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Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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nicht ganz verkneifen. So hart wie Bruno an diesem Abend hatte er selbst seine Kinder noch nie angefasst. Ob das jetzt falsch war oder nicht, mussten andere entscheiden. Jedenfalls bewunderte er Brunos Courage, im Ausnahmefall hart durchgreifen zu können. Jetzt war es auch mal an Kai, durchzugreifen: »Ihr solltet Bruno dankbar sein, statt hier rumzuheulen. Ich jedenfalls bin es: danke, Bruno.«
    »Keine Ursache«, murmelte Bruno.
    »Er hat euch immerhin davor bewahrt, dass ihr eure Blödheit auch noch ins Fernsehen tragt. Das heißt, zu sehen wart ihr ja, was schon schlimm genug ist. Damit auch der letzte Idiot mitbekommt, wie es um euch bestellt ist. Nicht auszumalen, was eure Mutter sagen wird, wenn sie das je zu Gesicht bekommt. Falls sie euch überhaupt erkennt: ihre eigenen Kinder als Beispiel für die vertrottelte Jugend Deutschlands!«
    »Is ja gut«, maulte Janne leise.
    »Und damit ihr merkt, dass es auch bei mir Grenzen gibt, die man nicht ungestraft überschreitet, habt ihr ab sofort Hausarrest«, verkündete Kai energisch und fürchtete im selben Augenblick, dass er sich mit dem Hausarrest selbst mehr bestrafte als seine uneinsichtigen Gören, die ihm jetzt rund um die Uhr auf der Pelle hocken würden.
    Etwas unsicher sah van Harm zu Bruno, der zustimmend nickte, weshalb Kai mit kräftiger Stimme fortfuhr: »Und weil Hausarrest nicht etwa bedeutet, Fernsehen zu gucken, am Computer rumzudaddeln oder mit der Playstation zu spielen, werdet ihr die Scheune aufräumen, den ganzen Mist aussortieren und wenn ihr damit fertig seid, ein paar Beete im Garten bestellen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Jaahh«, jammerten die beiden synchron, bevor Kai sie auf ihr Zimmer schickte, weil er ihren Anblick an diesem Tage nicht mehr ertragen konnte.
    »Halt, wer da?«, rief eine barsche Stimme aus der Dunkelheit. Bruno und Kai waren gerade erst aus der Tür getreten und keine fünfzig Meter in Richtung Deutsches Haus gegangen, wo es ein Feierabendbier gab, als man sie aufhielt. Es war kurz nach halb zehn.
    »Können Sie sich ausweisen?«, rief eine andere Stimme noch etwas lauter, was anscheinend einen Hund auf die Palme brachte, den einer von beiden mit sich führte. Denn sofort setzte ein ohrenbetäubendes Kläffen ein. Dann gingen wie auf Kommando Taschenlampen an, drei oder vier, nicht diese Funzeln, die man aus der Kindheit kennt, sondern richtig grelle Strahler, die sekundenlang blind machten.
    »Können Sie sich ausweisen oder nicht?«, brüllte die zweite Stimme erneut los, aber noch ehe Kai etwas erwidern konnte, bekam er einen Schlag in den Nacken. Er schrie kurz auf. Nicht des Schmerzes wegen, denn der Schlag war ohne besondere Wucht ausgeführt worden, sondern vor Schreck. Weil er nie und nirgends erwartete, von jemand Fremdem berührt zu werden.
    »Los, Hände hinter den Kopf«, wurde er angebrüllt. Und weil er nichts sah und nichts hörte außer dem Hundegebell, tat er wie befohlen. Er hatte tatsächlich Angst, und in seiner Angst hatte er selbst Bruno vergessen, der doch neben ihm stehen musste. Und der sich jetzt endlich mit dröhnender Stimme zu Wort meldete.
    »Mann, bei euch hackt’s wohl, mach bloß dit Licht aus, du Vogel.« Bruno schlug nach einer der Lampen, deren Strahl auf ihn gerichtet war. Ein Lichtkegel wirbelte kurz durch die Luft, dann hörte man es klirren, und es war ein wenig dunkler geworden als vorher.
    »Scheiße, die kannst du mir ersetzen, Bruno«, sagte eine Stimme.
    »Leck mich«, entgegnete Bruno, und ohne anzusetzen sprang er auf die nächste Lampe zu und entriss sie ihrem Träger, der mit Karacho nach hinten fiel. Das musste er einmal bei der NVA gelernt und nicht wieder vergessen haben.
    »Spielt ihr hier Dorf-SA oder wat?«, schrie Bruno und richtete den Lichtstrahl auf die Angreifer. Es waren vier Mann, Leute aus dem Dorf, die van Harm nur vom Sehen her kannte. Das Bellen des Schäferhundes klang zwar allmählich heiser, er stand aber dennoch auf den Hinterbeinen und zerrte wütend an der Leine. Die Männer sahen komisch aus, und van Harm merkte auch schnell, woran das lag: Sie waren einerseits uniformiert und andererseits auch wieder nicht. Das heißt, sie trugen zwar alle schwarze Hemden und schwarze Hosen, die aber allesamt verschiedene Schnitte und Formen und Stoffe hatten. Sogar das Schwarz war nicht gleich, mal war es heller, mal dunkler, mal verwaschen. Dennoch ließ sich die Absicht zur Uniform gut erkennen. Zwei der Männer hatten sich ihre schwarzen

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