Wer ist die Coolste im ganzen Land
auf diese lächerliche Vereinbarung einlassen wollte.
Avalon stieß einen tiefen Seufzer aus und blies Halley dabei ihren Himbeerkaugummi-Atem ins Gesicht. Dann machte sie sich mit einem roten Stift ein paar Notizen auf ihrer Kopie und las weiter vor. »Paragraf drei: Freizeitaktivitäten. Du kannst bis zum nächsten Quartal in der Turnmannschaft bleiben. Und wenn eine von uns sich im nächsten Quartal bei einer anderen Mannschaft bewerben will, müssen wir das vorher miteinander abklären.«
»Du gibst das Turnen auf?« Sie turnten schon ihr ganzes Leben zusammen - und gestern im Training hatte Avalon eine Spitzenperformance hingelegt, auch wenn ihre Brüste mehr herumgehüpft waren als sie selbst. »Aber du liebst das Turnen.«
»Ähm … ich glaube, ich kann auch ohne den Schwebebalken überleben.« Avalon fächelte sich mit ihrem Hefter Luft zu, sodass ihre blonden Haare sanft um ihr Gesicht wehten, und kickte mit einer goldenen Sandalette ein Kieselsteinchen vom Weg. »Paragraf vier: Gesellschaftliches Leben. Wie du siehst, enthält dieser Absatz mehrere Klauseln, einschließlich der über die Aufteilung unseres Freundeskreises. Aber vor allem möchte ich über die BFFI-Klausel sprechen, laut der ich die Party allein geben werde.«
»Warte, warte, warte.« Halley räusperte sich und schob den Riemen ihrer kalbsledernen grauen Tasche auf der Schulter höher. Wäre sie nicht so perplex gewesen, hätte sie höhnisch gelacht. »Du willst also immer noch eine Party geben, die unsere Freundschaft feiert, obwohl es da nichts mehr zu feiern gibt?«
Die »Streithühner«, oder besser gesagt, drei der Unglücklichen, die diesem perfekt benannten Debatier-Club angehörten, hatten neben dem Eingang einen Verkaufsstand mit Backwaren in der Halle aufgebaut: An ihren verdächtig unbeteiligten Mienen war deutlich abzulesen, dass sie jedes Wort der Unterhaltung gierig belauschten. Halley warf ihnen einen finsteren Blick zu.
»Natürlich.« Avalon nickte. »Ich ändere den Namen einfach in Die Greene-Party oder so was in der Art um. Vielleicht verbinde ich das Ganze noch mit einem ökologisch nachhaltigen Fashion-Motto. Keine Sorge, die Details werde ich noch ausarbeiten.«
»Das glaub ich dir aufs Wort.« Halley versuchte, so reserviert wie möglich zu bleiben, zumal sie an der Party sowieso kein Interesse hatte. »Aber wen willst du einladen? Die drei Freundinnen da drüben, die laut deiner armseligen Vereinbarung - der ich im Übrigen noch in keiner Weise zugestimmt habe - zu deinem Territorium gehören?«
»Irrtum. Noch hab ich nicht zugestimmt, dass ich den Garten gegen die Eingangshalle tausche.« Avalon grinste überheblich und schaute kopfschüttelnd zum gewölbten Eingangsportal der Schule hinauf. »Außerdem werde ich … das komplette Cheerleader-Team einladen!«
»Juhu!«, kreischte Halley übertrieben fröhlich und warf cheerleadermäßig die Arme in die Luft. Ihretwegen konnte
Avalon mit ihren hyperaktiven Freundinnen so viele Partys veranstalten, wie sie wollte - und dass sie tatsächlich glaubte, es würde ihr etwas ausmachen, diese kleine Tussen-Fete zu verpassen, war mehr als tragisch.
»Gut. Dann kommen wir zu … Paragraf fünf: Hunde-Sorgerecht.« Avalon nahm eine Hand von ihrer Tote-Bag, die sie als Schreibunterlage benutzt hatte, um sich eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen.
Hunde-Sorgerecht? Avalon hatte Pucci anfangs noch nicht einmal haben wollen . Sie hatte Halley sogar gedrängt, sich von ihren Eltern einen Mops zu wünschen.
»Du bekommst Pucci jeden Montag, Dienstag und Donnerstag und jeden zweiten Freitag«, sagte Avalon, »und ich an den restlichen Tagen.«
»Aber das heißt, dass du viel mehr Zeit mit ihr verbringen kannst, weil ich sie nur an den Schultagen habe und du das ganze Wochenende«, wendete Halley ein, während ihr Magen sich zusammenzog. Erst bildete Avalon sich ein, sie könnte sich den Serenity-Garten unter den Nagel reißen … und jetzt auch noch Pucci?
»Stimmt, aber soll ich dir mal was sagen? Du kannst von Glück reden, dass ich nicht das alleinige Sorgerecht für sie beanspruche.« Avalon atmete tief ein, bevor sie fortfuhr. »Ich meine, schließlich habe ich den ganzen Sommer auf sie aufgepasst - und das waren nun mal die prägendsten Monate ihres Lebens. Außerdem ist dein chaotischer Lebensstil für Puccis Entwicklung nicht gerade förderlich. Sie ist doch beinahe noch ein Welpe, machen wir uns also nichts vor: Du bist ein schlechter Umgang für sie und
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