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Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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»Alles klar, du hast einen gut bei mir, danke«, und legte auf.
    »Der Wagen von Felix ist aufgetaucht«, sagte er zu seinen Leuten. Er winkte Kretzschmer zu sich und flüsterte ihm hinter vorgehaltener Hand etwas ins Ohr.
    »Okidoki«, erwiderte der Naziwirt und wandte sich ab, um zu gehen. Aber Jagoda fügte noch hinzu: »Ach … und Wolf?«
    »Ja?«
    »Sag dem Dommasch Bescheid, der soll auch kommen!«
    »Wird erledigt!«
    »Wir fahr’n jetzt in die Stadt«, verkündete Jagoda seinen Leuten. »Und damit wir nicht aussehen wie ein paar wild gewordene Rebellen aus dem Busch, verteilen wir uns auf Wolfs Wagen und auf meinen. Die Köter bleiben hier. Macht die an irgendeinem Zaun fest. Fragen? Keine? Dann los!«
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Kai, als sie wieder alleine waren.
    »Na nüscht wie hinterher«, entgegnete Bruno.

 
    Gruppenbild mit Pfarrer
    Unter einem weiten, bleiernen Himmel bretterten Bruno und Kai die Katzenkopfpiste Richtung Altwassmuther Dorfkern. Vielleicht fünfzig Meter vor ihnen fuhr der Bauern-Mercedes von Wolf Kretzschmer, außer dem Fahrer besetzt mit vier weiteren Mitgliedern der Bürgerwehr. Zwanzig Meter vor diesem wiederum gab Winfried Jagodas Gelände-Pick-up Richtung und Tempo der kleinen Autokarawane vor. Auf dem Beifahrersitz drängten sich zwei weitere Schnapsnasen der Altwassmuther Bürgermiliz, während auf der ansonsten leeren Ladefläche ein halbes Dutzend Baseballschläger der wilden Fahrt wegen unablässig hin und her rollten und einen Riesenkrach machten.
    »Zieht ja wie Hechtsuppe«, rief Bruno. Tatsächlich ging ein starker Luftstrom durch das Wageninnere, was einerseits an Brunos offenem Fahrerfenster lag, andererseits am linken hinteren Heckfenster, in das die Baseballschläger der Bürgerwehr ein hühnereigroßes Loch gehackt hatten. Auf der Rückbank lagen noch die Glassplitter.
    Als sie in Altwassmuth auf die B 167 einbiegen wollten, quetschte sich ein roter Skoda zwischen Kretzschmers Mercedes und Brunos Wagen. »Dit is Dommasch«, schrie Bruno, »jetzt heißt’s: Obacht jeben.« Und eine Sekunde später: »Da is der Pope!« Der Pfarrer stand vor der Kirchentür und sah den Autos von Jagoda, Kretzschmer und Bürgermeister Dommasch hinterher.
    Bruno stieg hart auf die Bremse. »Kommen Sie, kommen Sie, ein Notfall. Es geht um Leben und Tod«, brüllte Bruno zu Pagel rüber.
    Ohne zu überlegen, spurtete der Pfarrer zum Wagen, riss die hintere Tür auf und ließ sich auf die Rückbank fallen. Er ächzte.
    Bruno trat das Gaspedal durch und konnte trotzdem nur mit Mühe und Not Anschluss an Dommaschs roten Skoda halten.
    »Hier liegen scharfe Splitter«, sagte der Pfarrer.
    »Allerdings.«
    »Wo fahren wir eigentlich hin?«
    »Immer den andern nach«, rief Bruno, »Jagoda hat Dommasch einbestellt. Dit riecht nach Stunk. Wenn Not am Mann is, müssen Sie vermitteln, Herr Pfarrer. Als Parlamentär, quasi.«
    »Ich tue mein Bestes«, sagte Pagel. »Geben Sie Gas, sonst hängen die uns ab!«
    Es wunderte Kai nicht wirklich, dass ihre wilde Fahrt ausgerechnet vor dem Friedhof der Kreisstadt endete. Auf dem kleinen Parkplatz vor der Pforte parkten bereits vier Autos: Die drei, denen sie gefolgt waren, und ein schwarzer Golf.
    »Felix Jagoda seiner«, sagte Bruno und schloss den Wagen ab.
    »Beeilung«, rief der Pfarrer, »ich kann die anderen nicht mehr sehen.«
    Doch sie brauchten nicht lange zu suchen, denn gut vernehmlich auf dem stillen Gottesacker ertönte keine Minute später Winfried Jagodas Gebrüll: »Steh auf, du Sohn einer gottverdammten Hure!«
    Schnell hatten Kai, Bruno und der Pfarrer die versammelten Altwassmuther gefunden. Die standen um eine frische Grabstelle herum und boten ein bizarres Bild.
    »Wer hat die denn eingeladen«, stöhnte Jagoda, als er Kai und seine beiden Begleiter um die Ecke biegen sah. Er hatte seinen Sohn Felix im Schwitzkasten. Felix’ Kopf war rot angelaufen.
    »Lassen Sie den Jungen los, Jagoda«, rief Pagel. Bruno hatte also mal wieder recht gehabt. Der Pfarrer war nützlich, um die Situation nicht aus dem Ruder laufen zu lassen.
    »Scheren Sie sich um Ihren eigenen Kram«, schrie Jagoda, lockerte aber ein wenig den Würgegriff um den Hals seines Sohnes, ohne ihn jedoch ganz freizugeben. Die Flachpfeifen von der Bürgerwehr hatten sich im Halbkreis um Jagoda versammelt. In ihren schwarzen Klamotten sahen sie aus wie ein Laienchor, kurz bevor er zu einem Ständchen anhob.
    Links des Männerchors standen, einträchtig Schulter

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