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Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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zurück in die Küche, Kai machte einen zweiten Kaffee und schlug ein paar Eier in die Pfanne. Als sie fertig gefrühstückt hatten, machten sie sich (während sie eigentlich nur drauf warteten, dass Janne und Erik endlich aufstehen und in der Küche auftauchen würden, um ihre Beziehung zu den Mitgliedern der Satanic Moshrooms zu erklären) im Internet über ein paar Sachen schlau und fanden dabei Folgendes heraus:
    1. Die Internetseite, auf der die Revolutionäre Jugend-Aktion Märkisch Oderland ihren Aufruf zur Demonstration veröffentlicht hatte, war eine linke (wie Bruno fand, Kai dagegen hielt sie eher für linksradikal) Nachrichtenseite, auf der jedermann und jedefrau das publizieren konnte, was er/sie für berichtenswert hielt. Demo-Aufrufe gegen alles Mögliche fanden sich dort massenhaft, ebenso wie Aufrufe zur Befreiung von Zootieren oder vegane Kochrezepte. Eigentlich ein schönes Kompendium einer konfusen Jugend mit Restidealen, fand Kai. Bruno dagegen fand die ganze Sache eher traurig.
    2. Black Metal war eine Unterart des Heavy Metal, der wiederum eine Unterart der Rockmusik war, die wiederum aus dem schwarzen Rhythm and Blues hervorgegangen war. Black Metal war in den achtziger Jahren entstanden. Seine Kennzeichen waren neben der schnellen, monotonen Spielweise, dem grunzenden bis röchelnden Gesang und den rohen, unperfekten Aufnahmen vor allem die Texte, die sich um heidnische, satanische, okkulte Themen drehten, in denen es von Kannibalen und militanten Teufelsanbetern nur so wimmelte, um Ritualmorde und Leichenschändungen. Anfang der neunziger Jahre wurde einer der Protagonisten der norwegischen Szene wegen Mordes an einem Bandkollegen und mehreren Kirchenbrandstiftungen zu mehr als zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt. Er galt als rassistisch und rechtsextrem, was seine Anhänger allerdings bestritten. Der Name seines Soloprojektes lautete: Burzum.
    »Gruselig«, sagte Kai, der sich jetzt fast sicher war, dass Janne eines dieser Burzum-T-Shirts besaß.
    »Echt finster«, stimmte Bruno zu, »dit is dann wohl die konfuse Jugend ohne Restideale, wa?«
    »Auch der Nihilismus kann Riesenkräfte freisetzen«, sagte Kai mehr zu sich selbst, als um eine Stellungnahme abzugeben.
    »Wat war ditte?«, fragte Bruno und legte seine rechte Hand wie eine Muschel ans Ohr, als könne er auf diese Art besser hören.
    »Ach nichts, nur so ein Gedanke«, entgegnete Kai und war froh, dass in diesem Moment Janne und Erik in die Küche schlurften, ungeschminkt und nur ein bisschen zerknautscht und strubbelig. Fast wie die ganz normalen Teenager, die ihrem Vater damals in der Kreuzberger Wohnung dennoch so auf die Nerven gegangen waren. Und die van Harm jetzt sehr gern zurückgehabt hätte, weil sie ohne schwarz gefärbte Haare und ohne den Nihilismus der Hölle ausgekommen waren.
    Grußlos und mit Zeitlupenbewegungen bereiteten sich Janne und Erik ihr Frühstück zu, gerade so, als wären Bruno und Kai, die ja noch immer am Küchentisch saßen, den aufgeklappten Rechner vor sich, Luft.
    Kai sah Bruno fragend an, dieser nickte ihm aufmunternd zu, also erhob er sich und trat hinter seinen Nachwuchs, der immer noch emotionslos mit Schüsseln und Cornflakespackungen beschäftigt war.
    »Ich habe euch etwas zu sagen«, verkündete Kai.
    Kein Zeichen der Kinder, dass sie ihn verstanden hatten und gewillt wären, mit ihm zu reden. Oder ihm auch nur zuzuhören.
    » Hallo! «, schrie van Harm unvermittelt los. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Bruno Zabel zusammenfuhr. Auch Janne und Erik drehten sich erschrocken um. » Ja, ich spreche mit euch. Seid ihr bereit mir zuzuhören? Oder soll ich noch lauter reden? «
    »Is ja gut, Mann«, sagte Janne.
    »So’n Stress am Morgen.« Das war Erik.
    » Wie sprichst du denn mit mir? «, schrie Kai seine Tochter postwendend an.
    »’tschuldigung«, maulte Janne, und das klang jetzt in der Tat schon ziemlich kleinlaut.
    »Also …«, sagte Kai, und er merkte jetzt selber, wie es war, dieses Wort auf eine Art auszusprechen, die den Angesprochenen einschüchterte. Dieses schneidende Also war nicht nur eine rhetorische Einleitung, sondern immer auch eine Demonstration von Macht, die mal der sozialen Stellung entsprang und mal einem Wissensvorsprung, auch wenn er nur eingebildet sein mochte, wie jener von Frau Wurst gestern im Scheinwerferlicht des Regionalfernsehens. »Bruno und ich hätten ein paar Fragen an euch, die ihr uns bitte gewissenhaft beantwortet.«
    Janne und Erik sahen zu Bruno

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