Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Titel: Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Baehr , Christian Boehm
Vom Netzwerk:
solchen Schritt sollte man sich gut überlegen«, sagt Mark betont hochnäsig. »Hast du mir das nicht immer gesagt, Papa?«
    »Doch. Aber sonst hörst du doch auch nicht auf mich.« Richard zwinkert mir zu.
    »Wieso, immerhin hat er Medizin studiert«, werfe ich ein.
    »Ja, das hat er«, bestätigt Richard und lächelt. »Und zwar, weil ich ihm zu BWL geraten hatte.«
    »Ich habe mich jetzt dazu entschieden, doch nicht Design zu studieren«, erzählt Rebekka grinsend. »Dauert mir zu lange. Vielleicht werde ich stattdessen Kindergärtnerin.«
    »Eine tolle Idee, Schwesterherz. Erinnerst du dich noch an damals, als dein Babysitterkind zwei Stunden am Stück geschrien hat?«
    »Aber das lag nicht an mir!«
    »Erstens bin ich mir da nicht sicher, und zweitens hast du dir danach geschworen, nie wieder auf die Kinder anderer Leute aufzupassen.«
    »Stimmt. Das war der Horror. Dann vielleicht lieber Raumfahrttechnik.«
    Priska betrachtet ihre Töchter milde und schenkt uns Kaffee ein. Danach erhebt sie sich, legt ihre Handflächen vor der Brust aneinander und neigt den Kopf. »Ich muss jetzt gehen. Es war schön, euch zu sehen.« Dann schwebt sie wieder davon.
    »Wohin geht sie denn?«
    »Im Nachbarort trifft sie sich samstags mit einer Gruppe zum Bachblütentanz«, sagt Judith unbewegt.
    »Bachblütentanz?«
    »Sie sagt, es heilt sie. Wir anderen sind ja mehr so auf der Ibuprofen-Seite«, erklärt sie. »Aber wenn es Mama hilft …«
    »Ehrlich gesagt, es ist ganz gut, dass sie weg ist.« Mark tut sich heute wirklich durch enorme Höflichkeit hervor.
    Auch sein Vater wirkt ein wenig erschrocken. »Wieso denn das?«
    »Weil wir über die Hochzeit reden müssen. Besonders über dieses spezielle Problem, das du mal geheiratet hast.«
    Mark zieht eine Augenbraue hoch, als sein Vater in Gelächter ausbricht.
    »Aber Mark, deine Mutter und ich verstehen uns doch gut«, sagt er, als er sich beruhigt hat, und kichert sofort wieder los. Daher nehme ich an, er meint das ironisch.
    »Klar, ihr versteht euch super. Solange ihr mindestens zwei fest verschlossene Türen zwischen euch habt.«
    »Na gut, wir streiten immer. Aber doch nicht auf eurer Hochzeit. Das würden wir niemals tun. Wir reißen uns schon zusammen, keine Angst.«
    »Dass du dich zusammenreißt, da mache ich mir keine Sorgen.«
    »Deine Mutter wird sich hervorragend benehmen. Gib ihr einfach viel zu essen und wenig zu trinken, dann geht das schon. Und mir am besten umgekehrt.«
    »Hast du ihr überhaupt schon erzählt, dass ihr heiratet?«, will Judith wissen.
    »Nein«, sagt Mark und wirft mir einen schuldbewussten Blick zu. »Ich wollte sichergehen, dass ich sie nüchtern erwische, und das kann ich am Telefon nie wissen.«
    »Ist es momentan wieder so schlimm?« Richard ist plötzlich ernst geworden.
    »Es ist zumindest nicht besser geworden.«
    »Also, mein Sohn, jetzt mal im Ernst: Setz uns einfach weit auseinander. Wahrscheinlich wird sie durchdrehen, wenn sie Priska trifft, aber an der prallt so etwas zum Glück ab.«
    »Wir sollten einen attraktiven Mann neben sie setzen, zur Ablenkung«, schlage ich vor.
    »Ja, gute Idee. Kennen wir einen attraktiven Mann um die sechzig, an dem wir uns dringend für irgendetwas rächen wollen?«
    »Deine Mutter kann doch sehr charmant sein. Das ist keine Rache.«
    »Stimmt.« Mark reibt sich die Augen, das Thema scheint ihn anzustrengen. »Dann gehen wir doch mal deine Verwandtschaft durch und suchen ihr einen sexy Neapolitaner aus.«
    »Wieso sollte der um die sechzig sein? Ein jüngerer Mann lenkt sie sicher noch besser ab.« Rebekka wirft ihrem Vater einen entschuldigenden Blick zu. »Obwohl Männer um die sechzig natürlich auch sehr attraktiv sein können!«
    »Zu spät, Rebekka. Jetzt ist Judith meine Lieblingstochter. Für mindestens einen Tag.«
    »Na gut.« Entspannt lehnt Rebekka sich zurück und schaut Judith an. »Dann könnte deine Lieblingstochter jetzt doch mal Kuchen kaufen gehen für ihren Vater und seine Gäste.«
    »Einmal Sachertorte«, gibt Mark sofort die Bestellung auf. Seine Befürchtungen bezüglich seiner Mutter scheinen sich für den Moment jedenfalls erledigt zu haben. Jetzt, da ich seine Stiefmutter kenne, bin ich eher besorgt, dass sie die Hochzeitsgesellschaft erst mal zum gemeinsamen Mantra-Singen animiert.
    Mark
    Im Gegensatz zu Luisas verbissenem Vater ist mein alter Herr ein echt guter Typ. Er wirkt cool und zufrieden und strahlt dabei eine große innere Ruhe aus. Die 501er sitzt locker um

Weitere Kostenlose Bücher