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Wer hat Tims Mutter entführt?

Wer hat Tims Mutter entführt?

Titel: Wer hat Tims Mutter entführt? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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meinte
Klößchen, „wenn unsere Kidnapper zur Mafia gehören. Tim, hast du italienischen
Akzent rausgehört?“
    „Kein bißchen. Der Mistkerl
spricht so deutsch wie wir.“

22. Nachts im Fellgerber-Viertel
     
    Am Abend, während der besten Fernsehzeit,
wütete ein Unwetter über der Stadt. Hagelkörner prallten auf Dächer und
parkende Autos, fetzten Blätter ab und sammelten sich wie Schnee im Rinnstein.
Donner grollte, Blitze schlitzten den schwarzen Himmel auf. Aber nach einer
halben Stunde war alles vorbei. Nur der Regen rauschte noch eine Weile herab,
und die Luft hatte sich abgekühlt.
    Tims Vorhersage, die Straßen
würden leer sein, erfüllte sich.
    Kurz vor 23 Uhr brachen Karl,
Klößchen und Gaby auf.
    Unter den Blousons bzw.
Regenjacken versteckten sie die Walkie-Talkies.
    Mehrmals hatte Tim seinen
Freunden anhand eines Stadtplans gezeigt, wo sie gehen mußten.
    Galt es doch, die drei
strategisch wichtigen Punkte im Fellgerber-Viertel zu besetzen.
    Die drei verließen das Haus
durch die Hintertür. Wußte man, was die Kidnapper taten? Vielleicht wurde Tims
Adresse beobachtet.
    Während der TKKG-Häuptling
seinen Einsatz hinauszögerte, marschierten seine Freunde zum Hauptbahnhof.
    Dort war Betrieb. Aber als die
drei nach einer langen Unterführung wieder in den Spätabend hinauf stiegen,
waren sie umgeben von Einsamkeit und unbehaglicher Stille.
    Karl orientierte sich an einem
Kirchturm und fand die Polizeistation. Sie war erleuchtet. Zwei Streifenwagen
parkten. Es ging umtriebig zu.
    Gaby postierte sich auf der gegenüberliegenden
Straßenseite hinter einem Mauervorsprung. Nur wer in unmittelbare Nähe kam,
würde Tims Freundin bemerken. Aber sie konnte jeden sehen, der hier vorbeiging.
    Sie drückte sich in den Winkel,
wo es modrig roch, hielt ihr Sprechfunkgerät in der Hand und pustete gegen den
goldblonden Pony. Er war ziemlich lang, stieß bereitsmit ihren schwarzen Wimpern zusammen. Gaby mußte zweimal
pusten, damit ihre Sicht nicht behindert wurde.
    Karl und Klößchen trennten
sich.
    Sie tauchten ein in das
Fellgerber-Viertel, in dem nur wenige Laternen brannten. Erst kürzlich hatten
die Stadtwerke diese Lichtquellen repariert. Es hatte Unfälle gegeben unter
Radfahrern. Für Kfz und Motorräder war die ganze Gegend gesperrt.
    Klößchen grauste sich, als er
an abbruchreifen Häusern vorbei in östlicher Richtung stiefelte, wo er sich
hinter einen ausgetrockneten Springbrunnen kauern sollte.
    Drei Gassen mündeten dort. Vorn
funzelte eine häßliche Lichtpeitsche. Der Valentinsplatz mit seinem Brunnen war
sozusagen der Knotenpunkt einer Hauptverkehrsader im Fellgerber-Viertel.
    Klößchen fand den Platz, setzte
sich hinter dem Brunnen auf einen Stein und holte seine Schokolade hervor. Das
Walkie war auf Empfang gestellt.
    Etwa 300 Meter entfernt, am
südwestlichen Rand der verwarzten Gegend, hockte Karl inzwischen auf den Stufen
einer Kellertreppe. Die Kopfsteinpflaster-Straße, die hier vorbeiführte,
verlief in Augenhöhe.
    Es war 23.25 Uhr. Keine
Menschenseele zeigte sich — weder bei Karl noch bei Klößchen.
    Gaby konnte drei uniformierte
Polizisten beobachten, die sich hinter den Fenstern der Polizeistation
langweilten.
    Keine Spur von den Kidnappern.
    Vermutlich war der Typ, der das
Geld abholte, schon auf seinem Platz.
     
    *
     
    Tim war rechtzeitig
aufgebrochen. Er trug eine dunkelblaue Regenjacke zu seinen Jeans. In dieser
mondlosen Regennacht war das regelrecht Tarnkleidung.
    Die Geldtasche hielt er fest in
der rechten Hand — Augen und Ohren offen. Mit gespannter Aufmerksamkeit nahm er
seine Umgebung wahr. Kein zweites Mal würde er in einen Hinterhalt tappen.
    Der Bahnhof lag hinter dem
TKKG-Häuptling. Als eine ferne Kirchturmuhr halb zwölf schlug, erreichte er die
Flintenschußgasse. Sie war dunkler als eine ungelüftete Hosentasche, Tims
Wachsamkeit wurde auf die Probe gestellt. Er bewegte sich in der Mitte der
Gasse, horchte auf jeden Laut und starrte in die Finsternis. Erst allmählich
paßten sich die Augen dieser Maulwurfswelt an. Schemenhaft sah er leere
Hauseingänge, Fensterhöhlen, Höfe und Treppen.
    Dort links stand das
Sudfrei-Haus wie ein Berg.
    Tim ließ seine Taschenlampe
aufblitzen. Sie beleuchtete einen runden Torbogen und das Schild EINSTURZGEFAHR
— DURCHGANG VERBOTEN.
    Tim trat in den Durchweg. Ein
Dutzend Schritte — und das etwas grauere Licht zeigte an, daß es hier kein Dach
gab. Der Hinterhof.
    Tim blieb stehen und lauschte.
    Regentropfen fielen

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