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Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann

Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann

Titel: Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Thoma
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entdeckte ich Jesco. Während ich mich durch das Gedränge zu ihm durchkämpfte, nahm ich das Babyphone aus meiner Jackentasche und versicherte mich anhand der Signallampe, dass ich mich im Radius seiner Reichweite befand.
    Jesco zog mich auf seinen Schoß und küsste mich leidenschaftlich. Ich rückte noch dichter an ihn heran und spürte seine Erregung.
    »Lass uns zu dir gehen«, flüsterte er mir ins Ohr.
    »Das geht nicht, da sind die Kinder«, antwortete ich, »aber ich weiß was Besseres … Komm mit!«
    Beherzt nahm ich mir Anouks Konfrontationstherapie zur Überwindung innerer Blockaden zum Vorbild und zog Jesco hinter mir her in eine verwaiste Putzkammer im hinteren Teil der Bar.
    Jesco schloss die Tür hinter uns. Durch ein Oberlicht schimmerte mattes Licht in die Kammer. Miss Bloody Sundays Stimme und das Grölen der Gäste waren jetzt nur noch gedämpft zu hören.
    Jesco drängte mich zu einem Tisch und drehte mich um, sodass er hinter mir stand, und verband mir mit seinem Schal die Augen. Ein Schauer überlief mich, als er meinen Rock hochschob und meinen String zur Seite zog. Dann nahm er meine Arme, verschränkte sie hinter meinem Rücken und hielt sie mit einer Hand fest. Ganz tief in mir fühlte ich eine Lust aufsteigen, die mich im Moment einfach nur sein ließ.
    Ich lehnte mich nach vorn über den Tisch und spürte, wie Jesco in mich eindrang. Ich stöhnte auf und ließ mich fallen.
    »Mami!«, rief plötzlich Lorenz’ Stimme aus der Ferne.
    Nicht jetzt!, dachte ich genervt, ich komm doch gleich.
    Ich wollte nach dem Babyphone tasten, um es leiser zu stellen. Das ging aber nicht, weil Jesco immer noch meine Arme festhielt.
    »Mami!«, hörte ich es jetzt wieder und noch lauter als davor.
    In meinem Kopf drehte es sich. Lorenz’ Stimme klang so nah; war er hier, in der Bar Zum schmutzigen Hobby ? Wenn ja, woher wusste er dann, dass er mich dort in der Putzkammer finden konnte?
    Ich riss meine Arme los, nahm den Schal von den Augen und drehte mich um. Vor Schreck schrie ich auf.
    Hinter mir stand gar nicht Jesco, sondern Darth Vader. Mit dunkler Stimme raunte er: »Ich bin dein Vater.«
    Dann legte er mir den Schal um den Hals, grinste mich grausam an und zischte: »Ein bisschen Sauerstoffmangel beim Sex hat noch niemandem geschadet …«
    »Mami, ich hab Angst, er will uns alle töten!«, hörte ich Lorenz’ Stimme jetzt ganz nah an meinem Ohr und spürte, wie jemand an mir rüttelte.
    Ich wachte auf und sah mich verwirrt in meinem Schlafzimmer um. Jesco war nicht da, Darth Vader auch nicht. Dafür stand Lorenz völlig verheult neben meinem Bett.
    »Darth Vader will uns wirklich alle töten!«, schluchzte er immer wieder.
    Ich stand auf, nahm Lorenz tröstend in den Arm und legte ihn in mein Bett. »Du hattest einen Albtraum, mein Schatz«, versuchte ich ihn zu beruhigen. Gleichzeitig verfluchte ich Marks Freundin Franziska dafür, dass sie Lorenz die Darth-Vader-Figur geschenkt hatte.
    Ich pfiff Clooney zu uns und zeigte Lorenz seine Zähne.
    »Clooney ist ein Cairn Terrier, und das sind die gefährlichsten Rattenjäger auf der ganzen Welt«, erklärte ich ihm. »Deshalb ist er viel stärker als Darth Vader.«
    Lorenz brauchte noch eine Weile, bis er sich beruhigt hatte. Nachdem er eingeschlafen war, schlich ich in sein Zimmer, griff nach der Darth-Vader-Figur auf dem Nachttisch und stopfte sie zu den verlausten Stofftieren der Zwillinge ins Gefrierfach.

6
    »Hast du Lust, für ein Wochenende nach Venedig zur Biennale fahren?«, fragte mich Jesco bei unserem nächsten Mittagstreffen. Ich freute mich über seinen Vorschlag und hatte größte Lust, mit ihm zusammen am Lido in der lauen Oktobersonne zu sitzen, frischen Fisch zu essen und durch Kunstpavillons zu schlendern. Meinen Kalender, den ich zur Planung aufschlug, nahm Jesco mir wieder aus der Hand – er hatte unseren Kurztrip schon organisiert, inklusive Flug und Hotel, und zwar für das übernächste Wochenende.
    »Das geht aber nicht – da kann ich unmöglich weg«, sagte ich überrumpelt.
    Meine Kinder würden übernächstes Wochenende zwar bei Mark sein, wie Jesco sich richtig ausgerechnet hatte. Loren z ’ Lehrerin hatte jedoch für den Samstagnachmittag ein »Klassenpicknick mit viel Spiel und Spaß« in der Schulturn halle angekündigt und die Eltern aufgefordert, vollzählig und in Doppelbesetzung samt Geschwisterkindern zu erscheinen.
    »Wir legen jetzt wichtige Grundsteine für die nächsten sechs Schuljahre«, hatte sie uns

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