Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
Vom Netzwerk:
Peggy stieß einen kurzen Schrei aus, so als würde es ihr Spaß machen, die Stoßdämpfer ihres Wagen zu ruinieren.
    »Auf Wiedersehen, Sie sind jetzt am Ziel«, sagte das Navigationsgerät, und sofort trat Peggy auf die Bremse und stellte den Motor ab. Van Harm öffnete ungläubig die Tür, steckte den Kopf nach draußen und stieg schließlich aus. Sie standen tatsächlich vor seinem Haus.
    »Woher weiß dieses Navigationsdingens eigentlich immer, wo man hinmuss?«
    »Da oben«, sagte Peggy und zeigte in den pechschwarzen Sternenhimmel, der sich wie eine Kuppel wölbte.
    »Wie jetzt? Der Kosmos? «
    »Satelliten, GPS .«
    »Ach so, na klar.«
    Sie waren unwillentlich in ein Flüstern gewechselt, denn es war ganz still hier draußen. Nur manchmal schlug ein Hund an, ganz weit in der Ferne, fast schon wie von einem anderen Planeten. Und weil es so still war, dröhnten die normalen Stimmen wie Donnerhall.
    Und auch die Tüten mit den Lebensmitteln knisterten mit mindestens 70 Dezibel, als van Harm sie vom Wagen zur Eingangstür des einstöckigen Wohnhauses hinübertrug, und als Peggy schließlich die Tür des Corsas zuschlug, klang es wie ein Schuss.
    »Ah, die jute alte Landluft«, flüsterte Peggy, als sie neben van Harm stand, der in der Dunkelheit das Schloss nicht fand. Kai reckte den Kopf, blähte die Nüstern und zog die Luft ein: Es roch nach Tierfäkalien.
    »Können Sie mal leuchten, Peggy, mit Ihrem Feuerzeug!«
    Das Flämmchen züngelte auf, und man konnte etwas von der schönen dunkelgrünen Farbe der Tür erkennen, vom schneeweißen Türstock und von den roten Sandsteinziegeln der schmucken Außenfassade. Überhaupt war der Anblick des Hauses zur Straße hin perfekt, nur die Rückseite war noch nicht hergerichtet, und Stallungen und Scheune im Hof waren windschief und morsch und nicht ganz wetterfest. Damals hatten sie vorgehabt, dort Gästezimmer herzurichten, damit auch die Berliner Freunde hier entspannen könnten. Aber dann waren sie immer erfolgreicher geworden in ihren Berufen, Constanze bei den Guten und Kai bei seinem Käseblatt, und gleichzeitig hatte die Anzahl der Freunde abgenommen, und jene Freunde, die ihnen geblieben waren, besaßen selber irgendwelche Häuser auf dem Land, die sie am Wochenende bewohnen mussten.
    »Heilige Kuh«, sagte Peggy anerkennend, als van Harm das Licht in der Küche andrehte, die gleichzeitig modern und rustikal war. Ein Gasherd, der aus einer riesigen Kartusche gespeist wurde, Dunstabzug, ein separater Elektrobackofen, Espresso-und Spülmaschine; andererseits grobe Holzdielen, unbehauener Esstisch, weiß gekalkte Wände, eiserne Leuchter, Kupferpfannen. Das Einrichtungsprinzip setzte sich in den anderen Räumen fort: im Badezimmer, wo es eine Waschmaschine gab, einen Heißwasserboiler und eine Emaillewanne von achtzehnhundertnochwas mit Bronzefüßen, im Elternschlafzimmer, das ein mächtiges, antikes Doppelbett aus Eiche dominierte, vor dem ein LCD -Fernseher stand. Nur das schmale Kinderzimmer mit seinen beiden Kieferbetten und dem Schrank aus Pressplatten wirkte wie aus einem billigen Möbelkatalog. Dort sollte Peggy die beiden Nächte verbringen, und sie war ganz entzückt, als sie ihr kleines Reich in Beschlag nahm.
    »Wir trinken doch noch einen, bevor wa ins Bett jehn, oda wat meinst du, Herr van Harm?«, fragte Peggy, während sie in ihre Reisetasche fasste und einen unglaublichen Stapel Klamotten herausholte, dessen Bestandteile sie sorgfältig in den Schrankfächern zu arrangieren begann.
    Kai sah auf die Uhr: »Gut, ist ja noch nicht mal elf.«
    »Na ja eben«, sagte Peggy.
    »Dann bis gleich in der Küche.«
    »Pack schon mal Bier ins Eisfach, Herr …«

 
    Van Harm erklärt die Lage
    »Wo sind wa hier eigentlich jenau?«, fragte Peggy, als sie kurz nach elf am Küchentisch saßen, in dessen Mitte eine einzelne brennende Kerze stand.
    Sie hatte es geschafft, sich in der kurzen Zeit umzuziehen und saß van Harm jetzt in einem seidig glänzenden, kanariengelben, zweiteiligen Sportanzug gegenüber und nuckelte an einer Flasche Bier. Trotz des Dämmerlichts in der Küche konnte man deutlich erkennen, wie sehr sich die Farbe ihres Trainingsanzugs mit dem Pink ihrer Brauen biss. Aber wer wollte das schon monieren.
    »Das ist eben der Nachteil von diesem Dingens da«, hob van Harm zu einer kleinen Rede an, mit der er die Vorteile herkömmlichen Kartenmaterials aus Papier gegenüber der modernen GPS -Technik loben wollte, »man ist zwar bestens über die

Weitere Kostenlose Bücher