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Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Titel: Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Baehr , Christian Boehm
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die Sprache. Da habe ich mal ein paar Wochen zu viel gearbeitet, und schon interessiert sich mein Verlobter nicht mehr für mich? Wo war er eigentlich heute Abend? Und mit wem? »Hast du eine andere?«
    »Wer? Ich?« Nach einer halben Ewigkeit dreht sich Mark zu mir um. Er hält eine Flasche Veuve Clicquot und zwei Gläser in der Hand. »Nein«, sagt er endlich und grinst bis über beide Ohren. »Ich bin nur unendlich glücklich.« Zwei Sekunden später gerät er mit den Gläsern ins Wanken, weil ich auf ihn zurenne, meine Arme um ihn werfe und meinen Kopf an seine Brust lege. Ein bisschen Champagner plätschert auf den Boden. Mark stellt die Gläser auf der Arbeitsfläche ab und hält mich fest. »Hey«, sagt er leise.
    »Hey.«
    »Ich hoffe, es ist nicht wegen mir. Aber trotzdem danke.«
    »Danke, dass du mitgekommen wärst.«
    »Je t’en prie.«
    »Wow, dein Französisch ist schon ganz schön gut.«
    »Du musst mir nie mehr Speisekarten übersetzen.«
    »Ach, Speisekarten. Gehen wir denn bald mal wieder essen?«, frage ich sehnsüchtig.
    »Oh ja. Du könntest mich einladen.«
    »Stimmt.« Ich muss lachen. »Das könnte ich wirklich.«
    Jérôme tobt und flucht, als ich ihm gleich am nächsten Morgen meine Entscheidung mitteile. Er schlägt mit der Faust derart fest auf den Tisch, dass seine Rosenquarzlampe klirrt. »Das kannst du nicht machen! Du hast den Job doch noch nicht mal angetreten!«
    »Sei doch froh. Jetzt hast du noch genug Zeit, einen Ersatz zu finden. Mike steht bestimmt schon in den Startlöchern.«
    »Aber ich wollte dich für den Job!«
    Ich zucke mit den Schultern. Seit ich weiß, dass ich nicht nach Paris gehen werde, habe ich wieder eine gesunde Distanz zu meiner Arbeit gewonnen. »Das ehrt mich, Jérôme. Aber ich möchte meinen Job hier behalten.«
    »Du hast keinerlei Ambitionen!«, schimpft mein Chef und zeigt anklagend mit dem Finger auf mich.
    »Doch«, widerspreche ich genervt. Dabei habe ich momentan tatsächlich überhaupt keine Ambitionen. Ich will nur mit einem Kitschroman auf dem Sofa liegen und meine Füße an Marks Oberschenkel wärmen.
    »Die Gehaltserhöhung kannst du dir abschminken«, schnauft Jérôme unsouverän.
    »Das habe ich mir schon fast gedacht«, fauche ich zurück.
    »Es ist doch immer das Gleiche mit euch Frauen«, wütet Jérôme. »Da gibt man euch Verantwortung, und ihr wollt sie gar nicht! Ihr wollt zu Hause eure Kinder füttern. Ist doch so, oder?!«
    »Ich habe gar keine Kinder, Jérôme. Und ich trage gern Verantwortung, aber du weißt genauso gut wie ich, dass dieser Job nicht halb so gut ist, wie er sich angehört hat. Mit diesem Team und diesem Budget kann man keine gute Arbeit leisten.«
    Während ich mich rechtfertige, greift Jérôme panisch zu einer Holzkiste und zieht ein kleines Fläschchen heraus. Mit einer Pipette träufelt er sich ein paar Tropfen des Inhalts auf die Zunge und atmet ein paar Mal tief ein und aus. Perplex beobachte ich ihn.
    »Entschuldige«, sagt er. »Ich nehme immer Bachblüten, wenn ich mich zu sehr aufrege. Sonst werde ich ausfallend.«
    Reiß dich zusammen, Luisa, ermahne ich mich selbst. Du darfst ihn jetzt nicht auch noch auslachen. »Na, das war dann ja jetzt gerade noch rechtzeitig«, sage ich mit mühsam gewahrter Contenance.
    »Du solltest auch was nehmen, Luisa. Siehst müde aus.« Das Zeug scheint zu wirken, mein Chef ist plötzlich wieder ein Mensch.
    »Ich glaube nicht an so was.«
    »Probier es, oder ich schmeiß dich raus.«
    »Wie bitte?«
    »Kleiner Scherz!« Jérôme lacht dröhnend.
    Am Tag meiner Paris-Absage lasse ich mich also von meinem Chef in die Geheimnisse der Bachblüten einweihen. Für mich seien Ulme, Stechginster und Hainbuche gerade optimal, findet Jérôme. Dass wir einen Aufhebungsvertrag machen müssen für den Job in Paris, dass er das Assessment-Center für meine Nachfolge hier in München canceln kann – das interessiert ihn offenbar gerade alles nicht. Ich solle mich direkt an die Personalabteilung wenden, meint er, das sei ja nun alles nicht so wichtig. Er wolle mir lieber noch erklären, wie man Bachblüten durch Schüssler-Salze ergänzen könnte.
    Als Jérôme mich aus seinen esoterischen Fängen entlässt, suche ich Mike. Ich finde ihn in der Kaffeeküche, wo er einer Kollegin schöne Augen macht. »Ich trinke ja auch NUR fair gehandelten Tee«, tönt er gerade, als ich den Raum betrete.
    »Wie geht’s deiner neuen Freundin, Mike?«, frage ich hämisch. Die Kollegin schaut mich

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