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Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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Jungs am Boden rühren sich nicht, die Männer von der Bürgerwehr treten ein paar Schritte zurück. Sie bilden einen Kreis um ihre Opfer. Winfried Jagoda, der als Schweinemäster noch die meiste Ahnung von der Materie hat, bückt sich zu jedem der sechs herunter, um ihm den Puls zu fühlen. Er tut es nicht grob, sondern fast zärtlich. So als könne er sich auf diese Weise entschuldigen für den vorangegangenen Amoklauf.
    Es stellt sich heraus, dass alle noch leben, vier sind sogar bei Bewusstsein und ansprechbar. Das zu wissen, scheint Jagoda zu genügen. Er lässt seine Leute aufsitzen und schickt auch die Nachtpatrouille nach Hause. Keine zehn Minuten, nachdem der Spuk begonnen hat, ist er wieder vorüber. Am dunklen Tatort zurück bleiben »jener welcher« und die Jungs, die sich mittlerweile alle wieder rühren, die stöhnen und husten und spucken. Zwei versuchen sogar, sich wieder aufzurichten. Also wird es Zeit zu handeln, bevor sie auf die Idee kommen, ihr verletztes Mütchen an ihrem Retter zu kühlen.
    Eine Minute später geht deshalb bei Herrmann Pagel im Altwassmuther Pfarrhaus ein anonymer Anruf ein. Von einem Anschluss aus, dessen Nummer unterdrückt ist, wird er von einer grotesk verstellten Fistelstimme über die Vorkommnisse auf der Dorfstraße unterrichtet, eine Stimme, die ihm außerdem rät, einen Krankenwagen für seine lädierten Schützlinge zu rufen. Noch ehe der Pfarrer antworten kann, hat der anonyme Anrufer wieder aufgelegt, denn er ist müde. Er muss sein Rad noch aus dem Straßengraben ziehen, er muss noch gut zwei Kilometer auf dem Feldweg zurücklegen, der Zirnsheim mit Vieracker verbindet. Und außerdem muss er am nächsten Morgen früh raus, und den ganzen Weg noch mal fahren, um seinem neuen Berliner Freund namens Kai die Geschichte brühwarm servieren zu können.
    »Ganz großartiger Schluss«, sagte van Harm und war ein bisschen gerührt.
    »Und du hast wirklich nüscht mitjekriegt? Dit zerdepperte Schild vom Deutschen Haus? Dit Jeschrei am Feldweg? Is do’ allet nur’n Steinwurf von hier weg.«
    »Nichts von alledem.«
    »Na denn warste aber wirklich hacke«, sagte Bruno, und jetzt zwinkerte er ganz deutlich.

 
    Wir kommen wieder, keine Frage!
    »Sind mit Freunden nach Polen. Aber rechtzeitig zum Essen zurück. Mach dir bloß keine Sorgen, Papa. Haben Dich lieb!!! J.+E.«
    Einen hingekritzelten Zettel diesen Inhaltes fand Kai van Harm im Zimmer seiner Kinder vor, als er sie um elf für das Frühstück wecken wollte. Sie mussten sich also noch vor halb acht, dem Zeitpunkt, als Bruno an der Tür geläutet hatte, aus dem Haus geschlichen haben. Dass sie auf diese Weise den ersten Tag nach ihrem Hausarrest begehen wollten, schmeckte ihrem Vater keinesfalls.
    Auch Bruno Zabel hatte sich gleich nach seinem großen, fast episch zu nennenden Bericht über die Ereignisse des letzten Abends wieder verabschiedet. Wahrscheinlich hielt er bereits nach neuen Begebenheiten Ausschau, die er Kai später wieder ofenfrisch auftischen konnte. Hockte mit seinem Feldstecher in irgendeinem Graben oder saß in der Krone eines Baumes, um stets dann wie ein Deus ex Machina einzuschreiten, wenn das Geschehen seine ziemlich klaren Maßstäbe von Gut und Böse, von Moral und Anstand zu unterschreiten drohte.
    Eigentlich hatte sich Kai vorgenommen, Brunos Geschichte von der nächtlichen Prügelei in seine Reportage einzufügen. Doch der Brief seiner Kinder machte ihn so nervös, dass er sein Notebook gar nicht erst aufklappte, weil er wusste, dass er sich ohnehin nicht würde konzentrieren können.
    Er versuchte sich durchs Telefonieren zu beruhigen. Seine größte Hoffnung war Bruno, der doch immer wusste, wer mit wem unterwegs war, aber Bruno hatte sein Handy ausgeschaltet. Auch Constanze war nicht zu erreichen. Vor lauter Glück oder wegen technischer Probleme, wer konnte das schon sagen? Wer wollte das schon wissen?
    Van Harm schlüpfte in seine Sportsachen und schwang sich aufs Rad. Vielleicht hatte im Dorfkern von Altwassmuth jemand Janne und Erik gesehen. Vielleicht waren die Freunde, mit denen sie nach Polen gefahren waren, ja Annalena Petzold und Benjamin Pagel und nicht die Satansbraten Karol Dommasch und Felix Jagoda. Als er an Letzteren dachte, überfiel ihn ein Schaudern. Was, wenn der die sadistische Ader seines Vaters geerbt hatte? Immer vorausgesetzt, Bruno hatte ihm keinen Bären aufgebunden. Aber warum hätte er das tun sollen?
    Um solche Gedanken abzuschütteln, trat Kai beherzter in

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