Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)
Himmel gibt’s doch auch Weihnachten, oder?», fragte Luzie.
«Na klar», spottete Papa. «Da ist jeden Tag Weihnachten und Ostern zusammen.»
Ich bot an, den großen Gummibaum von Frau Moll in unsere Wohnung zu schaffen.
«Da hängen wir Girlanden dran und Kugeln und sagen, dass so ein Gummibaum viel umweltfreundlicher ist, weil man ihn jedes Jahr benutzen kann.»
Papa hielt Mama einen Prospekt vom Baumarkt unter die Nase. «Schau mal, Plastiktannen von Größe S bis XXL mit 50 Prozent Rabatt. Das sieht Tante Traudl doch gar nicht, dass die nicht echt sind.»
«Von wegen, die hat gute Augen, sie trägt ja noch nicht einmal eine Brille», sagte Mama. «Und außerdem riecht eine Plastiktanne nach Plastik und nicht nach Tanne.»
«Dafür gibt es doch Duftsprays», meinte Papa. «Du kannst sogar wählen unter Fichtennadel oder Tannenwald oder …»
«Nein, nein, nein!», rief Mama. «Wir brauchen einen echten Baum.»
«Ich geh jedenfalls nicht in den Wald und betätige mich als Holzfäller», sagte Papa.
«Musst du auch nicht. Wir kaufen einen neuen», erklärte Mama.
«Wo willst du denn nach Weihnachten einen Weihnachtsbaum kaufen?», fragte Papa entsetzt.
«Ganz einfach, wir fahren in eine Baumschule.»
Ganz so einfach war das natürlich nicht. Die nächste Baumschule war ziemlich weit weg, Papa hat sich verfahren und geschimpft, und dann waren auch noch die Straßen verstopft, weil alle unterwegs waren, um ihre Weihnachtsgeschenke umzutauschen.
Schließlich sind wir dann doch da gelandet, wo wir hinwollten. Über einem flachen Gebäude stand in grellgrünen Neonbuchstaben Plischke’s Pflanzenwelt.
Als Mama dem Verkäufer sagte, dass wir einen Weihnachtsbaum suchen, lachte der nur. «Sind Sie da nich ’n bisschen spät dran, meine Dame? Weihnachten hatten wir doch grade.»
«Es ist für einen guten Zweck», sagte Papa.
Der Verkäufer ging mit uns hinter das Gebäude, und da standen ein paar Tannen; die waren allerdings noch ziemlich klein.
«Viel Auswahl is nich mehr, aber wie wär’s mit dem hier?» Der Verkäufer zeigte uns einen Baum, der größer war als die anderen.
«Der sieht gut aus, was meint ihr?», sagte Mama.
Ich fand ihn zu breit und Papa ihn zu hoch.
«Er soll ja auch nach etwas aussehen», sagte Mama. «So ein Mickerding kommt mir nicht noch mal in die Stube.»
«Was kostet der Baum denn?», fragte Papa.
«120 Euro», sagte der Verkäufer.
«Was?!», riefen Papa und Mama gleichzeitig.
«Das is ’ne echte sibirische Silbertanne», sagte der Mann beleidigt. «Die wird vierzig Meter hoch.»
«Können wir den Baum nicht einfach ausleihen?», fragte Mama. «Wir bringen ihn nächste Woche auch wieder zurück.»
Aber da war sie bei dem Mann an der falschen Adresse.
«Wir sind hier doch kein Baumverleih, wir sind eine 1-a-Baumschule!», rief er empört.
«Lernen die Bäume in echt, wie man Weihnachtsbaum wird?», fragte Luzie.
«Klaro, die kriegen beigebracht, wie man strammsteht», sagte der Verkäufer genervt. «Nehmen Sie jetzt die Tanne oder nich?»
«Hören Sie», versuchte Papa einzulenken. «Wir brauchen den Baum wirklich nur für einen Tag, ach was, für einen Abend. Sie können uns da nicht vielleicht etwas entgegenkommen?»
Der Verkäufer zeigte auf den Baum daneben. «Der hier kostet nur die Hälfte. Hat ’ne doppelte Spitze, aber das sehen Sie ja nich mehr, wenn er erst mal vierzig Meter hoch ist, haha.»
Luzie und ich fanden das überhaupt nicht zum Lachen, denn wir mussten mit der S-Bahn nach Hause fahren, weil auf dem Rücksitz nur Platz für den Baum war, aber nicht für Luzie und mich. Wir waren ewig unterwegs, und dann fing es auch noch an zu schneien. Aber nicht etwa weiße wattige Weihnachtsflocken, sondern grisselige graue Matschtropfen.
Wir waren klatschnass, als wir zu Hause ankamen, und wollten nur schnell ins Warme, aber wir hatten nicht mit Herrn Dobelmann gerechnet.
Der riss die Tür auf und bellte: «Wo kommt ihr denn her?»
«Aus der Baumschule», sagte Luzie. «Wir haben nicht mehr ins Auto gepasst, weil da ja schon der Baum drin war.»
«Noch ein Baum?», fragte Herr Dobelmann. «Haben denn meine Zweige nicht gereicht?»
«Der Baum ist ein Geschenk für unsere Tante Traudl», sagte ich schnell. «Ein Bonsai.»
«Muss ja ein ziemlich großer Bonsai sein», sagte der Dobelmann.
«Natürlich ist er groß», sagte ich.
«Für unsere Tante ist uns nichts zu teuer.» Hoffentlich hatte ich jetzt nicht zu dick aufgetragen.
«Ihr wart
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