Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition)
Quahog-Prinzessin?«
Wütend drückte ich ihn weg, bevor mir etwas noch Schlimmeres rausrutschte.
Ich hatte es nicht wahrhaben wollen, aber es stimmte: Tommy Sullivan war wieder in der Stadt.
Und anscheinend wusste er nicht nur, wo ich arbeitete, sondern auch wann.
Das war nicht gut. Das war ganz und gar nicht gut.
»Katie?« Shaniqua kam zur Tür und spähte besorgt zu mir in den Hof hinaus. »Alles okay? Deine Rentner fragen schon, wo du bleibst.«
»Ach so, ja.« Ich musste mich zusammenreißen. Ich durfte nicht zulassen, dass er alles kaputt machte, was ich mir aufgebaut hatte. Also: am besten ganz normal verhalten und cool bleiben. »Tut mir leid.« Ich warf einen Blick auf meinen Zettel. »Hör zu, kannst du mir bitte vier Bud Light, zwei Gläser Merlot, drei Cabernets und drei Pinots machen?«
»Kommen sofort«, sagte Shaniqua. Sie sah mich forschend an, als ich mich an ihr vorbeischob, um wieder in den Gastraum zu gehen. »Ach so, der Ecktisch ist jetzt übrigens auch besetzt.«
Na toll! Das hatte mir gerade noch gefehlt. Seth und seine Freunde wollten Cola trinken und Quahog-Fritter essen, während ich angesichts der möglicherweise unmittelbar bevorstehenden Konfrontation mit dem Jetzt-göttergleich-gut-aussehenden-Tommy-Sullivan innerlich Amok lief. Ob das die Strafe dafür war, dass ich meinen Freund betrog? Falls ja, dann war es nicht fair. Außerdem galt es gar nicht als Betrügen, wenn man nur küsste. Oder?
Ich griff mir einen Stapel Speisekarten, auch wenn alle Quahogs in der Stadt natürlich auswendig wissen, was es bei uns gibt, und nie einen Blick hineinwerfen, und fragte mich auf dem Weg zum Ecktisch, womit ich so viel Unglück verdient hatte. Erst die Rentnerreisegruppe, dann die Neuigkeit, dass Tommy Sullivan wieder in der Stadt war, und jetzt auch noch mein Freund und seine Kumpels, vor denen ich lächeln und so tun musste, als wäre alles in allerbester Ordnung. Toll, echt.
Doch als ich an dem Tisch ankam, war von Seth und den anderen Quahogs nichts zu sehen. Da saß nur ein einziger Gast.
Jemand mit rötlich-braunen Haaren, die ihm bis zum Kinn reichten.
Jemand, der einige Schwierigkeiten zu haben schien, seine Beine unter der Tischplatte unterzubringen, was darauf schließen ließ, dass er ziemlich groß war.
Jemand, dessen Pupillen im Schein der Buntglas-Lampe, die über ihm hing, intensiv smaragdgrün leuchteten und einen Hauch von Bernstein erahnen ließen.
Jemand, der mit einhundertprozentiger Sicherheit nicht für die Quahogs spielte und darum eigentlich kein Recht hatte, an diesem Tisch zu sitzen. Das konnte Jill aber nicht wissen, weil sie nicht aus Eastport kommt, weshalb sie, nachdem er sich nach mir erkundigt hat, wahrscheinlich einfach angenommen hatte, er wäre …
Ich ließ die Speisekarten fallen. Meine Finger waren plötzlich so kalt und gefühllos geworden, dass sie mir einfach herausrutschten. Ich spürte, wie meine Wangen sich rot färbten, als Tommys Blick zu Boden wanderte, wo die Karten verstreut lagen. Und als ich mich danach bückte, konnte ich mein knallrot angelaufenes Gesicht noch nicht einmal hinter einem Vorhang aus Haaren verbergen, weil Peggy darauf besteht, dass alle Kellnerinnen sich die Haare zurückbinden.
Nicht dass mir offene Haare viel geholfen hätten, denn dadurch, dass er sich sofort vorbeugte, um mir zu helfen, hätte er mein knallrotes Gesicht sowieso gesehen.
Erst als ich alle Karten wieder zusammenhatte und er sich aufrichtete, wagte ich es, ihm ins Gesicht zu sehen.
Er lächelte. Er lächelte .
»Hey, Katie«, sagte er mit derselben männlich tiefen Stimme, mit der er mich ein paar Stunden zuvor am Strand begrüßt hatte, als er an mir und Sidney vorbeigeschlendert war. »Lange nicht gesehen.«
FÜNFTES KAPITEL
Ich sagte das Erste, was mir durch den Kopf schoss.
Okay, vielleicht nicht das Erste, weil das nämlich etwas gewesen wäre, das man als Kellnerin in einem der beliebtesten Fischrestaurants der Stadt eher nicht laut sagen kann.
Aber das Zweite. Nämlich:
»Du darfst hier gar nicht sitzen!«
Ja, ich weiß, dass sich das total kindisch anhört, aber es war die Wahrheit.
»Wie bitte?« Tommy sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Du darfst hier nicht sitzen«, wiederholte ich. Mein Herz klopfte wie ein Presslufthammer, und ich fühlte mich, wie wenn ich bei meinem Vater im Boot mitfahre und vergessen habe, meine Pillen gegen Reisekrankheit zu nehmen. »Dieser Tisch ist für Quahogs reserviert. Und du bist kein
Weitere Kostenlose Bücher