Wer Hat Angst Vorm Zweiten Mann
beleuchten, nahm am Essen kaum teil, da er immerzu damit beschäftigt war, die Flammen mit einem griffbereiten Wassereimer zu überwachen. Außerdem hatte eine Gans dafür sterben müssen, dass Maya und Fanny nölten, sie hätten lieber Spaghetti Bollo.
Und meine Mutter, der ich meine Trennungspläne von Mark anvertraute, teilte mir mit, mich nicht unterstützen zu können, und prophezeite mir, dass ich mein Leben gegen die Wand fahren würde.
»Okay, du hast gewonnen«, sagte ich schließlich. »Ich kann das aber nicht allein entscheiden und fürchte, dass Mark mir die Hölle heiß macht, wenn ich ihm von unseren Plänen berichte. Er weiß ja noch nicht mal, dass es dich gibt.«
Ein kurzes Zucken in Jescos Gesicht verriet mir, dass meine Antwort ihn nervte.
»Es war deine Idee, dass unsere Beziehung alltagstauglich werden soll«, sagte er kühl. »Dann musst du mir aber auch die Möglichkeit geben, unser Leben mitzugestalten, und dich von deinem Ex emanzipieren. Wohin du mit den Kindern reist, geht ihn doch gar nichts an.«
Eigentlich wollte ich Jesco widersprechen: Ich war sehr wohl von Mark emanzipiert, doch würde uns das gemeinsame Interesse am Wohlergehen unserer Kinder immer miteinander verbinden. Und die Vereinbarung, uns bezüglich der Gestaltung von Ferien- und Feiertagen der Kinder miteinander abzusprechen, wollte ich nicht ohne triftigen Grund brechen.
Da sich das Geschehen auf der Bühne jedoch seinem Ende zuneigte und alle Kinder zu ihren Eltern zurückliefen, versuchte ich den beginnenden Streit zu schlichten, und schlug Jesco einen Kompromiss vor: Ich würde mich darum bemühen, dass die Kinder Weihnachten bei Mark feierten. Falls das klappte, würde ich das Geld, das ich mit der Planung von Dexters Wohnung verdient hatte, gern in eine Reise in ein südländisches Paradies investieren, wo wir am Heiligabend mit einer Pina Colada am Strand liegen und an einer Percussion-Session gestählter beach boys mit Weihnachtsmützen auf dem Kopf teilnehmen könnten.
Als ich Mark am nächsten Tag im Büro erreichte, hatte er sich wie erwartet über die Gestaltung von Weihnachten noch überhaupt keine Gedanken gemacht. Um das Thema möglichst schnell abzuhaken, schlug er mir vor, Heiligabend den Kindern zuliebe zusammen zu feiern.
»Nicht den ganzen Abend natürlich. Aber wenn wir ab siebzehn bis sagen wir mal zwanzig Uhr das übliche Programm abspulen, reicht das den Kindern doch bestimmt.«
»Soll das heißen, ich darf mich an Heiligabend von siebzehn bis sagen wir mal zwanzig Uhr bei dir an den gedeckten Tisch setzen?«, entgegnete ich mit gespielter Freude in der Stimme.
Natürlich hatte Mark es sich umgekehrt vorgestellt und wollte sich bei mir einladen. Dafür, schlug er vor, würde er den Tannenbaum kaufen. So wie immer.
»Nein, danke«, lehnte ich sein Angebot ab, da ich bereits wusste, wie das enden würde: Mark würde die Maße unseres Weihnachtsbaumständers beim Kauf wieder einmal nicht beachten und dann keine Zeit dafür finden, den Stamm passgerecht zu sägen, was an mir hängen bleiben würde.
»Es gehört für mich zu den angenehmen Nebeneffekten unserer Trennung, nie wieder Weihnachten mit dir feiern zu müssen.«
Meine Abfuhr kam von Herzen: Ich wollte mich nicht mehr für Mark schämen, wenn er beim Krippenspiel einschlief, wollte beim Essen nicht seinen Mundsäuberungen ausgeliefert sein, und weitere Schuhputzkästen, Kniestrümpfe und Bücher über rettende Küchentipps wollte ich auch nicht geschenkt bekommen.
»Wie stellst du dir Weihnachten denn zukünftig vor?«
»Am liebsten wäre es mir, wenn wir uns abwechseln und die Kinder die Weihnachtsferien jeweils bei dir oder bei mir verbringen«, antwortete ich und bat ihn, in diesem Jahr den Anfang zu machen.
»Ich denk drüber nach«, sagte Mark, bevor wir auflegten.
8
Lorenz zog einen kleinen Rollkoffer durch den Flur hinter sich her, als es klingelte.
»Ist das endlich Papa?«
Doch nicht Mark, sondern Jesco stand vor der Tür, mit dem ich mich an meinem kinderfreien Freitagabend verabredet hatte.
»Hey, ihr seid ja noch alle da.«
»Papa ist zu spät«, sagte Lorenz. »Hast du eigentlich auch Kinder?«
Während Jesco erklärte, lediglich eine Nichte zu haben, die er nur selten sah, da sie in Paris lebte, stellte ich mit Blick auf die Uhr fest, dass Mark eine Dreiviertelstunde zu spät war.
»Ich ruf ihn mal an«, sagte ich und wählte seine Nummer.
»Hi, wo bleibst du denn? Die Kinder warten auf dich!«, hinterließ
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