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Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition)

Titel: Wer hustet da im Weihnachtsbaum? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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Australien … Frau Moll hat einen Weltempfänger.»
    «Weltempfänger, aha. Und wo ist der?»
    Ich zeigte auf die Schlafzimmertür.
    «Sie können gern nachschauen, wenn Sie mir nicht glauben.»
    Ich hatte den Dobelmann richtig eingeschätzt: Er wurde rot und schüttelte den Kopf.

    Und dann verschwand er endlich, und ich konnte Bübchen wieder reinholen. Hoffentlich hatte er sich nicht erkältet … Langsam, aber sicher wuchs mir das alles über den Kopf!

[zur Inhaltsübersicht]
    8. Kapitel
    Ein Vogel mit Glatze ist doof
    I ch hatte nur noch einen und einen halben Tag, bis Frau Moll zurückkam. Sie hatte natürlich wieder angerufen und gefragt, ob ihre Pflanzen die Silvesternacht auch gut überstanden hätten.
    «Es reicht, wenn du sie am Fünften noch einmal gießt. Ich komme am Sechsten gegen Abend.»
    Am Sechsten sollte ja auch Tante Traudl kommen, und Mama machte uns alle verrückt. Sie wuselte durch die Wohnung, zupfte hier ein Sofakissen zurecht, strich da eine Beule im Teppich glatt. Dann blieb sie vor unserem neuen Baum stehen. «Das geht ja nun gar nicht», sagte sie. «Wir können ihn unmöglich im Putzeimer stehen lassen. Wir hätten vom Verkäufer doch die Wurzeln abschneiden lassen sollen.»
    «Nein!», schrie Luzie.
    Papa kam mit einer Rolle Alufolie aus der Küche und wickelte sie um den Eimer. «So, das sieht doch gleich viel festlicher aus», meinte er.
    Mama stellte die Kiste mit dem Weihnachtsbaumschmuck auf den Tisch, die wir erst vor ein paar Tagen in den Keller getragen hatten. «So, Kinder, ihr dürft heute den Weihnachtsbaum schmücken, das habt ihr euch doch immer gewünscht.»
    «Aber nicht, wenn Weihnachten längst vorbei ist», sagte ich.
    «Du meine Güte, ihr habt doch Phantasie», sagte Mama. «Stellt euch einfach vor, morgen wäre Weihnachten.»
    «Morgen, Kinder, wird’s was geben, morgen werden wir uns freun», sang Luzie dann auch gleich.
    «Von wegen freun», sagte ich. «Es gibt ja noch nicht mal anständige Geschenke.»
    «Die Schokolade schmeckt auch immer so sandig», sagte Luzie. «Und außerdem riecht Tante Traudl nach Motten.»
    «Wohl eher nach Mottenkugeln», sagte Papa.
    «Was sind Mottenkugeln?»
    «Damit werden Motten erschossen und kleine freche Mädchen», sagte ich. Natürlich fing Luzie gleich an zu plärren.
    «Ruhe!», rief Mama. «Ihr schmückt den Baum und basta!»
    Das haben wir dann auch gemacht, aber das Wichtigste fehlte natürlich: Kerzen.
    Mama schickte Papa los, um Weihnachtsbaumkerzen zu besorgen.
    «Genau so hatte ich mir meinen Weihnachtsurlaub vorgestellt», brummte er. «Statt gemütlich auf dem Sofa zu sitzen und ein gutes Buch zu lesen, darf ich mich in Baumschulen und Drogeriemärkten herumtreiben.»
    Es dauerte sehr lange, bis Papa wiederkam.
    Immerhin hatte er Kerzen gefunden. Kerzen aus echtem Bienenwachs, die hatte wohl keiner haben wollen – kein Wunder bei dem Preis. Aber der Baum sah damit richtig schön aus, viel besser als der erste.

    Ich machte mir Sorgen um Bubi. Ihm gingen die Federn aus und mir das Geld. Ich hatte Luzie anpumpen müssen, um in der Zoohandlung so ein hartes weißes Teil zu kaufen, das aus dem Bauch von Tintenfischen stammt und sehr gesund sein soll.
    «Ein Schulp enthält viel Kalk, und den braucht dein Vogel», hatte der Verkäufer zu mir gesagt.
    Aber als ich an diesem Abend zu Bubi rüberging, lagen schon wieder Federn auf dem Boden. Er hatte auch keine Lust mehr, in der Wohnung herumzufliegen, sondern saß im Käfig und starrte sein Spiegelbild an.

    «Komm, Bübchen, komm», lockte ich ihn und ließ seinen Ball auf dem Boden hin und her rollen. «Lass uns eine Runde spielen.» Aber er rührte sich nicht. Ich streckte ihm meinen Finger hin, und er flatterte darauf und hielt sich mit den Krallen fest. Dann legte er sein Köpfchen schief und sah mich an. Ich konnte sehen, wie unter der blauen Brust sein Herz schlug, viel schneller als sonst. Er öffnete den Schnabel, aber nicht, um zu husten. Er sagte etwas. Aber was? Ich konnte es nicht richtig verstehen, aber es klang fast wie «Nach Hause».
    Er wollte mit zu mir, das war mal klar.
    «Heute noch nicht, Bübchen. Aber bald, ganz bald, versprochen.»

    In der Nacht hatte ich einen Albtraum. Am Baum brannten die Kerzen, und Luzie sang Weihnachtslieder – es klang schrecklich, als ob man eine Platte zu schnell abspielt. Tante Traudl war auch da, sie wackelte die ganze Zeit mit dem Kopf, und je schneller Luzie sang, desto schneller wackelte der Kopf. Dann fing

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