Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Titel: Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
Vom Netzwerk:
also nicht gerade in der Wohnung von Frau Moll?», fragte Herr Dobelmann lauernd.
    «Natürlich nicht!», sagte ich. «Wären wir sonst so nass?»
    «Dann wüsste ich gern, wer da die ganze Zeit gehustet hat.» Der Dobelmann tippte mir an die Schulter. «Du hast doch den Schlüssel, Hannes, mach mir mal eben auf, damit ich nach dem Rechten sehe.»
    Mir wurde noch kälter, als mir sowieso schon war.
    «Mach ich … gleich … ich zieh mir nur was Trockenes an.»
    «Ich geb dir fünf Minuten, nicht länger», sagte er drohend.
    Als ich mich umgezogen hatte und den Schlüssel von der Moll’schen Wohnung holte, wollte Luzie natürlich mit.
    «Ich will auch wissen, wer da hustet», sagte sie. «Und deinen Vogel will ich auch sehen.»
    «Halt die Klappe, Luzie, da hustet keiner. Der Dobelmann spinnt bloß wieder.»
    Jetzt hatte ich ein Problem. Wo sollte ich Bübchen mitsamt Käfig verstecken? Unser Hausbesitzer wusste schließlich, dass Frau Moll keinen Vogel hatte.

    Der Käfig war leer und Bubi nirgendwo zu sehen. Wo steckte er bloß?
    «Bubi!», rief ich. «Bübchen, komm!»
    Ich schüttelte den Gummibaum, ich schüttelte die Palme. Aber kein Bübchen flatterte heraus. Ich konnte es nicht riskieren, dass er womöglich fröhlich durchs Zimmer flog, wenn Herr Dobelmann hier reinkam.
    «Bubi!», rief ich noch einmal. Plötzlich spürte ich etwas Seltsames. Es fühlte sich an, als würde ein Mini-Hubschrauber auf meinem Kopf landen. Aber natürlich war es kein Hubschrauber, sondern Bübchen. Er hielt sich an meinen Haaren fest, beugte sich vor und pickte mit seinem Schnabel an meiner Stirn. Ganz vorsichtig. Und genauso vorsichtig nahm ich ihn und setzte ihn in den Käfig.

    Er piepste enttäuscht.
    «Wir können jetzt nicht spielen, Bubi.»
    Ich legte die Decke über den Käfig und trug ihn auf den Balkon. «Ich weiß, es ist kalt, aber es dauert nicht lange. Und bitte, bitte nicht husten!»
    Ich hatte ihn kaum auf dem Balkontisch abgestellt, da klingelte es auch schon. Herr Dobelmann schob sich an mir vorbei in die Wohnung, seine Nase zuckte aufgeregt, wie die von einem Spürhund.
    «Was ist denn das hier?» Er bückte sich und hob ein paar Körner auf.
    «Vielleicht hatte ich die an den Schuhen», sagte ich.
    «Soso … an den Schuhen.» Herr Dobelmann schaute hinter den Vorhang, dann schob er eine Palme beiseite. «Sehr verdächtig. Das ist alles sehr verdächtig», murmelte er.
    Er ging in die Küche, schaute ins Klo und guckte schließlich ins Schlafzimmer. Das war der einzige Raum in der Wohnung, in dem keine Pflanzen standen. Dafür lagen überall Klamotten rum – um genau zu sein, Unterwäsche. Und um noch genauer zu sein, Unterwäsche, wie Mama sie bestimmt nicht anziehen würde.
    «Oh», sagte der Dobelmann nur und schloss schnell die Tür.
    Ich dachte schon, er würde endlich gehen, da machte er plötzlich die Balkontür auf.
    «Was wollen Sie denn auf dem Balkon? Glauben Sie etwa, da hat sich einer versteckt?»
    Herr Dobelmann drehte sich zu mir um. «Ich will nur sehen, ob man von hier einen Kanonenschlag in meinen Schirmständer werfen kann.»
    Ich beschloss, lieber alles zuzugeben, Hauptsache, er entdeckte Bubi nicht.
    «Ja, kann man … ich hab’s ausprobiert, und es tut mir auch echt leid, dass …»
    Aber Herr Dobelmann hatte mir überhaupt nicht zugehört. Er zeigte auf die Brüstung und rief: «Hier ist der Beweis! Ein Streichholz.»
    «Vielleicht hat Frau Moll hier draußen geraucht», sagte ich.
    «Ich vermiete meine Wohnungen nicht an Raucher … Was haben wir denn hier?» Er zeigte auf Bubis Käfig.
    «Sieht aus wie ein Vogelbauer», sagte ich, ohne nachzudenken.
    «Sehr witzig, mein Junge. Erst willst du mir erzählen, dass Frau Moll raucht, dann versuchst du mir weiszumachen, dass sie hier draußen Vögel hält. Die wären bei der Kälte längst tot. Unter der Decke steckt natürlich ein Blumentopf, was sonst?»
    Er machte die Balkontür wieder zu.
    Mir fiel ein Stein vom Herzen.
    «Jetzt haben Sie ja selbst gesehen, dass alles in Ordnung ist», sagte ich. Aber Herr Dobelmann schien immer noch nicht überzeugt.
    «Irgendwas stimmt hier nicht, das hab ich im Gefühl.»
    Er war schon an der Wohnungstür, da drehte er sich noch einmal um. «Wo ist eigentlich der Radiowecker?»
    «Der was?»
    «Gestern Abend ging doch ein Radio an. Das möchte ich mir mal anschauen. In meinem gab’s nämlich keine Übertragung von einem Fußballspiel.»
    «Ach so, das Fußballspiel … vielleicht war das in

Weitere Kostenlose Bücher