Wer hat das Rind zur Sau gemacht?
unserer Gesellschaft zu suchen. Junge Menschen finden ihre Heimat nicht mehr in der Familie, sondern unter Gleichgesinnten – egal, ob das Klima gerettet, die Bahn entschleunigt, die Hühner befreit oder die Kinder verrohkostet werden sollen.
War früher die vertikale Hierarchie für die Arbeit in den Unternehmen prägend, so sind es bei der jüngeren Generation soziale Netzwerke im Internet, Twitter, Facebook und so weiter. Dort finden sie einen Sozialverband, eine Familie, eine Heimat mit Gleichgesinnten, dort stützen sie sich gegenseitig und bestätigen sich in ihren Ansichten. Ideologische Vorbilder dieser Netzwerke sind die NGO s, weshalb deren Positionen häufig vollkommen ungefiltert die Medienlandschaft dominieren. Gegenteilige Auffassungen werden als «Irrmeinungen» oder «Verschwörungstheorien» bekämpft. Ganze Berufsgruppen sind entsetzt, was über ihr Fachgebiet als «wissenschaftliche Erkenntnis» verbreitet wird, und können nicht verstehen, warum dieser Unsinn Tag für Tag ohne jede Gegenstimme unters Volk gebracht wird.
Wenn sich diese Netzwerke einig sind, dass Öko-Grünzeug und Sojasprossen gesund sind, dann wird eine Warnung vor Keimen auf Biokost einfach nicht mehr erwähnt. Bekommt die Meldung der Chefredakteur auf den Schreibtisch und reicht sie persönlich an die zuständigen Mitarbeiter weiter, erhält er als Antwort, man habe das zwischenzeitlich geprüft, es handele sich um eine Außenseiterposition, mit der man den Ruf des Blattes nicht beschädigen wolle. Das kollektive Unterschlagen von Meldungen ist auch kein Versehen oder Resultat einer nationalen Verschwörung – es ist der Zeitgeist, der durch die Netzwerke weht, und er ist wirksamer als jede Zensur. Dafür werden die Aktionen der Campaigner bedingungslos medial unterstützt, wie absurd sie auch immer sein mögen.
Es ist kaum mehr möglich, sich auf klassische Weise – drei Zeitungen, drei Meinungen – über ein Thema zu informieren. Das wirft natürlich die Frage auf, wie die Autoren dieses Buches zu ihren Aussagen gekommen sind. Wir haben nolens volens den mühsameren Weg über die Originalliteratur genommen, die Daten geprüft und bewertet. Wir bieten sie nicht umsonst in Buchform an. Denn in der Flut kostenloser «Information» im Internet gehen Ergebnisse, die konträr zum Mainstream ausfallen, einfach unter.
Im Netz entscheidet nicht Sachkenntnis, sondern die Masse – Google & Co. sch… gewöhnlich auf den größten Haufen. Dort lassen die Medien denken. Ist ja auch billiger. Entsprechend wird im Fernsehen noch weit mehr geschummelt als beim Discounter. Deshalb verdienen unsere Lebensmittel bei aller Kritik mehr Vertrauen als TV , Zeitung oder Foodwatch. Denn Nahrungsmittel werden immer noch besser kontrolliert als der Unsinn, der über sie verbreitet wird. Nicht die Medien, sondern Speis’ und Trank halten Leib und Seele zusammen. Prost Mahlzeit!
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Literatur
Schlank durch Pommes – Acrylamid: Viel Rauch um nichts
1.Ames, B. N. et al: Ranking possible carcinogenic hazards. In: Glickman, T. S., Gough, M.: Readings in Risk. Resources for the Future, Washington 1990: 76–92
2.Anon: DONALD -Studie: Acrylamid. Ernährungs-Umschau 2004; 51: 252
3.Bader, M. et al: Querschnittstudie zur ernährungs- und tabakrauchbedingten Belastung mit Acrylamid. Deutsches Ärzteblatt 2005; 102: 2640–2643
4.Blank, I.: Current status of acrylamide research in food: measurement, safety assessment, and formation. Annals of the New York Academy of Sciences 2005; 1043: 30–40
5.Bömer, A., Mattis, H.: Der Solaningehalt der Kartoffeln. Zeitschrift für Untersuchung der Nahrungs- und Genussmittel sowie der Gebrauchsgegenstände 1924; 47: 97–127
6.Botezatu, L. et al: Organic farming in the EU . Considering food safety and quality, animal welfare and environmental degradation. Fysisk Institut, Aarhus 2002
7.Cantwell, M.: A review of important facts about potato glycoalkaloids. Perishables Handling Newsletter Issue 1996; 87: 26–27
8.Carman, A. S. et al: Rapid high-performance liquid chromatographic determination of the potato glycoalkaloids a -solanine and a -chaconine. Journal of Agricultural and Food Chemistry 1986; 34: 279–282
9.Claus, A. et al: Pyrolytic acrylamide formation from purified wheat gluten and gluten-supplemented wheat bread rolls. Molecular Nutrition & Food Research 2006; 50: 87–93
10.Deutsche Forschungsgemeinschaft: Acrylamide. Occupational Toxicants 1992; 3:
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