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Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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zu der er einbestellt war. Was er ihm jedoch verschwiegen hatte, war der Name der Behörde, die ihn zu sehen verlangte. Stattdessen hatte er eine angebliche Redaktionsbesprechung angedeutet, die seiner Reportage wegen einberufen wäre.
    Am Alexanderplatz nahm er ein Taxi und ließ sich direkt zu seiner Neuköllner Wohnung bringen. Er hatte keine Lust, mit seinem Rollkoffer durch die Nachbarschaft zu rattern und sich die dummen Kommentare der halbstarken Testosteronbanden anzuhören. Mit ihren gezupften Augenbrauen, den rosafarbenen T-Shirts und den Pumphosen, die in ihren Socken steckten. So was zumindest hatte er in Altwassmuth nicht gesehen. Rosa oder Schwarz? Eine Entscheidung war nicht leicht. Abgestandene, muffige Luft schlug van Harm entgegen, als er die Wohnungstür aufschloss. Auf die Möbel hatte sich während seiner Abwesenheit eine millimeterdicke Staubschicht gelegt, auch die leeren Flaschen neben dem Kühlschrank in der Küche waren eingestaubt. Wenigstens besaß er keine Grünpflanzen, die in der Zwischenzeit hätten vertrocknen können, um auf diese Weise die Tristesse unnötig zu verstärken.
    Van Harm dachte an die Zirnsheimer Wiese, an die Felder, an die Obstbaumalleen. Er hätte es nicht für möglich gehalten, dass ihm all das so schnell fehlen könnte, kaum dass er es für ein paar Stunden verlassen hatte. Und ja, er dachte auch an die Störche, die ihm nun um einiges eleganter vorkamen als die Tauben, die sich nicht umsonst in der Stadt wohler fühlten.
    Statt seine Sachen auszupacken oder so gut es ging den Staub zu entfernen öffnete van Harm lediglich sämtliche Fenster, und sofort war der Krach in den Zimmern, das Geplärre der Leute, der Lärm des Verkehrs, die Stadtluft. All das, was einen nicht störte, wenn man es nicht anders kannte. Das einen aber trotzdem zermürbte und krank machte, dachte van Harm, hinterrücks und unbewusst.
    Er ging noch mal auf die Straße, kaufte sich einen Börek und beim Discounter einen Sechserpack Bier, und während er anschließend wartete, dass es im Eisfach abkühlte, musste er an Bruno Zabel denken und wie es dem wohl in der Stadt ergehen würde, mit seiner Hilfsbereitschaft und seiner großen Klappe, die ja beide irgendwie Ausdruck derselben unendlichen Naivität waren.
    Drei Biere schaffte er an diesem Abend, dann legte er sich hin, denn er wollte einigermaßen ausgeruht auf dem Amt erscheinen. Wenn man in die Höhle des Löwen bestellt war, konnte es nicht schaden, rasiert und im Anzug zu erscheinen, frisch geduscht und nicht verkatert.
    Er zählte die Nummern der Zimmer mit, während er versuchte, so wenig wie möglich von den anderen so genannten Kunden der Agentur mitzubekommen. Denn er wusste, die Niedergeschlagenheit, die viele von ihnen ausstrahlten, konnte ansteckend sein. Und van Harms Verfassung war heute ohnehin nicht die beste. Er hatte ein schlechtes Gefühl, obwohl er schon eine ganze Weile kein Geld mehr vom Amt bezog. Aber schon die Tatache, dass er es ein ganzes Jahr lang getan hatte, bereitete ihm Gewissensbisse.
    650, 651 … Eine Behörde, labyrinthisch und undurchsichtig wie Kafkas Schloss. Warum gab es hier Sechshunderternummern, wenn es keine sechs Etagen gab? Was war das geheime Prinzip, das hinter der Nummerierung stand? Gab es eins, oder war auch sie reine Willkür?
    659, 660 … Van Harm musste schon wieder an Bruno denken, an die Selbstverständlichkeit, mit der dieser ins Amt marschiert war, weil er wusste, dass dort kein Dämon auf ihn wartete, sondern Bianca, die Schulfreundin seiner Tochter, die wie ein Schutzengel das Dumme und Unnötige von ihm fernhielt. Außerdem fiel van Harm jetzt auf, dass sie gestern nicht noch einmal telefoniert hatten, er und Bruno, um zu besprechen, wie er mit den Kindern klarkam, wie es ihnen zusammen so ging.
    663, 664, 665, 667. Da war sie, die Tür, durch die er musste. Aber halt, eine Zahl fehlte doch: Van Harm ging eigens noch mal fünf Schritte zurück, um sich zu vergewissern. Die 666, von der Janne berichtet hatte. Vielleicht, dachte van Harm, ist sie ja die Hausnummer des ganzen Gebäudes, aber als er eine halbe Stunde später wieder auf die Straße trat, froh und erleichtert, dass die Sachbearbeiterin mit der tiefen Stimme in all ihrem Grimm nicht mehr von ihm verlangt hatte, als nachträglich ein paar Papiere einzureichen, um seinen damaligen Vorgang abschließen zu können, vergaß er, auf das Hausnummernschild zu achten.
    Die Welt war plötzlich viel leichter, und auch Neukölln

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