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Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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Ausdrucksweise.«
    »Kein Problem«, sagte Kai.
    »Sogar ein eigenes Auto hat der Felix schon. Zig Computer, Handys, Spielkonsolen, Fernseher. Und natürlich die ganzen Instrumente und Verstärker, und weiß der Teufel was noch, mit denen er und Karol Musik machen. Also das, was sie dafür halten.«
    »Dieses Grunzen und Röcheln.«
    »Sie sagen es«, sagte Dommasch.
    »Ich hab auch Kinder«, sagte Kai.
    »Die sind mir auch schon aufgefallen.«
    »Ach?«
    »Die war’n auch schon hier, beim Karol. Haben eine mächtige Sauerei veranstaltet im Bad. Die ganze Wanne war schwarz hinterher und die Fliesen.«
    »Und die Haare.«
    »Die natürlich ganz besonders«, sagte Dommasch und musste grinsen. Gleich darauf aber wurde er wieder ernst: »Der Jagoda ist ja wegen der Liebe hergekommen. Hat die Mutter vom Felix in Berlin kennengelernt, gleich nach der Wende, und sofort seine Zelte abgebrochen. Dem gehörte ja ein Autohaus bei Hannover, das er verkauft hat. Man munkelt von Häusern, die ihm gehören. Jedenfalls, als der Felix gerade vier war, ist seine Mutter durchgebrannt. Einfach abgehauen, nach Berlin. Weil sie sich zu jung fühlte, um Mutter zu sein und Ehefrau. Aber der Jagoda ist geblieben. Er hat die alten Ställe der LPG gekauft und auf den neusten Stand gebracht. Und er hat Leute aus dem Dorf eingestellt, damals in den Neunzigern, als die Arbeitslosigkeit am schlimmsten war. Nebenbei hat er den Felix großgezogen, ob gut oder schlecht, was ihm damals einen Respekt bei den Leuten eingebracht hat, der bis heute nicht verschwunden ist«, sagte Dommasch, trank einen Schluck Bier und fuhr dann fort, »den ich allerdings nicht habe. Ganz im Gegenteil. Jemand wie Karin Petzold zum Beispiel hat viel mehr für Altwassmuth getan. Aber wer dankt es ihr? Keiner!«
    »Die Mutter von Annalena, oder? Die Immobilienentwicklerin?«
    »Ja, so nennt sie sich mittlerweile: Immobilienentwicklerin. Aber glauben Sie nicht, sie würde das aus Spaß machen. Sie macht das bloß, weil sie nicht zum Amt will. Lieber selbständig, als sich vom Amt gängeln zu lassen. Das ist ihre Devise. Sie hat studiert, müssen Sie wissen, war früher Ökonomin in unserer LPG . Und soll ich Ihnen noch was sagen?«, fragte der Bürgermeister und stellte seine Bierflasche auf dem Bambustisch ab, und an dem lauten Geräusch, mit dem sie dort aufkam, konnte man erkennen, dass er dabei war, sich in eine gewisse Rage zu reden.
    Dennoch sagte van Harm: »Ja, bitte!«
    »Sie und ich waren es, nein: es war vor allem sie , die die wenigen Möglichkeiten genutzt hat, die es für unser Dorf gab. Sie hat die Anträge geschrieben, damit wir Fördergelder der EU erhalten. Das war ein Papierkrieg, den kein anderer gewonnen hätte. Und er ist nicht zu Ende, jedes halbe Jahr müssen wir Rechenschaft ablegen, Bilanzen präsentieren. Weiß der Geier. Ich habe keine Ahnung, was genau, denn darum kümmert sich Karin.
    Verstehen Sie, ohne Frau Petzold würde es die Beschäftigungsgesellschaft Biosphärenreservat westliches Oderbruch gar nicht geben. Und ich wäre nicht ihr Geschäftsführer und hätte mein Auskommen. Wer weiß, in welcher Gosse ich sonst sitzen würde, in diesen Zeiten.
    Denken Sie denn, die Störche und das ganze Theater darum ist von alleine gekommen? Nein, auch dahinter steckt Frau Petzold. Das Marketing, die Pressekontakte, die Fördergelder für die Kameras – geht alles auf ihre Kappe. Und dann kommt einer wie der Jagoda daher und spielt den Messias. Schart den Bodensatz von Altwassmuth hinter sich, um so angeblich die Gemeinde zu schützen. Dümmster Populismus, meiner Meinung nach.
    Ich würde mir wirklich wünschen, Karol wäre mit Annalena Petzold und dem Jungen vom Pagel befreundet, der ja jetzt auch ohne Mutter dasteht«, sagte Bürgermeister Dommasch, nahm seine Flasche wieder auf, erhob sich aus seinem Bambussessel, trank den Rest in einem Zug und sah dann auf Kai hinunter.
    Van Harm stand auch auf: »Ja, ich muss dann mal wieder, vielen Dank für das Bier.«
    »Ich bring Sie noch raus.«
    Als sie sich zum Abschied am Gartenzaun die Hand gaben, sagte Dommasch: »Danke, Herr van Harm, dass Sie mir so geduldig zugehört haben. Hat gut getan, mal wieder mit jemandem zu reden. Mit einem, der von draußen kommt. Der nicht den Altwassmuther Tunnelblick hat. Wissen Sie, seit meine Frau nicht mehr da ist …«
    »Das können wir ruhig mal wiederholen«, unterbrach ihn Kai. »Ach so, weshalb ich eigentlich gekommen bin: Haben Sie eine Ahnung, wo Janne und

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