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Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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waschen ab. Als kleine Buße. Dafür.« Er nickte gegen den Horizont, dorthin, wo vor ein paar Minuten der Luxusbus mit dem schwarzen Block aus Berlin verschwunden war.
    »Fragen Sie doch mal bei Harald Dommasch nach. Das weiße Haus die Straße runter, gleich hinter der Feuerwehr. Der Karol dürfte schon eher nach dem Geschmack Ihrer Zöglinge sein. Wenn es stimmt, was die Spatzen von den Dächern pfeifen«, sagte der Pope und malte dabei unsichtbare Gänsefüßchen in die Luft. Dann drehte er sich um und lief, ohne sich verabschiedet zu haben, an der Kirche vorbei zum Pfarrhaus rüber.
    Arschloch, dachte van Harm. Warum hat der eigentlich immer so eine verdammt gute Laune? Ist denn nicht eben erst seine Frau verbrannt? Ist es wegen Gott? Weil einem sowieso alles Wurst ist, wenn man an IHN glaubt? Oder gibt es einen anderen Grund? Ist er vielleicht sogar froh, Frau Pagel losgeworden zu sein? Arschloch!

 
    Eine Privataudienz beim Bürgermeister
    Harald Dommasch, der Bürgermeister von Altwassmuth, stand im Vorgarten seines schmucken, frisch gestrichenen Hauses und wässerte mit einem Gartenschlauch den Rasen.
    Kai sah ihm ein Weilchen dabei zu, bevor er Dommasch, der ihm den Rücken zukehrte, ansprach: »Sagen Sie, ich habe gehört, man soll Rasen eher in den Abendstunden sprengen, wenn die Sonne nicht mehr so heiß ist.«
    Dommasch drehte sich um: »Ah, Sie sind’s! Ja, stimmt. Das war keine gute Idee. Und ich werd’s bereuen, wenn er mir verbrannt ist. Aber irgendwie musste ich was tun, um mich abzulenken. Sie haben gehört, was heute Nacht passiert ist?«
    »Die Schlägerei?«
    »In unserem friedlichen Ort! Dem Storchenparadies!«, sagte Dommasch und drehte den Wasserhahn ab. »Erst die Kirchen, dann der Friedhof und jetzt auch noch der Überfall auf Gäste unsrer Gemeinde. Schwierige Gäste, wie man so hört, aber immerhin Gäste. Frau Pagel natürlich nicht zu vergessen. Sie möge ihren Frieden gefunden haben. Bierchen?«
    Kai sah auf die Uhr. Es war schon halb eins: »Warum nicht!«
    Er folgte Dommasch hinters Haus, wo auf einer anmutigen Holzterrasse und von einem großen weißen Sonnenschirm beschützt eine bequeme Sitzgruppe aus Bambus stand. Der Garten, der sich dahinter erstreckte, war eine Pracht aus blühenden Blumen, halb hohen Hecken, Obstbäumen und perfekt gestutztem englischem Rasen.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte Dommasch. Er verschwand im Haus und kam kurz darauf mit zwei beschlagenen Bierflaschen zurück.
    »Prösterchen!« Sie stießen an. »Das waren ja nun auch keine Kinder von Traurigkeit«, fuhr der Bürgermeister fort, »die haben sich erst beim Kretzschmer besoffen und ihm dann die Außenbeleuchtung zerstört. Und im Krankenhaus erzählen sie dann, sie wären im Suff gestolpert und ähnlichen Unsinn. Obwohl ein Blinder mit Krückstock sieht, dass sie vermöbelt wurden. Und zwar richtig.«
    »Ich dachte, sie hätten die Täter nur nicht erkannt. Und konnten deshalb keine Anzeige erstatten.«
    »Wie auch immer«, sagte Dommasch. »Aber wer verdammt tut denn sowas?«
    »Die Bürgerwehr?« Kai brachte die Frage sehr vorsichtig vor.
    »Ach Quatsch, das sind doch bloß Maulhelden. Als das passiert ist gestern Nacht, waren die unter Garantie alle Mann voll wie die Strandhaubitzen und haben im Bett gelegen. Wenn’s drauf ankommt, haben die keinen Mumm in den Knochen. So viel ist mal sicher. Überhaupt: Hören Sie mir bloß auf mit diesem Jagoda«, sagte Dommasch und setzte die Bierflasche an.
    »Wieso?« Kai spielte den Unwissenden. »Ich dachte, der schafft Arbeitsplätze.«
    »Arbeitsplätze, Arbeitsplätze«, ätzte Dommasch. »Und wegen drei Arbeitsplätzen darf man sich dann alles erlauben, oder was? Darf man die Luft verpesten und sich aufführen wie Graf Koks? Da hat ja der Förster bald mehr Angestellte. Und auch im Künstlerhaus von Vieracker arbeiten ein paar Frauen aus dem Dorf. Arbeitsplätze , wenn ich das schon höre!« Er winkte heftig ab.
    »Und ich dachte, der Sohn vom Jagoda und Ihrer wären dicke Freunde.«
    »Sind sie ja auch. Aber lassen Sie mich eines dazu sagen: zu meinem Leidwesen! Aber soll ich’s verbieten? Dabei tut mir der Felix ja irgendwie auch leid. So ganz ohne Mutter. Ich seh’s ja bei meinem Jungen, wie das ist, wenn die Mutter fehlt. Vielleicht sind sie ja auch deswegen so dicke, weil sie das gemeinsam haben. Aber der Jagoda, statt sich um seinen Bengel zu kümmern, bläst ihm zum Ersatz einen Haufen Geld in den Arsch. Verzeihen Sie meine

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