Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
Vom Netzwerk:
nicht immer vorm Computer sitzen sollen oder vor der Glotze«, unterstützte sie Erik.
    »Wir brauchen übrigens noch ’ne Nähmaschine. Dürfen wir eine bestellen?«
    »Und wozu das nun wieder?«
    »Mensch, Papa, für die Kostüme. Als wir die Scheune aufgeräumt haben, war da so ’ne Truhe mit Stoffresten und alten Fellen. Die sind dafür super.«
    »Und wer soll die Nähmaschine bezahlen?«
    »Mama hat uns ziemlich viel Geld gegeben, musst du wissen.«
    Das war das schlechte Gewissen, dachte Kai und sagte: »Na meinetwegen.«
    Also hatte der Paketbote einen Tag später auch noch eine kleine Nähmaschine ins Haus gebracht, mit der sich die Kinder nun häufig in die aufgeräumte Scheune zurückzogen.
    Am Donnerstagabend, Janne und Erik waren unterwegs, und Kai saß mit seinem Notebook am Küchentisch, weil draußen, nach Tagen der Trockenheit, ein wahrer Platzregen niederging, klopfte es an der Tür. Es war schon dunkel, und als er die Haustür einen Spalt öffnete, um nachzusehen, wer es war, stand da die triefende Frau Wurst. Die Haare hingen ihr klatschnass am Kopf, das Wasser lief ihr übers Gesicht.
    Sie langte mit ihrem nassen Arm durch den Türspalt, packte Kai am Zipfel seiner Strickjacke und schrie gegen das Tosen des fallenden Regens an: »Komm er schnell, es geht wieder los.«
    Wenn es so etwas wie das Grauen gab, dann saß es jetzt in Frau Wursts nassem Gesicht.
    »Aber Frau Wurst, ich habe doch nicht mal einen Schirm«, sagte Kai und versuchte ihre Hand von seiner Jacke zu entfernen. Aber es ging nicht. Frau Wursts Finger verkrampften sich so stark in der Wolle, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Sie verzog das Gesicht und schrie: »Ich flehe ihn an, in Gottes Namen.«
    »Ist das nicht ein bisschen dick aufgetragen?«
    »Bei allem, was ihm heilig ist«, stöhnte Frau Wurst und riss Kai nach draußen in die rauschende Sturzflut.
    Es dauerte nur wenige Sekunden, und auch van Harm war nass bis auf die Haut. Jetzt war sowieso alles egal. »Also dann: in Gottes Namen!«, gab er sich geschlagen und ließ sich von Frau Wurst in die Dunkelheit ziehen.
    Es waren nur ein paar Schritte, die sie gingen, Kai am Schlafittchen gezogen von Frau Wurst. Vor dem Deutschen Haus, das tot und kalt am Straßenrand lag, weil zum einen Ruhetag war und Wolf Kretzschmer zum anderen das kaputte Leuchtschild noch nicht hatte reparieren lassen, stoppte Frau Wurst. Dann machte sie einen ganz langen Hals, neigte sich zur dunklen Gaststätte hin und wisperte: »Hört er das auch?«
    Jetzt reckte auch Kai seinen Hals ein wenig, aber er konnte nichts hören bis auf das Pladdern der Wassermassen: »Nein«, sagte er, »kann ich endlich nach Hause?«
    »Dann komm er, vorsichtig, nur ein paar Schritte, nur nicht zu nah, ganz vorsichtig«, sagte Frau Wurst und zog Kai behutsam um die Ecke, dorthin, wo die lange Wand des Tanzsaals war.
    »Hört er es jetzt?« Ihre Stimme war ein Hauchen inmitten der Sintflut.
    Kai hielt den Atem an, und obwohl er davon ausging, dass Frau Wurst sich da in etwas hineinsteigerte, das es nicht gab, versuchte er zu lauschen. Und da war wirklich etwas, das durch das monotone Dauerrattern des Regens klang: Ein Rumpeln und Stöhnen, und dann kreischte etwas auf und war wieder fort. Ganz leise, kaum wahrnehmbar, aber doch vorhanden. Oder fing auch Kai jetzt an zu spinnen? Saß er einer Wahrnehmungsstörung auf?
    »Ich hab es auch gehört. Kommen Sie, Frau Wurst, ich mache uns einen Grog.«
    Wenig später saß Frau Wurst in Kai van Harms behaglicher Küche. Vor ihr stand ein dampfendes Glas mit Grog, das Handtuch, das Kai ihr gegeben hatte, war wie ein Turban um ihren Kopf gewickelt.
    Sie sah ihn erwartungsvoll an, aber weil er keine Anstalten machte, die Nummer in sein Handy zu tippen, die ihm Frau Wurst aufgeschrieben hatte, sagte sie: »Na los, er hat’s doch auch gehört.«
    Kai wählte die Nummer, dreimal klingelte es, dann meldete sich ein Mann. »Ja?« Die Stimme klang kühl und abweisend.
    »Kai van Harm hier«, sagte Kai, »ich rufe aus Altwassmuth an, Ortsteil Zirnsheim.«
    »Und?«
    »Ich will eine Meldung machen, das heißt, ich soll eine machen.«
    »Wissen Sie, mit wem Sie sprechen?«
    »Nein, ich habe die Nummer von Frau Wurst bekommen. Ich rufe im Namen von Frau Wurst an, die zu aufgebracht ist, um selber zu telefonieren.«
    »Wollen Sie mich verscheißern, Freundchen?« Und mit einem Mal wusste Kai, wessen Nummer er gewählt hatte: Es war die des Kommissars. Van Harm warf Frau Wurst einen

Weitere Kostenlose Bücher