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Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Wer hier stirbt, ist wirklich tot: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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nicht Ihren Kindern! Ich will nur mit ihnen reden.«
    »Die Kinder sind sowieso nicht da!«, rief Kai mit brüchiger Stimme und sah Bruno dabei an. Der reckte den Daumen seiner rechten Hand in die Höhe.
    Anstelle einer verbalen Entgegnung hörte man jetzt Glas splittern. Bruno stürzte in die Küche, um nachzusehen, was da kaputtgegangen war.
    Als Bruno zurück in den Hausflur kam, hatte Kai nicht nur den Stuhl entfernt und die Tür aufgeschlossen. Er hatte auch die Hände in den Nacken gelegt und die Arme abgewinkelt und sah jetzt aus wie ein Kriegsgefangener.
    »Dit war mein Wagen jewesen«, sagte Bruno leise, fast als spräche er zu sich selbst.
    »Jetzt machen Sie sich nicht lächerlich«, sagte Jagoda zu Kai und drängte sich in den Hausflur, Kretzschmer und die Milizionäre folgten ihm. Kai nahm die Arme wieder runter. Jagodas Leute begannen in Windeseile, das Haus zu durchsuchen.
    Jetzt erst erwachte der Vaterinstinkt in Kai. Er stürzte den Eindringlingen hinterher, holte sie ein, stieß sie zur Seite und erreichte deshalb als Erster die Tür, die zum Zimmer seiner Kinder führte.
    Kai klopfte, und indem er klopfte, wurde ihm klar, dass Janne und Erik wirklich nicht da waren, denn ansonsten wären sie längst herausgekommen, um nachzusehen, was vor und im Haus für Aufruhr herrschte.
    Kai öffnete ein kleines bisschen ängstlich die Tür und sah, dass er recht hatte. Jedoch war die Sorge fast größer als seine Erleichterung, dass die Kinder Jagoda nicht in die Hände fielen. Eine Sorge, die mit dem Bild der brennenden Anlage zu tun hatte, das ihm schon jetzt so unwirklich vorkam wie ein Fiebertraum.
    »Hier sind se nich«, schrie einer von den Trotteln der Bürgerwehr, der hinter Kai stand und auch ins Zimmer gesehen hatte.
    »Dann guckt mal im Garten nach und in der Scheune. Und beeilt euch gefälligst«, kommandierte Jagoda.
    Er und Bruno waren in die Küche gewechselt. Kai trat dazu, weil er nicht wusste, was er sonst machen sollte.
    »Warum bist du eijentlich nich bei deinem Betrieb draußen, Jagoda?«
    »Damit ich da was genau noch mal tun könnte? Die Schweine einsammeln? Das Feuer auspissen?« Jagoda spuckte auf den Küchenboden.
    »Mann, du hast vielleicht Manieren!«, sagte Bruno.
    »Chef.« Einer der Milizionäre steckte den Kopf in die Küchentür. »Wir ham wat jefunden.«
    Jagoda hastete nach draußen auf den Hof, Bruno und Kai folgten ihm.
    »Ach du Scheiße, was ist denn das nun wieder«, sagte Winfried Jagoda, als er das inspizierte, was seine Männer für ihn an der Scheunenwand aufgebaut hatten. Zwanzig transparente Ein-Liter-Pet-Flaschen, gefüllt mit zwanzig Litern Blut in allen möglichen Rotschattierungen.
    Bruno sah Kai an. Und auch Jagoda sah Kai an. Eigentlich sahen jetzt alle van Harm an. Bis auf Wolf Kretzschmer, der erst ein paar Sekunden später im Scheunentor erschien und zu Jagoda rüberrief: »Noch wat Schönet, Winfried: Blutige Felle und Tierkadaver.« Er warf dem Schweinehirten einen großen, formlosen, blutverschmierten Klumpatsch vor die Schuhe.
    »Irgendeine Erklärung dafür?«, fragte Jagoda.
    »Gewiss«, sagte Kai, »aber ob Sie die hören wollen. Und vor allem, ob Sie die glauben?«
    »Ich bin ganz Ohr«, sagte Jagoda und ließ sich an dem Tisch nieder, an dem Kai sonst immer saß und an seiner Reportage schrieb.
    »Folgendes …« Kai begann die Geschichte wiederzugeben, die Janne und Erik ihm aufgetischt hatten. Von dem Film, den sie drehen wollten, von den Requisiten, von der Nähmaschine und den Kostümen. Während er sprach, verfinsterten sich die Gesichter der Zuhörer mehr und mehr, und recht bald merkte er selbst, wie unglaubwürdig das klang, was da aus seinem Mund kam.
    Aber was wäre andererseits eine plausible Erklärung gewesen für die blutgefüllten Flaschen und den verschmierten Fellberg? Ein Mord? Vampire? Wilderei?
    Kai redete einfach weiter und weiter, aber Gott sei Dank klingelte irgendwann Jagodas Handy. Das heißt, es klingelte nicht, sondern es intonierte leicht blechern die ersten Takte aus Richard Wagners Walkürenritt. Jene Musik, zu der die Hubschrauber der Amerikaner in »Apocalypse now« das vietnamesische Dorf angegriffen hatten. Das passte ja wie die Faust aufs Auge.
    Bevor Jagoda ranging, sagte er zu Kai: »Darüber reden wir später noch. Das ist noch nicht aus der Welt.« Er spielte sich auf, als sei er die Polizei.
    »Ja?«, sagte er daraufhin und hörte eine Weile der Stimme am anderen Ende der Leitung zu, dann murmelte er:

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