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Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen

Titel: Wer ins kalte Wasser springt, muss sich warm anziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Baehr , Christian Boehm
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du dich so auf, Barnie?«
    »Weil mir dieser Konstantin ein bisschen zu sehr um dich herumscharwenzelt.«
    »Du bist eifersüchtig«, mische ich mich mit vollem Mund ein.
    Barnie verschränkt trotzig die Arme. »Bin ich nicht.«
    »Er macht sich halt Sorgen«, versucht Lilly ihn zu besänftigen.
    »Es ist überhaupt nicht seine Aufgabe, sich Sorgen zu machen. Wenn sich hier einer Sorgen macht, dann bin das ich. Punkt.«
    Lilly lächelt kurz, was Barnie nicht merkt, weil der gerade nur Augen für sein leeres Bierglas hat, in das er schlecht gelaunt hineinstarrt. »Ich lass da mal die Luft raus«, sagt er bockig und steht auf. Ich ergreife, als sich Barnie zwanzig Meter weiter in die Schlange am Ausschank eingereiht hat, die Gelegenheit, um Genaues in Erfahrung zu bringen. Lilly aber zieht es vor zu schweigen, weil ich es früher oder später Barnie erzählen würde. Und das wolle sie auf keinen Fall.
    »Ich sage kein Wort. Beim Leben meiner Mutter!«, schwöre ich melodramatisch.
    »Du kannst doch deine Mutter nicht leiden.«
    »Erstens stimmt das gar nicht, zweitens … egal.« Ich muss kurz an ihren Film denken. Und an ihren sehr jungen Freund. »Sieht der Typ eigentlich gut aus?«
    »Wer?«
    »Dieser Oberstaatsanwalt.«
    »Konstantin? Ja. Nicht schlecht.«
    »Dann ist alles klar.«
    »Nein, ist es nicht. Ich hatte heute im Gericht einen kleinen Schwächeanfall, wenn du’s genau wissen willst. Mir wurde plötzlich schwarz vor Augen. So. Konstantin wollte nur wissen, ob’s mir besser geht. Er ist ein guter Chef. Mehr nicht. Wir waren nur ein Mal im Bett. Und das ist Jahre her. War übrigens nicht sehr spektakulär. Außerdem: Wer würde mit mir fettem Walross noch vögeln wollen?«
    »Ich«, sagt Barnie im Brustton der Überzeugung, während er sich auf die Bank niederlässt und Lilly einen Bierkuss auf die Wange drückt.
    »Du bist lieb.«
    »Sie hatte einen Schwächeanfall«, verrate ich.
    »Was?«, schreit Barnie und springt sofort wieder auf.
    »Mark!« Wenn Blicke töten könnten.
    Nachdem sich Lilly und Barnie ausgesprochen haben und mein bester Freund noch schnell gelobt, nie wieder die Eifersuchtskarte auszuspielen, verständigen wir uns auf einen raschen Ortswechsel. Weil wir aber doch ein bisschen was intus haben, muss die schwangere und somit abstinente Lilly das Steuer übernehmen. Während der Fahrt spricht Barnie von seinem neuen absoluten Lieblingsthema: Ehrlichkeit. Wie wichtig doch Ehrlichkeit und Offenheit in einer und für eine Beziehung wären. Dabei schaut er die meiste Zeit mich an. Ich verstehe den Wink mit dem Zaunpfahl. Ich habe Luisa deshalb nichts von dem Haus erzählt, weil … weil … ich ihre Entscheidung für Paris auf keinen Fall beeinflussen will. Zum Schluss bleibt sie wegen mir hier und in zwei Jahren hasst sie mich dafür. Ich habe Barnie gedroht, dass ich ihn töte, sollte er auch nur eine winzige Andeutung Luisa gegenüber machen.
    Wir stehen eine ganze Weile auf der Straße und sehen auf das Haus. Es ist so fantastisch. Ich wünschte, ich könnte hier mit Luisa und meinen Freunden einziehen. Eine große WG mit Gemeinschaftsgarten und separaten Wohnungen. Seit mir Barnie das Haus gezeigt hat, träume ich fast jede Nacht davon. Wie wir auf der Terrasse sitzen und unseren Kindern beim Spielen und Großwerden zusehen, wie wir als Rentner in der Morgensonne frühstücken und abends noch ein Gläschen trinken. Ich muss seufzen.
    »Warum seufzt du?«
    »Manchmal muss man halt seufzen«, antworte ich Lilly ganz beseelt von dem Gedanken. »Ich wünschte, Träume würden wahr.«
    »Bist du jetzt unter die Konjunktivisten gegangen?«, spottet Barnie. Dann zieht er einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und grinst. Er geht zum Eingang, steckt den Schlüssel ins Schloss, dreht zweimal um, öffnet die Tür und bittet mich herein. »Nägel mit Köpfen«, verkündet Barnie stolz. »Du bist natürlich jederzeit willkommen, mein Bester.«
    »Barnie«, spreche ich den Namen meines Lieblingshelden bewundernd aus.
    »Mark.«
    »Du bist ein Teufelskerl!«
    Es ist schon spät, als mich Lilly nach Hause fährt. Sie biegt viel zu schnell in unsere Straße ein. Eigentlich gilt hier Tempo dreißig. Lilly fährt aber gut und gern doppelt so schnell. Im Scheinwerferlicht von Barnies Volvo taucht plötzlich eine telefonierende Luisa auf. Lilly tritt voll auf die Bremse. Ich kann fast das Schwarze in Luisas weit aufgerissenen Augen sehen, bevor ich mir in einem Reflex die Hände vors Gesicht halte. Es

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