedauert haben, aber trotzdem war Pia dadurch mit ihrer anderen Arbeit eine Woche in Rückstand geraten. Das klingt zwar auch nicht nach allzu viel, dachte sie, als sie an ihre Terminwand schaute. Doch in Fool’s Gold fand jeden Monat ein Festival statt. Einige waren kleiner als andere, aber Arbeit machten sie alle. Erfolg stellte sich nur ein, wenn man stundenlang hinter den Kulissen plante.
Der Sommer war zwar die geschäftigste Zeit, doch auch im Herbst war noch viel los. Bis zur
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