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Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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Harm, dit sind nur vier Tage, die du alleene bist. Dit wird ja wohl noch klappen, Mensch. Du musst nich mal einkoofen, der janze Kühlschrank ist noch voll mit dem Zeug aus Berlin.«
    »Außerdem habe ich ja mein Handy dabei, falls was sein sollte, oder?«
    »Na also.«
    »Überredet«, sagte van Harm, und trotzdem hatte er dann abends, als er vor dem Haus stand und den Rücklichtern von Peggys Corsa noch hinterherwinkte, als diese längst außer Sichtweite waren, ein komisches Gefühl. Nicht gleich das von zugeschnürter Kehle, aber immerhin.
    Dann kam der Montagmorgen, und die Sonnenstrahlen fielen ins Schlafzimmer und tauchten es in ein helles Licht, das die Einrichtung zum Strahlen brachte, und der Gesang der Vögel drang durchs offene Fenster und das Klappern der Störche und die Kirchenglocken.
    Aus Prinzip missmutig sprang van Harm aus dem Bett und suchte eine Weile und fahndete in seinem Inneren, aber er konnte es einfach nicht mehr finden, das miese Gefühl des Vorabends. Ganz im Gegenteil, er fühlte sich prima. Kraftvoll. War bereit, den gesamten Garten umzugraben.
    Ein paar überwucherte Beete schaffte er sogar an diesem Tag. Am Nachmittag überlegte er kurz, Constanze anzurufen, aber entschied sich dann dagegen. Warum sollte er? Um sich Ärger einzufangen? Oder die üble Laune seiner Kinder präsentiert zu bekommen?
    Am Dienstag wachte er noch früher auf, kurz nach sieben, und das Wetter war abermals phänomenal. Er schwang sich auf eines der modernen Fahrräder, die Constanze und er angeschafft hatten, und fuhr zur Oder hinaus, wo gerade der Morgennebel aus den Uferwiesen stieg. Am Nachmittag sammelte er dürres Holz, abgebrochene Äste und herumliegende Bretter in seinem Garten auf, aus denen er am Wochenende, wenn Peggy wieder da war, ein Lagerfeuer machen wollte. Abends fiel er todmüde ins Bett, um am Mittwochmorgen bereits um sechs Uhr dreißig aus den Federn zu springen. Er wirtschaftete eine Weile in den Ställen herum, setzte sich nach dem Frühstück abermals aufs Rad und fuhr auf der schmalen, ungepflasterten Spur zwischen Straßengraben und mörderischen Katzenkopfsteinen nach Altwassmuth zur Bushaltestelle. Doch der erste Bus des Tages war schon um halb neun gefahren und der nächste und letzte ging erst um siebzehn Uhr, und weil er dringend ein paar Besorgungen machen musste, beschloss er, die acht Kilometer, die es auf der Bundesstraße 167 bis in die Kreisstadt waren, mit dem Rad zurückzulegen.
    Er zog als Erstes dreihundert Euro aus dem nächsten Bankautomaten, von denen er in einem kleinen Sportgeschäft ein Paar Laufschuhe erstand, eine knielange, eng anliegende Jogginghose sowie ein Spezialhemd, das angeblich, genauso wie die Hose, in der Lage war, sich selbst zu reinigen. Als intelligenten Stoff hatte der Verkäufer das glänzende, synthetische Material bezeichnet. Van Harm war es recht, auch wenn es dämlich klang. Je weniger er waschen musste, desto besser.
    Zwei Läden weiter gab es etwas, von dem er noch nie gehört hatte, einen Discounter für Textilien. Dort erwarb er, begeistert von den niedrigen Preisen, für keine dreißig Euro ein paar Flipflops, zwei Jeans und einen Fünferpack T-Shirts, denn er war es leid, dass die Dörfler ihn schon von Weitem als Fremden erkannten und nach Wegen suchten, um ihm auszuweichen. Nur weil er immer noch die Anzughosen und Businesshemden aus seinem früheren Leben trug, auch wenn sie um einiges zerknitterter aussahen als damals.
    In der Kühle des nächsten Morgens probierte Kai van Harm seine neuen Sportsachen aus. Er beschloss, vorsichtig die zwei Kilometer nach Vieracker zu laufen und dann mal weiterzusehen, ob er noch Puste hätte.
    Der Weg führte an der Großen Zirnsheimer Wiese vorbei, einem mehrere Quadratkilometer großen Feuchtbiotop, das wegen seines Pflanzen-und Kleintierreichtums unter Naturschutz stand. Unmengen von Störchen standen im Dunst der Frühe auf der sumpfigen Wiese herum und stocherten mit ihren langen roten Schnäbeln nach Futter. Oben in der Luft kreiste ein Bussard, und es hätte genauso idyllisch sein können wie in den Oderauen, wäre da nicht – gut beleuchtet von der Morgensonne – jene flache, aus Fertigbetonteilen bestehende Halle gewesen. Sie stand vielleicht achthundert Meter vom Feldweg entfernt mitten auf der Wiese und war mit einem Maschendrahtzaun gesichert, der eine Krone aus Stacheldraht trug. Zu dem eisernen Eingangstor, das auf den betonierten Vorplatz führte, gelangte man über eine Straße

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