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Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann

Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann

Titel: Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Thoma
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in einer Rundmail ermahnt, in der sie außerdem ausführte, wie sehr die Klassengemeinschaft durch Freizeitangebote gestärkt würde, an denen auch der Rest der Familie teilnahm.
    »Lass uns doch zwei Wochen später fahren«, schlug ich Jesco vor, doch das passte ihm nicht.
    »Ich wollte dich auf die Party eines Freundes mitnehmen«, sagte er. »Er ist Sammler und vergibt an dem Abend einen Kunstpreis. Reicht es nicht, wenn nur dein Ex mit den Kindern zu dem Schul-Event geht?«
    Ich war hin- und hergerissen. Eine romantische Zeit mit Jesco in Venedig war natürlich viel verlockender als ein Kinderspaß in einer Turnhalle. Doch würde ich wahrscheinlich als einzige Mutter dem Klassennachmittag fernbleiben, und Lorenz wäre schwer enttäuscht. Die Kinder schmiedeten schon seit Tagen in der Schule Pläne für das Fest. Und Lorenz hatte in seiner Vorfreude mehrfach erwähnt, wie toll er es fand, dass Mark und ich seine neuen Freunde und die Lehrerin dann besser kennenlernen würden.
    Ich blieb bei meiner Absage für die Reise.
    »Lorenz haben die Trennung und der Umzug ziemlich mitgenommen. Er ist gerade erst dabei sich zu berappeln, und ich will keinen Rückschlag riskieren.«
    Hinzu kam, fuhr ich fort, dass ich mit einem schlechten Gewissen Lorenz gegenüber mein Dolce Vita ohnehin nicht hätte genießen können.
    Jesco konnte das nicht nachvollziehen.
    »Du tust so viel für deine Kinder. Wann kommst du denn mal an die Reihe?«
    Ich fand seinen Argumentationsansatz abstrus. Die Kinder waren für mich das Wichtigste im Leben, und es machte keinen Sinn, meine Bedürfnisse isoliert von ihnen und der Gesamtsituation zu betrachten. Und natürlich gab es immer wieder Situationen, in denen es für mich selbstverständlich war, mich den Bedürfnissen der Kinder unterzuordnen. Ich würde mir doch nichts Gutes damit tun, wenn ich mich in Venedig vergnügte und dafür meinen Sohn im Stich ließ.
    Für Jesco war das schwer nachvollziehbar, und meine Fürsorge fand er übertrieben.
    »Außerdem tut es euren Kindern letztlich bestimmt nicht gut, wenn dein Ex und du zusammen auf solche Events geht«, fuhr er fort. »Damit schürt ihr doch Hoffnungen, dass ihr wieder zusammenkommt.«
    Mich nervten Jescos Einwände, die ich klugscheißerisch und übergriffig fand. Was verstand er schon von den Gefühlen meiner Kinder oder überhaupt von Kindern?
    Ich erinnerte mich an Anouks Frage, ob ich wirklich wollte, dass Jesco sich in die Kindererziehung und in meinen Alltag einmischt. Jetzt kannte ich die Antwort: So jedenfalls nicht.
    »Du redest wie ein Blinder über Farben«, warf ich ihm an den Kopf. »Außerdem bist du doch derjenige, der auf die Party von dem Sammler will. Wenn’s nach mir ginge, könnten wir auch zwei Wochen später nach Venedig fahren.«
    » Easy , Phyl. Außerdem geht’s immer nur nach dir. Du hast deine Nischen im Alltag, in die ich mich nach deinem Maß reinquetschen soll.«
    »Ich glaub’s ja nicht. Weißt du eigentlich, wie sehr ich mich dafür verrenke, damit es diese Nischen überhaupt gibt?«
    »Natürlich weiß ich das.«
    Jescos ruhiger Ton machte mich noch wütender.
    »Du würdigst es aber nicht. Jedes Mal, wenn wir uns treffen, kommst du zu spät, und wir können die Zeit, die ich mir mühsam für dich freigeschaufelt habe, nur zur Hälfte nutzen.«
    »Hast du mal darüber nachgedacht, dass die Gesamtsituation mir dir und deinem Familiengepäck für mich auch nicht gerade ideal ist? Mit einer Freundin, die spontan und flexibel sein kann, wär’s einfacher für mich.«
    Das war zu viel. Gekränkt stand ich auf und warf ihm seine Jacke zu.
    »Dann such dir doch eine, die bequemer ist«, sagte ich, woraufhin Jesco wortlos meine Wohnung verließ.
    Der tut ja gerade so, als wäre er großmütig und aufopferungsvoll genug, um sich auf eine Frau mit Behindertenstatus einzulassen, dachte ich in selbstgerechter Wut und nahm mir fest vor, nicht ans Telefon zu gehen, wenn er das nächste Mal anrief – Jesco sollte ruhig mal ein bisschen zappeln.
    Zum Zuge kam ich mit meinem Männererziehungsprogramm jedoch nicht, denn Jesco rief weder am nächsten Tag noch am übernächsten an. Als nach drei Tagen immer noch Funkstille zwischen uns herrschte, wurde ich langsam nervös; vor dem Streit hatte er sich nämlich täglich bei mir gemeldet.
    Vielleicht habe ich mich im Ton vergriffen und Jesco mit meinen Vorwürfen verletzt?, dachte ich und bekam ein schlech tes Gewissen.
    Als ich das Warten nicht länger aushielt, rief

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