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Wer im Trueben fischt

Wer im Trueben fischt

Titel: Wer im Trueben fischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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…«
    Sie zeigte lächelnd nach vorn, wo am improvisierten Podium gerade ein Wald von Mikrofonen aufgestellt wurde. Das Foyer war mittlerweile voll, überall drängelten sich die Menschen. Emma musste rufen, damit die Frau sie noch hören konnte.
    »Wer war für Rosenberg zuständig?«
    Anne Friedrich drehte sich noch einmal um.
    »Martha Steiner. Ehrenvorsitzende im Stiftungsrat.«
    Emma notierte sich schnell den Namen. Sie hob den Kopf. Die Referentin stand noch immer an derselben Stelle und sah sie an. Emma versuchte ein Lächeln. Anne Friedrich verzog keine Miene. Dann blickte sie sich um, als wollte sie sichergehen, dass ihr niemand zuhörte. Die Journalisten um sie herum beachteten sie nicht, alle blickten nach vorn. Die Referentin kam einen Schritt zurück.
    »Bitte sagen Sie ihr nicht, dass Sie den Namen von mir haben.«
    »Warum? Das ist doch sicher kein Geheimnis?«
    »Nein, das nicht.«
    Die Referentin zögerte. Sie zog mit den Fingern an ihrer Oberlippe.
    »Frau Steiner ist … speziell. Ich möchte sie ungern gegen mich aufbringen.«
    Sie blieb vor Emma stehen und betrachtete sie angespannt. Vorne betraten jetzt verschiedene Männer und Frauen das Podium. Emma erkannte den Kommissar. Ein älterer Mann mit schlohweißem Haar blickte sich suchend im Raum um. Anne Friedrich hob die Hand mit dem Aktenordner. Der Mann nickte erleichtert in ihre Richtung und setzte sich vor den Wald von Mikrofonen in die Mitte des Tisches. Die Referentin drehte sich noch mal zu Emma um.
    »Ich muss zum Präsidenten. Aber wir sind uns auch einig, oder? Ich habe doch Ihr Wort in der Sache?«
    Nachdenklich nickte Emma.
    »Sicher.«
    Ein erleichterter Ausdruck erschien auf dem Gesicht der jungen Frau. Sie lächelte Emma an, drehte sich um und zwängte sich durch die Leute nach vorn. Emma rief ihr nach:
    »Wo finde ich Martha Steiner?«
    Aber Anne Friedrich war schon in der Menge verschwunden.
    »Tom Rosenberg war Diabetiker. Die Obduktion hat ergeben, dass sein Insulin manipuliert wurde. Hinzu kam eine verschleppte Lungenentzündung. Er starb an akuter Überzuckerung.«
    Die große Halle voller Menschen vibrierte vor Konzentration. Die Kameras surrten, die Lautsprecher brummten. Blume blickte während seiner kurzen Rede in Emmas Richtung. Sie war sich wegen des Blitzlichtgewitters aber nicht sicher, ob er sie sah. »Wie war es manipuliert?«
    Jetzt drehte Blume den Kopf in die Richtung des Rufers.
    »Kein Kommentar.«
    Ganz leicht lächelte er.
    »Wir wollen ja niemanden auf Ideen bringen.«
    »Haben Sie schon einen Verdächtigen?«
    Das war die Frau von dpa. Blume wurde wieder ernst.
    »Nein. Es gibt Spuren, Hinweise, nichts Konkretes.«
    »Warum hat ihn niemand gefunden? Es muss doch jemand nach ihm geschaut haben?«
    Emmas Worte hallten im Raum nach. Ein paar Kollegen drehten sich nach ihr um.
    Blume schaute sie direkt an.
    »Nach unseren momentanen Erkenntnissen hatte sich Rosenberg in einen abgelegenen Raum zurückgezogen. Niemand hat ihn dort vermutet. Der Raum war von dem Täter abgeschlossen worden. Es gab kein Fenster. Rosenberg hat versucht herauszukommen, muss dann aber ins Koma gefallen sein. Als man ihn fand, war es schon zu spät.«
    Wieso geht er in einen abgelegenen fensterlosen Raum, dachte Emma. Laut sagte sie:
    »Gab es Drohbriefe? Fühlte sich Tom Rosenberg bedroht?« Blume raffte die Papiere vor sich zusammen. Er stand auf.
    »Tut mir leid, darüber kann ich Ihnen keine Auskunft geben. Bitte entschuldigen Sie uns.«
    Rasch ging Edgar Blume vom Podium. Er ignorierte die Rufe der Journalisten und verschwand in einem Pulk von Beamten hinter die Glastür. Emma speicherte die Aufnahme, raffte ihre Sachen zusammen und flitzte an den Kollegen vorbei nach draußen. Im spärlichen Schatten einer frisch angelegten Birkenreihe stand Kalle an den Ü-Wagen gelehnt. Kaum sah er sie angelaufen kommen, sprang er in den Wagen und fuhr den Schnittcomputer hoch. Emma griff beim Reinklettern nach dem Übertragungskabel. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Noch zehn Minuten bis zu den Zwölf-Uhr-Nachrichten. Das war zu schaffen. Sie wählte die Nummer der Redaktion.
    Die nächsten 60 Minuten arbeiteten Emma und Kalle wie ein Uhrwerk. Zuerst die kurze Live-Schalte zu den Nachrichten, die neuesten Erkenntnisse von der Pressekonferenz. Dann ein Interview mit dem Moderator der Mittagssendung, dann die Beiträge für die übrigen Wellen. Immer wieder klingelte das Handy des Übertragungswagens, jeder Sender in Deutschland schien heute

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