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Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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Ding mit die appe Hand.«
    »Trotzdem.«
    »Wie dem ooch sei«, sagte Bruno, »morjen schmeißen wa mal wat richtig Großet uff’n Grill. Vielleicht deine Lammkeule? Die blockiert nämlich meine Kühltruhe.«
    Sie verabschiedeten sich um halb elf an Kais Haustür. Da war es noch Sonnabend.
    Einen Tag später brach in Altwassmuth so etwas wie die Apokalypse los.

 
    Kein Wetter zum Grillen
    Dabei fing der Sonntag noch ganz gut an. Mit einer Erfolgsmeldung sogar. Als hätte die Polizei ihr Gespräch vom Vortag belauscht und eine Sonderschicht ein-und einen Zahn zugelegt. Wenn auch Brunos Anruf für Kai mal wieder ein, zwei Stündchen zu früh kam.
    »Ick hab’s do’ jeahnt«, orakelte Bruno in den Hörer, den sich Kai an den verschlafenen Kopf hielt.
    » Was hast du geahnt?«
    »Diese Kunst, die war doch keene eins fuffzich wert, wie se da hing. Ick hab’s doch mit eigenen Augen jesehn.«
    »Bruno, du sprichst in Rätseln«, stöhnte Kai. »Es ist sieben Uhr, und ich will ins Bett zurück.«
    »Firlefanz und Scharlatanerie.«
    »Bruno, jetzt komm mal bitte zum Punkt!«
    »Diese Kunst war erst wat wert, als es sie nich mehr jab, verstehste?«
    »Was denn für eine Kunst?«
    »Na dreimal dürfste raten.«
    »Keine Ahnung.«
    »Mensch, die von der falschen Russin.«
    »Tatjana Soundso?«
    »Malenkova, jenau.«
    »Und deren Bilder sollen erst etwas wert sein, wenn es sie nicht mehr gibt?« Kai sprach ganz langsam, damit Bruno auch noch mal mitbekam, was er selber gerade gesagt hatte.
    »Mensch, wach doch ma’ uff: als Versicherungsfall, kapito? Das ist das Motiv. Der Fall is jelöst. Die hat die Bude selba abjefackelt, um die Versicherung zu kassieren. Da staunste, wa?«
    »Mann, Bruno, wie hast du denn das jetzt wieder rausgekriegt!« Wenn das stimmte, zog Kai seinen Hut vor Bruno. Sehr tief sogar. Der Mann hatte das Zeug zum Genie.
    »Jar nüscht hab ick. Im Radjo ham’sit jebracht. Gerade eben. Is’n Ding, wa?«
    »Allerdings, aber dann ist immer noch die Frage, wer die Zirnsheimer Kirche angezündet hat!«
    »Keene Ahnung, kommt Zeit, kommt Rat. Ick tippe ma freihändig uff ’nen Trittbrettfahrer. Aber wie dem auch sei: Du jehst noch mal ins Bett, und ick dreh meine Runde. Bin sowieso schon spät dranne heute morjen. Sieht übrigens janz schön trübe aus draußen, dicke Wolken. Müssen wa mal sehn, ob’s wat wird mit unsre Grillorgie heute Abend. Bis denne«, sagte Bruno und legte auf.
    Kai legte sich noch einmal ins Bett, aber weil er trotz seiner Müdigkeit nicht in den Schlaf zurückfand, stand er eine halbe Stunde später wieder auf, nahm eine Dusche, zog sich an und braute sich in der Küche einen extrastarken Espresso, mit dem er sich nach draußen in den Hof begab.

 
    Wie gemalt
    Im Hof war es kühl und, wie Bruno gesagt hatte, stand am Himmel eine kompakte dunkelgraue Wolkendecke. Kai ging noch einmal ins Haus zurück, zog sich ein Sakko über und setzte sich dann mit seinem Notebook wieder nach draußen. Er hatte kaum den ersten Schluck Kaffee getrunken, als sein Handy zum zweiten Mal an diesem noch jungen Tag läutete.
    »Riechste wat?«, fragte Bruno.
    Kai schob die Espressotasse beiseite und schnupperte: »Ja«, sagte er, »riecht ganz gut!«
    »Und nach wat jenau?«
    Kai schnupperte noch mal: »Nach Barbecue irgendwie, nach was Gegrilltem.«
    »Bingo!«, sagte Bruno, »komm ma raus uff die Straße, ick muss dir wat zeijen.«
    Kai stürzte den Rest vom Espresso runter, dann trat er auf die Straße. Vor dem Haus stand Brunos japanische Rostlaube mit laufendem Motor.
    »Biste bereit?«, fragte Bruno, als Kai auf dem Beifahrersitz saß. »Mach dich uff wat jefasst: so wat haste noch nich jesehn. Dit kannste mir glauben.«
    Sie fuhren zügig durch Zirnsheim, bogen dann auf die Piste ab, die nach Vieracker führte. Das Biosphärenreservat der Zirnsheimer Wiese lag im Morgendunst, doch anders als sonst um diese Stunde konnte Kai keinen einzigen Storch sehen, der auf Futtersuche war. Dafür wurde der Himmel immer dunkler, so als würde sich vor die graue Decke aus wuchtigen Regenwolken eine weitere Wolkenschicht legen. Eine tiefschwarze.
    Dass Kai mit diesem Eindruck nicht falsch lag, stand nach wenigen hundert Metern Fahrt fest. Er traute seinen Augen nicht, doch Bruno hielt erst, als sie die Stelle erreichten, wo vom ausgebauten Feldweg jene improvisierte Betonpiste abging, die zu Winfried Jagodas Schweinemastanlage führte. Zehn, fünfzehn andere Wagen parkten dort schon an den Wegesrändern. Die

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